Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
Vom Netzwerk:
unter dem dicken Quilt und lasen uns gegenseitig die Lieblingsstellen aus diesen Büchern vor. Calum liebte Der Fänger im Roggen, Moby Dick, Der große Gatsby oder Macbeth.
Mir hatte Sophie ein paar Klassiker ausgesucht und die zerlesenen Exemplare von Der scharlachrote Buchstabe, Sturmhöhe und Jane Eyre brachten mich regelmäßig zum Weinen.  Calum amüsierte sich darüber. Das war meist der Moment, wo er mir das Buch aus den Händen nahm und mich an sich zog, um mich zu küssen.

Weihnachten rückte näher und Ethan und Bree beschlossen, dass wir mit den Ericksons feiern würden. Das Schicksal hatte uns zusammengeschmiedet.
Die Ericksons kamen mit Calum zum Abendessen. Sophie und Bree hatten Tage vorher mit den Vorbereitungen begonnen. Niemand von uns durfte dabei in die Küche. Die beiden machten aus allem ein großes Geheimnis. Noch nie hatte ich ein Weihnachten in so ausgelassener Stimmung erlebt.
Früher waren meine Mutter und ich allein gewesen. Rückblickend kam mir das deprimierend vor.
Nach dem Tee nahm Calum mich beiseite.
„Emma“, sagte er feierlich mit vor Aufregung rauer Stimme. „Ich wusste nicht, was ich dir schenken sollte. Mein Herz hast du ja schon.“
Er lächelte mich an und ich griff nach dem kleinen Aquamarin, der an meinem Hals schaukelte, wohl wissend, dass er dieses Herz nicht meinte.
„Ich habe in den Sommerferien in einem Antiquitätengeschäft in London etwas entdeckt und gekauft, in der Hoffnung, es dir einmal schenken zu können.“
Ich merkte, wie meine Wangen sich röteten. Er zog ein kleines Päckchen aus der Hosentasche. Es war eine winzige schwarze Schatulle. Vorsichtig öffnete ich den Deckel. Eingesteckt in rotem Samt lag ein Paar Ohrringe, das die Form von zwei kleinen silbernen Nixen hatte. Sie hatten winzige blaue Augen und passten damit perfekt zu meiner Kette.
„Sie sind wunderschön“, flüsterte ich.
Er strahlte mich an. „Sie gefallen dir?“
Statt einer Antwort stellte ich mich auf die Zehenspitzen und umarmte und küsste ihn. Nach einer Weile drang Ethans Hüsteln an mein Ohr und verlegen ließ ich von Calum ab.

Der Januar bestand hauptsächlich aus Schularbeiten. Calum würde im Sommer seinen Abschluss machen und die Vorbereitungen hierfür waren anstrengend. Die Gedanken daran, was danach kommen würde, verdrängte ich erfolgreich. Die Lehrer schienen zu glauben, dass der Stoff der letzten Jahre aufgefrischt werden müsste.
Fast täglich machten wir unsere Hausaufgaben zusammen. Calum war trotz seines doppelten Pensums meistens vor mir fertig. Wenn ich mich darüber beschwerte, witzelte er und verwies auf sein Alter und seine Erfahrung. Ich fand das nicht lustig.
Genau so sollte es bleiben, wünschte ich mir, während die Wochen vergingen.
Nur die Vollmondnächte machten mir Sorgen. Jedes Mal aufs Neue hatte ich große Ängste ausgestanden, befürchtet, dass er nicht zurückkommen würde, dass uns jemand entdeckt oder verraten hatte. Obwohl Calum versuchte, mich zu beruhigen, spürte ich, dass er meine Ängste teilte.
Ich stand am Fenster und wartete in diesen Nächten stundenlang, dass er zurückkam. Erst wenn er zurück war und ich die Wärme seines Körpers spürte, entspannte ich mich.
„Ich bezweifle, dass wir hierfür Ethans Erlaubnis haben. Was meinst du?“, hatte er mich gefragt, als er im Dezember das erste Mal nachts zu mir gekommen war.
„Mit Sicherheit nicht. Es sind nur diese Nächte, ich würde sonst womöglich sterben vor Angst“, erwiderte ich bittend. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte er jede Nacht kommen können, aber wir wollten unser Glück nicht herausfordern.
Als die Tage Ende März länger und wärmer wurden, begannen wir wieder in den Wald zu gehen. Einmal hatte ich ihn gefragt, ob der Aufenthalt an dem kleinen Weiher nicht gefährlich für uns sein konnte, schließlich hatten wir versprochen, uns keinem Wasser zu nähern.
„Nein, hier kommt kein Shellycoat her. Der Teich ist zu klein. Es ist ungefährlich für uns. Und schließlich gehen wir ja nicht hinein, obwohl, ich würde gern wissen …“ Versonnen blickte er mich an.
„Was?“, fragte ich.
Doch er schüttelte den Kopf und wechselte das Thema.
Wieder war ein Monat verflogen und ich stand am offenen Fenster und wartete, dass er kam. Für eine Aprilnacht ist es ungewöhnlich warm, dachte ich. Der Wind strich sanft über das Gras und der helle Vollmond funkelte am Himmel. So schön der Anblick war, ich fürchtete diese Nächte. Heute dauerte es besonders lange. Ich

Weitere Kostenlose Bücher