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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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ein
wenig weiterleben dürften. Ob sich ihr Weg fortsetzen würde.
    Zwei Wächter standen am Ende des Ganges,
Augen funkelten ihnen hinter eisernen Masken entgegen. Sie erkannten Wig und
Tunk, ihr Blick glitt zu den Mädchen. Sie nickten und öffneten langsam die
Türe.
    Masken, eiserne Masken. Es waren die Männer
mit den eisernen Masken, die Gwaedja mit sich genommen hatten.
    Nun, dachte Svija, gibt es kein Zurück
mehr.
                                                  
    Der König oder was auch immer er war, saß
auf einem schlichten Thron aus Holz und schaute ungerührt seiner neuen Beute
entgegen.
    Er war noch jung, kaum älter als Svija. Seine
Gesichtszüge waren weich, er war blass und schaute ernst aus.
    „Neue Gäste, wie mir scheint.“ Er sah nicht
bösartig aus, auch nicht spöttisch. Er war ein unbedeutender Junge, mehr nicht.
    „Sie waren in der Nähe der Luke. Sie haben
uns gesehen.“ Wig und Tunk verbeugten sich hastig. „Wir dachten, es sei besser,
sie zu Euch zu bringen.“
    „Zu uns Weißen gehören sie jedenfalls nicht.
Wer seid ihr? Jäger oder Elstern oder Menschen?“
    Da war sie nun. Die Frage.
    Svija wusste nicht, was sie sagen sollte.
Eine falsche Antwort und sie wären tot, so hatten es jedenfalls die zwei Männer
behauptet. Drei Möglichkeiten, eine war richtig, zwei waren falsch.
    „Wir sind Zerrissene.“ Es war Amber, die schließlich
die Stille brach. „Und keine Jäger.“
    Thijs grinste, sein Gesicht sah noch
jungenhafter aus. „Eine kluge Antwort. Eine Mischung aus beidem, weder Mensch
noch Elster.“
    Der Mann auf dem Thron grinste. „Zugegeben:
es war allzu offensichtlich, dass wir nichts mit Jägern zu schaffen haben. Vor
wem sonst sollten wir uns unter der Erde, ein paar Schritte von der
Dunkelmondburg entfernt, verstecken, wenn nicht vor den Sternenjägern? Ihr seid
nicht dumm.“ Er starrte Amber an, sie und ihre weißen Haare. Sie schimmerten im
Licht der Fackeln und Laternen.
    Thijs stand auf, kam von seinem Thron herunter
und blieb dicht vor den Mädchen stehen. Svija spürte seinen Atem in den Haaren.
    „Dennoch weiß ich nicht, ob ich euch
vertrauen kann“, sagte er leise.
    „Das kannst du“, presste Amber hervor.
„Oder kannst du sogar deiner eigenen Schwester nicht trauen?“
                                                  
    Wortlos schickte Thijs Wig und Tunk aus
seinem Thronsaal.
    Thijs. Jetzt erinnerte sich Svija wieder.
Amber hatte einmal von ihrem Bruder erzählt. Gwaedja hatte ihr gesagt, dass er
auf einer großen Burg lebte, bei seinem Vater.
    Die Geschwister hatten sich noch nie
gesehen. Jetzt stand Amber still vor ihrem Bruder und ihre Miene blieb ausdruckslos.
    „Schwester“, murmelte Thijs. Er nahm eine
silberne Strähne in die Hand und ließ sie sofort wieder fallen, als hätte er
sich daran verbrannt. „Wir sind uns noch nie begegnet. Amber ist dein Name,
nicht wahr? Ich weiß, dass du es bist, niemand sonst hat solch weiße Haare wie
Gwaedja.“
    Gwaedja war seine Mutter, und doch … es
waren Männer mit Masken gewesen, mit weißen Mänteln …
    Thijs trat ein paar Schritte zurück, bis ihm
eine Wand den Weg versperrte. Seine Finger fuhren über einen Teppich, über dunkelrote
Berge, über schwarze Vögel auf hellen Wolken, über kristallblaue Seen, die im
Licht einer untergehenden Sonne überirdisch funkelten.
      „Ich
kann nicht beurteilen, ob du aussiehst wie dein Vater … wie unser Vater. Ich hab ihn erst einmal
gesehen, es war dunkel damals, ich hab nicht viel von ihm gesehen.“
    „Sei froh“, flüsterte Thijs. „Hätte ich das
gleiche Glück wie du, dann stünde ich jetzt nicht hier.“ Er sah Ambers
fragenden Blick und seufzte. „Ich schätze, es gibt vieles zu erklären.“ Er ließ
die Schultern hängen und sah noch ein bisschen jünger aus. Wie ein kleiner
Junge, der ein großer sein wollte.
    „Wir Weißen sind Menschen. Wir verstecken
uns hier unten, in den Höhlen und planen einen Krieg. Zwischen uns … und den
Sternenjägern. Viele lebten bis vor kurzem noch auf der Burg, wo wir uns
manchmal heimlich trafen. Wir hassten Kastja und all die anderen Jäger. Unser
Bund entstand kurz nachdem ich auf dem Platz der Gebrochenen Flügel eine
Mondschwinge hätte anspucken sollen - ich konnte es nicht und darum bestrafte
mich Kastja. Er redete kein Wort mehr mit mir. Viele Jungen und Mädchen suchten
mich auf, nicht viel älter als ich,

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