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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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doch sie hatten das Leben auf der Burg
genauso satt wie ich und irgendwann beschlossen wir schließlich gemeinsam
zurückzuschlagen, so gut es eben ging. Jemand entdeckte die Höhlen unter der
Burg, wir haben gegraben und ein Lager aufgebaut.“ Er trat ein paar Schritte
nach vorne, sah Amber an. „Wir wollen kämpfen. Wir sind stark und groß genug,
um gegen die Jäger anzukommen. Der Krieg wird bald beginnen.“ Jetzt, da er so
sprach, sah er aus wie Mann, jemand, der in den Krieg ziehen wollte.
    „Malvö spielt verrückt“, raunte Amber.
„Elstern hassen Menschen, Menschen hassen Elstern, Aufsässige hassen den Krieg,
Menschen hassen Menschen. Eigentlich ist das alles ein einziger Kampf, jeder
gegen jeden, oder nicht?“ Ihre Augen waren immer noch ganz groß. „Und du … du
bist der Anführer. Weil du die Jäger am meisten hasst. Weil du Kastja am
meisten hasst, deinen eigenen Vater.“
      „Niemand hasst ihn und die anderen mehr als
ich. Ich will mich rächen für all die schlimmen Jahre, für jedes einzelne
grausame Jahr. In ein paar Tagen ist es soweit, wir werden angreifen. Viele
Jäger haben die Burg verlassen, um die Elstern zu jagen.“
    Toiva. Sie jagten Toiva und all die
anderen. Sie mussten sich beeilen.
    „Was habt ihr vor? Alle Jäger zu töten? Mit
Krieg Krieg bekämpfen? Mit Blut Blut rächen?“ Amber spuckte die Worte hervor. Nun
war sie es, die ihrem Bruder entgegenlief und vor ihm stehen blieb. „Man kann
doch nicht immer töten. Immer nur Blut vergießen.“
    Thijs lächelte, seine Lippen zuckten. „Du
klingst wie deine Mutter. Ich habe sie manchmal getroffen, sie hört sich
genauso an wie du.“ Er hob die Hand, hielt inne und wandte sich zu seinem Thron
um. „Dieses eine Mal noch, nur noch ein Mal. Dann hat das Blutvergießen ein
Ende.“ Er schaute über seine Schulter, zu ihr nach hinten. „Ich habe mir unsere
erste Begegnung anders vorgestellt. Das Erste, über das wir reden, ist Krieg.
Ist das nicht traurig? Ich kenne dich nicht. Erzähl mir etwas über deine
Vergangenheit, irgendwas.“
    Amber runzelte die Stirn. „Nicht jetzt.“
    Thijs setzte sich auf seinen Thron. „Warum
bist du hier? Du und das andere Mädchen?“
    „In der Nähe war eine Beerdigung“, platzte
es aus Svija heraus. Sie durften nichts von Gwaedja erzählen, erst recht nicht,
dass sie nach ihr suchten. Schließlich war Thijs doch der Entführer, er und
niemand sonst. Gwaedja musste sich irgendwo hier unten in den Höhlen befinden,
vielleicht waren sie nur wenige steinerne Wände von ihr entfernt. „Ein Freund
von uns. Er ist von einem Wüter gebissen worden.“
    Thijs verzog das Gesicht. „In diesem Winter
streunen mehr Krallwüter herum als in den letzten Jahren. Es schneit viel mehr
als sonst, es ist kälter, sie sind ständig auf Nahrungssuche.“
    Svija wollte das nicht hören. Es klang so
nebensächlich, wie er redete, als sei Linus nicht mehr als ein Stück Nahrung
gewesen.
    „Man konnte nichts mehr für ihn tun? Selbst
nicht nach der Tiefenstarre?“
    Svija verstand ihn erst sehr spät. Sie
schreckte auf, wie aus einem bösen Traum.
    „Tiefenstarre?“ Die Buchstaben fühlten sich
spröde an auf ihren Lippen.
    Thijs schmunzelte. Svija hätte ihn schlagen
können dafür, links und rechts und links und rechts. „So wenige wissen nur
davon. Die Zähne der Wüter sind giftig, ihre Beute verfällt nach einem Biss in
eine Starre, damit sich das Opfer nicht wehrt, wenn sie es verzehren wollen.
Manche werden doch noch verschont, warum auch immer, und wachen einige Zeit
später wieder auf – als sei nichts passiert.“ Er fuhr über die Lehne, schaute
auf seine Hand hinab und pustete den Staub von seinen Fingerkuppen. „Ihr
wusstet nicht davon, nicht wahr?“
    Svija rührte sich noch immer nicht. „Das
heißt …“ Ihre Stimme versagte.
    „Ich befürchte, er wird in seinem kalten
Grab aufwachen. Und ersticken, so fürchterlich es klingen mag.“ Erst jetzt
schaute Thijs wieder auf. „Wann wurde er gebissen?“
    Svija hörte nicht mehr zu, sie rannte schon
und riss die Türen auf.
    „Das Urteil scheint nicht sehr mild ausgefallen
zu sein“, brummte Tunk und breitete die Arme aus. Svija sauste vorbei, sie
hörte Stimmen und Schritte und war im nächsten Moment in Tunks unbarmherziger
Umarmung gefangen.
    Svija trat um sich, sie riss den Mund auf
und wollte beißen, am besten in Tunks Arm, ganz fest. Sie weinte, wieder
einmal, vor Wut und Hilflosigkeit und Angst.
    „Lasst sie laufen.“ Thijs,

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