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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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haben wir zu viel Essen mitgenommen, schweres Pökelfleisch, Tonnen von
Wein, wir haben unzählige Waffen unter Deck, obwohl wir lediglich die Schwerter
an unserer Seite brauchen. Nur wenige Dinge, nicht viel.“
    Nicht
viel … Die Hälfte der Kanonen, Waffen, Wein …
    „Wisst Ihr, welch Vermögen ihr von Bord
werfen wollt? Die Waffen, die besten, die wir haben, der würzigste Wein, wir
haben unsere Speisekammern ausgeräumt für diese Fahrt – das alles soll nicht viel sein?“ Wenn Rubens ehrlich
war, interessierte ihn das nicht sonderlich, die Kanonen hatte er noch nie
gemocht. Er hatte selten eine andere Waffe als sein eigenes Schwert in den
Händen gehalten, Wein verwirrte ihn zu häufig – er selbst würde nichts davon
nachtrauern.
    Er wusste nur, was Kastja dazu sagen würde.
Wenn er dafür nicht Rubens den Hals umdrehte, dann zumindest Nigs. Wenn Kastja
wütend war, war er unberechenbar.
    „Wenn wir nichts tun, die Elstern nur jagen
und trotzdem nicht an sie herankommen, werden wir uns ewig Vorwürfe machen. Uns
bleibt keine andere Möglichkeit.“ Nigs reckte das Kinn in die Höhe, stellte
sich auf sie Zehenspitzen.
    Rubens‘ Kopf brummte, Übelkeit übermannte
ihn ein weiteres Mal. Er übergab sich über die Reling und verfluchte stumm den
Molmsund-See. „Ja, verdammt, dann machen wir es eben!“
    Nigs drehte sich um und klatschte in die
Hände. Er schrie etwas, zu den Kriegern und den Schiffsjungen.
    Dann schlug Nigs dem Anführer auf den
Rücken. „Nun“, hauchte der Geisterrufer andächtig „nun kann es also beginnen.“
                                                  

 
    Die Jäger kamen ihrer Beute näher, Welle um
Welle, die Lichter wurden größer.
    Dutzende Krieger standen an der Reling und
schauten gemeinsam zu den Feinden. Es war eine eigenartige Spannung, die
zwischen ihnen herrschte, eine Mischung aus Vorfreude und Angst.
    Rubens ahnte, dass er nicht mehr zurück
konnte. Er musste kämpfen, gegen Feinde, die sein Leben hätten retten können.
Er tötete Elstern, kämpfte mit Menschen. Alles falsch herum, er musste es nur
drehen.
    Sie kamen näher, lauernd und leise und
schnell, wie hungrige Tiere.
                                                  

 
    Schließlich ging alles Schlag auf Schlag.
    Die Schatten wurden zu Menschen, die Punkte
zu Schiffen.
    Hinter verbeulten Kisten, auf drei
einzelnen Schiffen, im Schutz der Dunkelheit, kauerten Jäger, mit Fackeln in den
Händen und warteten auf einen Ruf, auf einen einzigen.
    Auf drei Schiffen waren die Kanonen
verteilt, die dunklen Mäuler Richtung Feinde ausgerichtet, verlangten wortlos
nach Feuer. Rubens musste nur die Hand heben, sie war so schwer …
    Auf den Schiffen der Feinde sah man Elstern,
die meisten schliefen schon. Sie hätten nur einmal in die Dunkelheit schauen
müssen.
    Rubens wagte kaum zu atmen. Jeder wartete
auf ihn, auf ihn und seine Hand. Er hatte noch nie etwas Schlimmeres getan.
    Es würde sein Tod sein, dieser Kampf, so
oder so.
    Er hob die Hand, formte die Lippen.
„Feuer“, flüsterte er, mehr nicht.
    Das Meer aus gesichtslosen Gestalten
erwachte, Konturen bewegten sich von links nach rechts, die Nacht wurde
verdrängt von Fackeln.
    Schreie gellten zu ihnen herüber, die
Mondschwingen hatten ihre Feinde gesichtet.
    Dann war alles still, einen Moment lang.
Nichts konnte man hören, nicht einmal den wispernden Wind in den Segeln.
    Das Schweigen zerbarst in tosendem Donnern.
    Man hörte das Bersten von Holz,
Schmerzensschreie, die einen Moment später vom Tod verschluckt wurden
      „Füllt die Kanonen wieder mit Schießpulver!“,
befahl Nigs. Er hatte begriffen, dass Rubens dazu nicht in der Lage war. Er
stand nur da, an der Reling und betrachtete sein Volk beim Sterben.

 

 
    TOIVA
    und der Kampf zwischen den Schiffen

 
 
    Die Explosion war gewaltig. Eine Kaskade
aus Feuerfingern und umher schleuderndem Holz fegte über Toiva hinweg und
drückte sie mit aller Kraft auf die Planken hinab.
    Sie war gerade am Bug gestanden, wieder
einmal, weil sie nicht hatte schlafen können. Der Angriff war ganz plötzlich
gekommen, sie lag dort unten, die Arme vorm Gesicht, und wusste ganz genau, was
sie erwarten würde, wenn sie aufblickte. Ein Mann half ihr auf die Beine, sie
fühlten sich wackelig an. Sie machte Schritt für Schritt und guckte nur
widerwillig auf.
    Da waren sie natürlich, die feindlichen
Schiffe, vier

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