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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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leicht entkommst du
mir nicht!“, brummte sie und kam breitbeinig herein marschiert.
    Svija wollte sich
umdrehen und springen, doch da packte Toiva sie schon am Mantel.
    „Du bist mein
Schützling, du darfst nicht fliehen! Wir Mondschwingen wären dem Untergang
geweiht, wenn jede Elster ihrer Bestimmung entfliehen würde!“
    „Bestimmung? Bestimmung
nennst du das?“ Svija funkelte die Königin bitterböse an. „Meine Bestimmung ist
zu klauen, Menschen auszuspionieren und zu töten, immer und immer nur zu töten?
Das ist sie nicht und das weißt du genauso gut wie ich.“
    „Aber das ist nun mal
Teil dieser Welt. Das ist ein Teil Malvös. Wenn jeder meiner Schützlinge so stur
wäre wie du, Svija, dann wären wir schon lange zum Verlieren verdammt!“
    „Sind wird das nicht
schon längst? Wir Mondschwingen sind in deutlicher Unterzahl, wir verstecken
uns doch nur vor unsren Feinden und trauen uns nicht herauszukommen, weil wir
wissen, dass wir nicht gewinnen können. Vor ein paar Jahrzehnten, da waren wir
vielleicht noch in der Lage dazu, aber nicht jetzt, nicht mehr!“ Svija
schnappte nach Luft und stand auf. „Ich fühle mich nicht als ein Teil dieser
Welt, ich will mit all dem hier nichts zu tun haben. Sollt ihr doch kämpfen und
eure Feinde weiter hassen und eure Feinde sollen euch hassen, für immer und
ewig. Vielleicht wird niemals einer der zwei Seiten gewinnen. Und dennoch würde
niemand das Hassen verlernen, ist es nicht so? Hassen ist einfacher als
vergeben.“
    „So ist unsere Welt nun
einmal! Wer soll sich als Erstes entschuldigen? Wir oder unsere Feinde? Wer
soll sich zuerst in die Höhle des Löwen wagen? Niemand wird das tun, denn einen
ewigen Streit vergisst man nicht einfach. Beide Seiten haben Fehler gemacht und
beide Seiten machen sie noch immer. Erwartest du etwa, dass irgendjemand diesen
ewigen Kreislauf durchbrechen kann? Niemand kann das, Svija, niemand, und darum
bleibt uns nichts anderes übrig als zu kämpfen.“ Wie eine Rednerin stand Toiva
vor dem Fenster, nur manchmal schaute sie zur Seite und blickte Svija in die
Augen.
    „ Du kannst etwas dagegen tun“, sagte das Mädchen. „Du bist eine
Königin, wenn nicht du etwas tun kannst, dann niemand. Du und Liv könnt das
Hassen beenden, wenn ihr nur mutig genug wärt!“  
    „Wie soll ich das Hassen
beenden? Nach allem was ich erlebt habe? Nach all den Geschichten, die ich
hörte, nach all den Kriegen, in denen ich teilnahm. Menschen haben mir die
Person genommen, die mir am wichtigsten ist. Sie haben Einar umgebracht, im
Krieg ist er gefallen. Wie soll ich da aufhören zu hassen?“
      „Irgendwo wird es auch Frauen geben unter den
Menschen, deren Männer durch die Klingen deiner Männer getötet wurden. Auch sie
werden die Feinde hassen und ihren Hass pflanzen sie in die Herzen ihrer
Kinder. Zahllose Menschen und Mondschwingen werden noch zu Grunde gehen, aber
der Hass, die Rache wird niemals sterben.“
    Toiva sah sie nicht an.
„Ich weiß“, flüsterte sie auf einmal und sie sah traurig aus.
    „Vielleicht sollte ich
es wirklich versuchen. Aufhören zu hassen.“ Sie atmete tief ein. „Aber noch,
noch kann ich es nicht, weißt du? Ich habe das Gefühl, dass ich noch ein
Weilchen brauche, um zu vergeben. Ein Weilchen, um Einar zu vergessen.“
    Svija setzte sich zurück
auf den Fenstersims und ließ die Beine an der Wand herunterbaumeln.
    „Das musst du doch gar
nicht“, meinte sie und sprang.
                                                  

 
    Linus konnte nur
hinterher schauen. Wie eine tanzende Marionette flog Svija davon, hoch über den
grünen Häusern der Burg. Und Toiva ließ sie gehen, ohne sie zurückzurufen, ohne
ihr zu folgen.
    „Sie hat recht, denke
ich.“ Die Königin wandte sich zu Linus um, traurig sah sie aus. Er kannte sie
anders, er kannte sie nicht so. So zerbrechlich.
    Ein bisschen ärgerte er
sich, dass er noch hier stand und nicht mit Svija gegangen war. Aber eigentlich
wusste er doch, dass es die richtige Entscheidung gewesen war.
    „Gehen wir zurück“,
schlug Toiva vor. „Die Adligen erwarten uns im Speisesaal. Die Aufregung hat
sich gelegt, weißt du?“
    Linus schloss das
schillernde Fenster und schaute dem hüpfenden Schemen in der Nacht hinterher.

 
 

 
 
    RUBENS
    und der Sieg über die Feinde
                               

 
    Das Fest begann, als die
Monde am höchsten Punkt standen.
    Überall hingen

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