MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
überlegte, ob ich einfach aus dem Wasser springen, zu Muril laufen und Excalibur in ihn hineinrammen sollte, begannen die Undinen einen seltsamen Singsang anzustimmen.
Als die ersten Töne mich erreichten, wurde mir schwindelig. Ich spürte, wie ich begann, meinen Willen zu verlieren. Sanft kroch ein Gefühl in mir hoch, das mir sagte, dass alles gut werden würde, dass ich mich nur fallen lassen brauchte. Mir würde nichts geschehen. Eindringlicher wurden die Töne. Sie riefen und lockten mich. Die Stimmen der Undinen formten sich zu Bildern, die mir alles versprachen, was ich mir je gewünscht hatte.
Ich sah Calum vor mir, der mich über eine grüne Wiese trug. Sanft legte er mich ab und begann mich zu küssen. Meine Mutter trat aus dem Schatten der Bäume hervor und hielt Ares an ihrer Hand. Ich stand am Ufer des Meeres und winkte Miro und Amia, in deren Mitte ein kleines Mädchen mit lilafarbenen Locken schwamm, die ihr in allen Himmelsrichtungen vom Kopf abstanden. Ich ließ mich fallen und versank. Meine Hände öffneten sich und Excalibur rutschte hinaus. Im selben Augenblick durchzuckte ein rasender Schmerz meinen Arm. Unwillkürlich griff ich zu und hielt den Dolch fest. Ich schüttelte mich und betrachtete meine Hand. Brandblasen zogen sich über die Innenfläche. Der Dolch hatte mich verbrannt. Weshalb?
Die Undinen. Sie hatten mich in ihren Bann gezogen. So funktionierte das also. Sie gaukelten ihren Opfern etwas vor. Wunschgebilde. Ich musste an Sirenen denken, die der Legende nach unschuldige Seemänner an ihre Küste gelockt hatten und diese jämmerlich sterben ließen.
Ich hatte nicht gedacht, dass das bei mir funktionieren würde. Ich war ein Mensch und noch dazu eine Frau. Ich hatte mich wohl getäuscht. Dass sie mich nicht sahen, bedeute nicht, dass ich ihrem Gesang nicht verfallen konnte. Zum Glück wusste Excalibur sich und mich zu schützen.
Wieder schwamm ich nach oben und lugte aus dem Wasser. Ich durfte nicht hinhören. Ich musste mich auf den Spiegel konzentrieren.
Jetzt wo ich wusste, was mich erwartete, fiel es mir leichter als gedacht. Während ich unter Wasser gewesen war, hatten die Undinen den Spiegel zum Leben erweckt. Unscharfe Bilder flackerten über das silberne Glas. Es dauerte eine Weile, bis sie an Schärfe gewannen. Dann konnte ich sehen, was mit den Menschen, die ich liebte, geschah.
Ein Kampf tobte so unerbittlich, wie ich es nicht für möglich gehalten hatte. Ich wusste nicht, wo dieser Kampf ausgetragen wurde. Aber ich war sicher, dass es nicht in Leylin war. Die Bilder huschten hin und her. Als ob die Undinen jemanden suchten. Ich sah hinter den Kämpfenden mal das Meer aufblitzen, mal in Nebel gehüllte Klippen.
Das Bild blieb stehen und ich sah, wie Shellycoats aus dem Wasser stiegen. Waren es Elins Anhänger oder standen diese auf unserer Seite? Ich erkannte Jumis und atmete auf. Doch konnte ich sicher sein, dass er noch einer von uns war? Konnte ich überhaupt bei jemandem sicher sein? Im Kampf war nicht zu erkennen, wer schon besessen war und wer nicht. Ich sah Elfen, die mit Faunen kämpften. Vampire in ihre dunklen Mäntel gehüllt, die sich gegen Shellycoats mit deren Dreizacks zu Wehr setzten. Als das Bild sich weiterschob, sah ich Merlin, der am Rand des Schlachtfeldes mit einer Gruppe anderer Zauberer Blitze zwischen die Kämpfenden trieb. Ich fragte mich, ob er damit etwas ausrichten konnte. Verletzte und Verwundete lagen zwischen den Kämpfenden. Viele würden am Abend tot sein. Ich wollte das nicht sehen und konnte den Kopf doch nicht abwenden. Mehrere Male sah ich, dass sich silbrige Schatten aus am Boden liegenden Männern erhoben und über den Kämpfenden schwebte. Ich wusste, was sie suchten - einen neuen Körper, den sie in Besitz nehmen konnten. Die Männer, die sie auswählten hatten keine Chance. Es dauerte nur Sekunden und sie wandten sich gegen diejenigen, mit denen sie eben noch Seite an Seite gekämpft hatten.
Ich suchte Calum auf den Bildern. Ich musste wissen, ob es ihm gut ging. Immer weiter schob ich mich aus dem Wasser. Die Undinen vor mir beachteten mich nicht. Zu sehr waren sie selbst in die Bilder und ihren Gesang, der in ein monotones Summen übergegangen war, versunken.
Ich entdeckte Elisien, die auf einem schwarzen Pferd durch die Kämpfenden ritt. Dicht hinter ihr hielt sich Raven. Ein Shellycoat bahnte sich mit rasender Geschwindigkeit einen Weg zu ihnen. Ich wollte schreien, als ich sah, wie er seinen Dreizack nach
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