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MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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Grassaum verschwand. Ich hocke mich hinter einen Busch und betete inbrünstig, dass niemand oder nichts meine Anwesenheit bemerkte. Dann kam die Angst und vor meinen Augen verschwamm alles, ich fühlte mich wie in einer anderen Welt. Ich zwang mich, langsam zu atmen, immer tief ein und aus. Als ich ruhiger wurde, wagte ich einen Blick zum See. Was ich sah, faszinierte und erschreckte mich gleichermaßen.
Zuerst schoss das Wasser in riesigen Fontänen zum Himmel und zerstob glitzernd auf der Oberfläche des Sees. Zwischen den Fontänen durchpflügten Wassermänner den See. Ich musste mich konzentrieren, um sie zählen zu können, so schnell bewegten sie sich. Es waren ungefähr dreißig, unterschiedlichen Alters. Sie schwammen mit einer Geschwindigkeit, dass ich ihre Bewegungen nur erahnen konnte. Sie tanzten durch das Wasser in immer neuen Formationen. Meterhoch sprangen sie in die Luft und schlugen Saltos. Wenn sie zurück ins Wasser eintauchten, geschah das so sanft, dass dieses kaum Wellen schlug. Einige standen im Wasser und schwammen, hoch aufgerichtet, rückwärts, nur durch die Beweglichkeit ihrer Beine angetrieben, durch den See. Die Kraft und Anmut, die sie ausstrahlten, war atemberaubend.
Ich hatte Calum sofort erkannt. Sein Körper war schlanker, makelloser und seine Bewegungen für mich bezaubernder als die der anderen. Die Freude und Leidenschaft, die in seinen Bewegungen lag, fesselte mich so sehr, dass ich den Blick nicht von ihm wenden konnte. Sein Körper glitzerte silbern im Schein des Mondes. Seine Augen leuchteten dunkelblau. Der Anblick war wunderschön und die Anziehungskraft, die dieser Tanz auf mich ausübte, unwiderstehlich. Ich richtete mich auf, um ihn besser sehen zu können, als mich der Blick seiner Augen traf. Dunkel funkelten sie mich an. Erschrocken trat ich zurück und versteckte mich wieder hinter dem Busch. Ich hielt die Luft an. Hoffentlich hatte nur er mich gesehen.
Der Tanz ging weiter und wurde immer ekstatischer, doch ich wagte nicht, mich zu rühren.
Genau so hatte meine Mutter den Tanz der Shellycoats beschrieben. Obwohl, das konnte man unmöglich beschreiben, außer …
Mir kam ein unfassbarer Gedanke.
Ich versuchte, mich an alles zu erinnern, was Ethan oder Dr. Erickson mir über meine Mutter erzählt hatten. War es möglich, dass auch meine Mutter den Tanz gesehen hatte? War sie deshalb nie ins Wasser gegangen?
Ich schreckte aus meinen Überlegungen auf. Eisige Stille umgab mich. Vorsichtig lugte ich durch die Zweige meines Verstecks.
Der See lag völlig unberührt da, als wäre das, was ich gesehen hatte, nie geschehen. Ich sprang auf und lief zum Auto. Hastig startete ich den Wagen und fuhr zurück zum Haus. Leise schlich ich in mein Zimmer. Mein Herz hämmerte. Jetzt erst merkte ich, wie ich fror. Ich zog mich aus, schlüpfte unter meine Decke und wartete, dass mir warm wurde.
Ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen, doch es wollte mir nicht gelingen. Die Erschöpfung übermannte mich und ich fiel in einen unruhigen Schlaf voll wirrer Träume.
Ich erwachte, als sich sein Arm unter meinen Körper schob.
„Das war sehr, sehr unvorsichtig von dir“, flüsterte er mir ins Ohr. Es klang nicht so wütend, wie ich befürchtet hatte.
„Ich hielt es nicht mehr aus, ich musste dich sehen. Ich vermisse dich so“, erwiderte ich zaghaft.
Dann drehte ich mich zu ihm und zog seinen Kopf zu mir herunter.
Leidenschaftlicher als sonst begegneten sich unsere Lippen, als ob sie wüssten, dass es das letzte Mal sein würde. Seine Hände streichelten mich. Es schien, als ob Calum mich überall gleichzeitig berührte. Meine Haut brannte. So eng es ging, schmiegte ich mich an ihn. Unsere Herzen schlugen im gleichen Takt gegeneinander.
Atemlos löste er sich später von mir. Mutlos sah ich ihn an.
„Du darfst noch nicht gehen.“
Er schüttelte den Kopf. „Nichts und niemand könnte mich hier wegbringen“, flüsterte er zärtlich und küsste mein Gesicht. Mit seinen Fingern zeichnete er die Konturen meiner Wangen nach. Ich schloss die Augen und hoffte, dass diese Nacht ewig dauern würde. „Wenn ich einen Herzinfarkt bekommen könnte, dann hätte ich vorhin einen bekommen“, sagte er nach einer Weile, während er mit seinen Lippen an meinem Hals und meinem Nacken entlangstrich, was mir eine Gänsehaut verursachte.
Ich hielt meine Augen weiter geschlossen.
„Ethan wird mich zurückschicken.“
Es fiel mir schwer, diesen Satz zu sagen. Augenblicklich presste er mich fester an

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