MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
ich in der Spalte verschwunden, als ich spürte, dass der nach oben anstieg. Konnte ich es wagen, in dem Wasser mein Licht zu beschwören? Ich hatte keine Ahnung, wo der Gang hinführte. Wenn er in dem Wasserbecken in der Grotte endete, war die Gefahr, dass die Undinen mein Licht bemerkten, zu groß. Es durfte also nur ein winziges Licht sein, beschloss ich. Die Vorstellung, dass etwas auf mich lauerte, und ich es nicht sah, war zu beängstigend. Langsam begann mein Licht zu glühen. Es durchdrang das dunkle Wasser, ich zog den Schein fest um mich. Er beleuchtete die muschelbewachsenen Wände des Gesteins. Der Gang war schmal, nicht geeignet für Leute mit Platzangst. Wobei diese sich sowieso nicht hierher verirren würden. Vorsichtig stieß ich mich ab und schwamm nach oben. Es grenzte an ein Wunder, dass es keine Löcher oder Höhlen gab, aus der mich giftige Seeschlangen, ein Rochen oder ein anderes Monster ansprang. Es erschien mir zu einfach. Offenbar waren die Undinen überzeugt davon, dass niemand hier eindringen konnte?
Nach einer Weile, in der mein Herzschlag sich beruhigt hatte, entschloss ich mich, mein Licht zu löschen. Ich hoffte, dass ich den richtigen Eingang erwischt hatte und nicht irgendwo auf der Insel auftauchte. Ich blickte nach oben. Ein winziger Lichtpunkt schimmerte über mir. Das konnte der Eingang zur Grotte sein. Je näher ich der Oberfläche kam, umso stärker begann mein Herz wieder zu schlagen. Ich war dort angelangt, wo ich hingewollt hatte. Obwohl – von Wollen konnte keine Rede sein. Ich schluckte und hielt an. Weiter nach oben zu steigen, erschien mir unmöglich. Mein Blut rauschte hinter meinen Augen und füllte meinen Kopf mit dumpfem Dröhnen.
Calum – dachte ich. Wo bist du? Was würde ich darum geben, ihn bei mir zu haben. Ich schaffe das nicht. Es ist zu viel verlangt. Die Verzweiflung schnürte mir die Kehle zu. Hätte ich mich in dem engen Gang zusammenkrümmen können, ich hätte es getan.
Excalibur war mein einziger Halt. Ich spürte, dass es zu glühen begann. Ein Prickeln zog sich meinen Arm hinauf und breitete sich in meinem Körper aus. Meine Angst wurde zu einer winzigen Kugel, die ich in meinem Kopf verschloss. Zuversicht durchströmte mich.
Ich hob den Dolch zu meiner Brust und presste ihn an mein Herz. »Danke«, flüsterte ich und stieß mich nach oben. Diese Aufgabe war für mich allein bestimmt. Niemand konnte mir helfen. Ich musste versuchen, diese Gedanken von mir abzuschütteln. Ich musste mich konzentrieren.
Ich wusste nicht, was mich in der Grotte erwartete. Alrin hatte den Spiegel allein vorgefunden. Es war unwahrscheinlich, dass die Undinen ihn noch einmal ohne Bewachung zurückließen.
Andererseits war da der Kampf. Er musste längst in vollem Gange sein. Waren die Undinen dort und warteten darauf, neue Opfer zu finden? Womöglich waren nur wenige zurückgeblieben.
Die Oberfläche war jetzt direkt über mir. Das Licht wurde heller, es schimmerte. Ich versuchte es mit meinen Blicken zu durchdringen, auf die andere Seite zu sehen. Es gelang mir nicht. Ich musste riskieren, aufzutauchen. So sah ich durch das Wasser lediglich die Decke der Grotte, die sich über mir wölbte.
Vorsichtig und ganz leise durchbrach ich die Oberfläche des klaren Wassers.
Was ich sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Nach Alrins Beschreibung waren wir davon ausgegangen, dass die Grotte ein kleiner Raum war. Vor mir öffnete sich jedoch ein Ort, der deutlich größer war, als ich erwartet hatte. Es war dunkel hier drin. Das einzige Licht, das ich sah, stammte von unheimlichen schwebenden silbrigen Schatten. Starr vor Schreck wagte ich nicht, mich zu rühren. Ich war sicher, dass sie mein Auftauchen bemerkt hatten. Doch als nichts geschah, fand ich die Kraft meinen Kopf ein Stück weiter aus dem Wasser zu heben. Vorsichtig wandte ich meinen ihn erst zu der einen und dann zu der anderen Seite. Danach war mir klar, weshalb diese Wesen mich nicht bemerkten. Ihre Aufmerksamkeit wurde von etwas anderem gefesselt.
Von Muril.
Der Spiegel stand mir direkt gegenüber. Ich konnte ihn durch die Schatten genau erkennen. Er erstrahlte in einem Glanz, an den ich mich nicht erinnern konnte. Ich musterte ihn genauer. Die Undinen hatten, wie auch immer, den Rahmen instand gesetzt. Jede der vier Seiten war mit filigranen Schriftzeichen überzogen. Nichts war mehr von den Beschädigungen zu sehen.
Während ich in die Betrachtung versunken war und darüber hinaus
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