MondSilberLicht
schmückt.“ Sie verstummte.
Mitfühlend sah ich sie an. Da war ich so glücklich mit Calum gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, dass es bei Amelie und Aidan nicht genauso war.
Das war egoistisch von mir. Ich zog sie an mich, um sie zu trösten. Sie lehnte ihren Kopf gegen meine Schulter und schwieg.
„Mit dir und Calum, das ist etwas Besonderes“, sagte sie nach einer Weile. „Ich habe schließlich mehr Erfahrungen mit Jungs. Allein, wie er dich anschaut. Ich wünschte, dass eines Tages mich auch jemand so anblickt.“
Versonnen sah ich vor mich hin und dachte an Calums wunderschöne dunkelblaue Augen, die mich so durcheinander bringen konnten.
„Ich muss etwas unternehmen, Amelie. Ich halte das nicht aus.“
„Ich wüsste nicht, wie ich dir helfen kann. Dr. Erickson lässt niemanden aus der Familie zu ihm. Ich weiß nicht, ob Aidan ihn noch einmal besuchen darf.“
„Ich möchte nicht, dass du mir hilfst. Ich habe schon genug in eurer Familie angerichtet.“ Empört sah sie mich an.
„Was redest du da? Das ist nicht unsere Familie. Das ist deine Familie, und ob du es glaubst oder nicht, das sehen alle so.“
Nach dem Abendessen rief Ethan mich in sein Arbeitszimmer. Meist zog er sich hierher zurück, wenn der Trubel im Haus ihm zu viel wurde.
Es war ein kleiner Raum, voller Bücher, alter Zeitungen und mit einem alten Schreibtisch, der für diesen Raum zu groß war.
„Emma“, begann er das Gespräch stockend, fast vorsichtig. „Du weißt, dass mir dein Glück am Herzen liegt, und ich habe mir meine Entscheidung nicht leicht gemacht.“ Er schwieg und drehte sich zum Fenster, um mich nicht anschauen zu müssen.
Ich merkte, wie mir bei seinen Worten eiskalt wurde, und ich wich einen Schritt zurück.
„Offensichtlich kannst du die Gefahr nicht richtig einschätzen, in die du dich begeben hast. Wir verstehen das. Du bist jung und zum ersten Mal verliebt. Jeder von uns kennt dieses Gefühl. Du glaubst, ohne Calum nicht leben zu können. Aber, Emma, dieser Glaube hat das Leben deiner Mutter zerstört. Ich kann das nicht noch einmal zulassen.“ Sein Ton war bei diesen Sätzen eindringlicher geworden. Er schwieg einen Moment, um zu sehen, wie ich auf seine Worte reagierte. Als er weitersprach, hatte seine Stimme einen harten Klang angenommen.
„Es ist falsch. Man kann, ja man sollte sich öfter als ein Mal verlieben. Glaub mir, du wirst wieder jemanden finden, für den du so empfindest wie für Calum. Um deinetwillen muss ich eure Beziehung beenden, wenn du es nicht kannst.“
Er sah mir beschwörend in die Augen. „Du weißt, was er ist, du weißt, dass ein Leben mit ihm nicht möglich ist, dass es lebensgefährlich für dich sein kann, weiter mit ihm zusammen zu sein. Einer von euch muss die Insel verlassen, und nach reiflicher Überlegung und Gesprächen mit Dr. Erickson habe ich beschlossen, dass du diejenige sein wirst, die geht.“
„Weshalb tust du mir das an?“
Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Während der Tage im Haus hatte ich gehofft, gehofft, dass es eine Lösung geben würde. Aber Calum hatte recht gehabt, das hier war kein Märchen. Niemand konnte uns helfen. Ich schlug meine Hände vor das Gesicht und rutschte an der Tür, an der ich mittlerweile lehnte, zu Boden. Ethan hockte sich vor mich und strich mir sanft über das Haar.
„Wir hätten dich gern hierbehalten und ich verspreche dir, dass du immer willkommen sein wirst. Wir würden dich nicht fortschicken, aber wenn du ihn so sehr liebst, dann wirst du einsehen, dass es für ihn viel komplizierter wäre, seine vorzeitige Rückkehr zu erklären. Dr. Erickson hat mir einiges erklärt, und ihre Regeln sind sehr streng. Ich glaube, so ist es das Beste.“
„Wann?“, fragte ich tonlos.
„Nächste Woche Mittwoch. Ein Studienfreund von uns lebt mit seiner Familie in den Staaten. Er wird dich aufnehmen, bis du deinen Highschool-Abschluss hast. Dann kannst du entscheiden, an welches College du möchtest. Mit deinen Noten kannst du studieren, was und wo du möchtest.“
Er hatte alles geplant und zurechtgelegt. In diesem Moment hasste ich ihn. Sein freundliches Gesicht, seine überzeugenden Worte. Ich hörte, was er sagte und wie logisch es klang, doch es brach mir das Herz. Es klang vernünftig, doch ich wollte, ich konnte nicht vernünftig sein. Ich stand auf und ging schweigend in mein Zimmer. Ich kauerte auf meinem Bett und schaukelte hin und her, vor und zurück.
Welche Möglichkeiten hatte ich noch? Ich musste Calum wenigstens
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