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MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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sich.
„Ich weiß, Dr. Erickson hat es mir heute gesagt. Ich wäre  sowieso heute Nacht hergekommen“, fügte er mit rauer Stimme hinzu.
„Gibt es keinen Ausweg mehr?“
Wir hatten dieses Thema so oft besprochen, dass es eher eine rhetorische Frage war.
Im Licht der Dämmerung sah ich, dass seine Augen vor Verzweiflung hell wurden.
Unerbittlich kam der Morgen. Ich wollte ihn festhalten und klammerte mich an seine Brust. Sanft löste er sich von mir und stand auf.
„Lass uns vernünftig sein, wir können vor unserem Schicksal nicht davonlaufen“, bat er mich.
„Das kann ich nicht, bleib noch, nur ein bisschen.“ Ich setzte mich auf die Bettkante. War es so einfach für ihn?
„Du kannst die Sonne nicht aufhalten.“
Er strich eine Haarsträhne aus meinem Gesicht.
„Die Sonne nicht, aber vielleicht die Zeit.“ Ich lächelte ihn an.
„Ich weiß nicht, wie ich ohne dich leben soll.“ Meine letzten Worte kamen nur als verzweifeltes Flüstern über meine Lippen.
Er kniete sich vor mich und nahm meine Hände in seine.
„Em, ich liebe dich. Du bist meine ganze Welt. Egal, was  passiert. Ich möchte, dass du weißt, dass mein Herz immer nur für dich schlagen wird.“
Er nahm meine Hand und legte sie auf sein Herz. Verzweifelt versuchte ich, die Tränen zurückzuhalten.
„Du wirst weiterleben, hörst du? Versprich es mir. Du wirst jeden Tag aufstehen und die Dinge tun, die dir wichtig sind.  Und ich werde immer an dich denken.“
Resigniert nickte ich, ohne ihn anzuschauen. Er hob mein Kinn und küsste mich ein letztes Mal sanft auf die Lippen.
Das leise Knarren des Fensters sagte mir, dass er fort war. Eiskalter Wind fuhr ins Zimmer, doch ich war unfähig, mich zu bewegen. Langsam tropften die Tränen aus meinen Augen.
Kurze Zeit später huschte Amelie herein.
„Brr, ist das kalt hier.“
Schnell schloss sie das Fenster und setzte sich neben mich aufs Bett.
„Hast du ihn gesehen?“, fragte sie vorsichtig.
Ich nickte.
„Er war hier.“
„Er war hier?“ Ihre Stimme klang vor Aufregung unnatürlich hoch.
Sie legte ihren Arm um mich und ich vergrub mein Gesicht an ihrer Schulter.
Bree sah mich genauso sorgenvoll an wie die ganzen letzten Tage, als ich zum Frühstück kam.
„Möchtest du ein Rührei?“, fragte sie fürsorglich und strich mir über mein Haar.
„Gern“, antwortete ich ihr.
Ich wollte ihr nicht böse sein, sie hatte alles in ihrer Macht Stehende getan, damit ich bleiben konnte. Lustlos stocherte ich kurze Zeit später in meinem Ei herum. Das Frühstück verlief ausgesprochen ruhig. Amelie hatte Peter erzählt, dass Ethan vorhatte, mich zurückzuschicken, und dieser funkelte seinen Vater böse an.
Ethan wich seinem Blick aus und versuchte, Hannah und Amber dazu zu bewegen, ein Toast zu essen.
Unerwartet schlug Peter mit der flachen Hand auf den Tisch. Erschrocken fuhren wir zusammen.
„Dad, das kann nicht dein Ernst sein. Du kannst Emma nicht in die Staaten zurückschicken. Wir sind die einzige Familie, die sie hat. Dass du sie bei wildfremden Menschen leben lassen möchtest … Ich kann das nicht glauben. Würdest du das auch mit einem von uns tun?“
Ich hielt den Atem an. Noch nie hatte Peter in diesem Ton mit Ethan geredet. Ich erwartete, dass Ethan explodierte, ihn anschreien würde.
Doch Ethan schwieg. Alle sahen ihn an.
Dann fuhr er sich mit beiden Händen über sein müdes Gesicht.
„Ich weiß, dass es für euch schwer zu verstehen ist.“
Wieder schwieg er. Ich sah ihm an, wie er mit sich rang.
„Emma, Peter, Bree, wir fahren zu Dr. Erickson. Ich möchte, dass ihr den Grund für meine Entscheidung versteht. Amelie, du bleibst mit Hannah und Amber zu Hause.“
Sein Ton duldete keinen Widerspruch, und obwohl Amelie ihr Gesicht verzog, erhob sie keine Einwände.
 
 

16. Kapitel

„Wir müssen mit Dr. Erickson sprechen, ist er da?“, fragte Ethan Sophie, die uns die Tür öffnete. Sie nickte und ließ uns ins Haus.
Dr. Erickson saß mit Calum im Wohnzimmer. Ihren Mienen nach zu urteilen, hatten sie ein ernstes Gespräch geführt. Ich konnte mir denken, worum es ging. Worum es in der letzten Zeit immer ging. Als wir ins Zimmer marschiert kamen, standen beide auf. Dr. Erickson runzelte die Brauen. Niemand sagte etwas. Nach einigen Sekunden des Schweigens forderte Dr. Erickson uns auf, Platz zu nehmen. Calum trat zu mir und zog mich auf das Sofa. Peter setzte sich zu uns. Erst Sophie entspannte die Lage, als sie mit einem Tablett voller Tassen und Keksen das Zimmer betrat. Bree

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