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MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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ähnliche Abkömmlinge dieses Elbengeschlechtes geben. Vielleicht auch in Schottland, überlegte ich. Auch die Shellycoats waren Elben und tanzten nachts in und an den Seen.
Hier war ich das erste Mal auf einen Beweis gestoßen, dass die Shellycoats nicht nur grausam waren, vorausgesetzt, bei den Gwragedd Annwn handelte es sich ebenfalls um Shellycoats, die von den Walisern nur anders bezeichnet wurden. Ich beschloss, mir die wichtigsten Dinge zu kopieren, und machte mich auf die Suche nach der Bibliothekarin, um nach einem Kopierer zu fragen. Plötzlich hörte ich Schritte, schwere Schritte. Erstaunt sah ich auf. Die Stimmen, die ich hörte, kamen mir bekannt vor. Ich lief aus dem Mittelgang in eine der Regalreihen. Dr. Erickson und Calum gingen, in ein Gespräch vertieft, an mir vorbei. Die Stimmen wurden leiser und die Schritte verklangen. Die beiden waren in den nächsten Raum gegangen. Weshalb versteckte ich mich vor ihnen? Das hier war eine öffentliche Bibliothek. Ich kam mir bescheuert vor, wie ich hier an das Regal gepresst stand. Neugierde überkam mich. Was wollten die beiden hier? Unschlüssig hielt ich das Buch in meiner Hand. Sollte ich nach einem Kopierer suchen oder in den Nebenraum gehen und nachsehen, was die beiden dort taten? Meine Neugierde siegte. Ich schlich auf Zehenspitzen zurück und schaute vorsichtig um die Ecke. Jetzt hörte ich die Stimmen deutlicher. Sie suchten ein Buch. Leise schlich ich näher.
„Ich bin mir sicher, dass es hier stehen muss“, hörte ich die Stimme von Dr. Erickson.
Konnte ich noch eine Regalreihe riskieren? Ich war direkt hinter ihnen.
„Ich habe es extra zu den Büchern über die Shellycoats gestellt.“
Jetzt war seine Stimme so deutlich, dass ich erschrak. Wenn sie bloß nicht in meine Reihe kamen, betete ich. Die Situation wäre überaus peinlich.
„Ich hatte mir fest vorgenommen, einmal zu recherchieren, ob ihr und die Gwragedd Annwn ein und dasselbe Geschlecht seid.“
„Du hättest nur fragen brauchen“, hörte ich Calum. Der Klang seiner Stimme verursachte mir eine Gänsehaut. So lange hatte ich sie nicht gehört. Ich stellte mich nah an die Bücher, um keinen Preis wollte ich nur ein Wort verpassen.
„Ich habe seit Jahren nicht daran gedacht“, verteidigte sich Dr. Erickson.
„Die Waliser bezeichnen unser Volk als Gwragedd Annwn. Unsere Clans unterscheiden sich kaum voneinander“, antwortete Calum.
Ich drückte das Buch fester an mich.
„Dann beweist das Buch, dass ihr und die Menschen …“ Dr. Ericksons Stimme klang triumphierend.
In diesem Moment wurde vor meiner Nase ein Buch aus dem Regal gezogen und ich starrte in Calums blaue Augen.
Vor Schreck taumelte ich zurück und ließ das Buch fallen. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass es unter das Regal rutschte. Dann lief ich so schnell ich konnte aus dem Raum. Es war nicht einfach, den Ausgang zu finden. Als ich endlich auf der Straße stand, lehnte ich mich an das Gemäuer und rang nach Luft.
Ich war so erschrocken, dass ich nicht darüber nachgedacht hatte, was ich tat. Ob er mir gefolgt war? Schnell ließ ich die Bibliothek hinter mir und verschwand in der Menschenmenge.
Ich ärgerte mich, dass ich das Buch verloren hatte, und hoffte, dass die beiden es fanden. Was wollte Dr. Erickson damit? Er musste es schon vor Jahren gefunden haben. Jetzt war ich kein bisschen schlauer, im Gegenteil.
Die nächsten Tage in Edinburgh waren ausgefüllt mit Aktivitäten, die Ethan für uns geplant hatte. Konzerte, Ausstellungen, und es war unmöglich für mich, noch einmal ungestört in die Bibliothek zu entwischen.
Wir fuhren zurück in die Wildnis, wie Amelie immer betonte. Ich fand es toll, nach den lauten Tagen in der Stadt wieder durch die Highlands zu fahren. Wenn mir vor einem Jahr jemand erzählt hätte, dass ich die Natur einmal der Stadt vorziehen würde, ich hätte ihn ausgelacht.
Der Rückweg führte uns durch das Rannoch Moor zum Glencoe-Tal, wo im Jahr 1692 das berühmt-berüchtigte Massaker gegen den Clan der McDonalds stattgefunden hatte. Dann blieben wir einige Tage in Fort William und Ethan überredete Peter, Amelie und mich, mit ihm den Ben Nevis zu besteigen. Nur mit Mühe und Not erreichten wir bei strömendem Regen nach sechs Stunden die Spitze des Berges.
Die letzten Tage der Reise verbrachten wir am Loch Maree. Wir schlugen unsere Zelte im Schutz alter Kiefern auf. Amelie und ich sammelten Feuerholz, bis wir für die nächsten drei Tage einen ausreichenden Vorrat hatten. Ethan und Peter

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