MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
Raven warf. Sie sah die Waffe nicht. Im letzten Moment verschloss ich mir mit meiner Hand den Mund. Elisien hob ihr Schwert und wehrte den Dreizack im Flug ab. Die Waffe fiel zu Boden. Ich atmete auf. Raven nickte Elisien zu und wies dann mit ihrem Schwert auf jemanden in der Menge. Ich folgte ihrem Blick.
Es war Elin. Elin, der umringt von seinen Kriegern mitten im Schlachtfeld stand und bei jedem Opfer, das er verletzte oder tötete, höhnisch lachte. Zorn wallte in mir auf. Leise stützte ich mich am Rande des Brunnens hoch. Ich musste näher an den Spiegel heran, wenn ich ihn zerstören wollte. Ich traute mir nicht zu, dass Excalibur den Spiegel traf, wenn ich ihn von hier aus warf. Werfen war nie meine große Stärke gewesen und ich wollte nicht riskieren, dass der Dolch am Rande des Spiegels abprallte oder in den Felsen landete.
Langsam stieg ich aus dem Wasser. Jeder von mir abperlende Wassertropfen klingelte in meinen Ohren. Zitternd setzte ich meine Füße auf den Boden der Grotte. Den Spiegel ließ ich nicht eine Sekunde aus den Augen.
Immer neue Gegner stürzten aufeinander los. Das Gebrüll und das Klirren der Waffen füllte die Grotte mit ohrenbetäubendem Lärm. Es war, als würden die Kämpfenden jeden Moment durch den Spiegel dringen.
Und dann sah ich Calum. Das Hemd, das er trug, war blutverschmiert. In einer Hand hielt er einen Dreizack, mit der anderen versuchte er das Blut zu stoppen, das aus einer Wunde an seiner Schulter sickerte. Er war blass, aber in seinen Augen leuchtete ein mir unbekanntes Feuer. Er würde dieses Schlachtfeld nur siegreich verlassen – oder tot.
Ich richtete mich auf und ging einige Schritte auf den Spiegel zu.
In diesem Moment stand Calum Joel gegenüber. Er wich zurück und ich hielt inne. Dieser Mann, der dort im Spiegel stand, glich seinem Freund optisch bis aus Haar, aber jeder, der ihn sah, wusste sofort, dass es nicht mehr Joel war. Calum kam nicht dazu nachzudenken, nicht dazu fortzulaufen. Ich ahnte, dass er diesem Kampf ausweichen wollte, aber Joel ließ ihm keine Wahl. Mit einem Schrei, der aus der Kehle eines wilden Tieres zu stammen schien, stürzte er sich auf seinen besten Freund. Klirrend trafen ihre Waffen aufeinander. Ich sah, wie Elin sich näher an die beiden Kämpfenden heranschob. Diese Gelegenheit würde er sich nicht entgehen lassen. Raven und Elisien versuchten auf ihren Pferden die Horden zu durchdringen, um Calum zu Hilfe zu eilen. Es war aussichtslos. Sie mussten selbst um ihr Leben kämpfen. Jetzt rutschte Raven vom Pferd. So war sie schutzlos, konnte aber Calum schneller erreichen. Der Hass in Joels Augen machte mir Angst, doch noch war der Kampf ausgeglichen. Aber der Blutverlust schwächte Calum und Joel trieb ihn unerbittlich durch die Menge. Was sah er in seinem Kopf, während er seinen besten Freund in den Tod trieb? Ich wimmerte leise auf vor Angst und war unfähig mich zu rühren. Doch ich musste einen Platz suchen, der die besten Bedingungen für mein Vorhaben bot. Vorsichtig schob ich mich hinter den Undinen vorbei, zu einer Stelle, von der aus ich werfen konnte und sicher war, dass ich den Spiegel nicht verfehlen würde.
Elin hatte Joel und Calum beinahe erreicht. Nur wenige Meter trennten ihn von den beiden. Er würde mit Calum kurzen Prozess machen. Ich musste handeln, sofort. Miro tauchte in meinem Blickfeld auf. Er schien unbewaffnet und drängelte sich durch die wild kämpfenden Männer. Jetzt hatte er Elin erreicht. Er stellte sich ihm einfach entgegen und hielt ihn damit auf. Er musste den Verstand verloren haben. Elin lachte böse.
»Der arme, kleine Ehemann meiner Schwester. Hat sich niemand Besseres gefunden, nachdem Calum sie nicht mehr wollte?«, höhnte er laut. Die Umstehenden zogen sich von den beiden zurück. »Amia und ich lieben uns, Elin. Etwas, von dem du keine Ahnung hast.«
Ich kam nicht umhin, Miros Mut zu bewundern. Damit verschaffte er Calum wichtige Minuten. Trotzdem war es furchtbar gefährlich. Gefährlich und dumm.
»Liebe.« Elins Stimme hatte einen gefährlichen Klang angenommen. »Liebe bedeutet nichts – außer Schmerz und Verlust. Was für ein armseliges Leben der führt, der liebt. Immer in der Angst, den zu verlieren, an den er sein Herz gekettet hat.«
»Davon verstehst du nichts«, Miros Stimme zitterte jetzt ein wenig. Es wäre klüger, wenn er verschwand. Weshalb kam ihm niemand zu Hilfe?
»Ich verstehe nichts davon?« Elins Stimme steigerte sich zu einem Kreischen. »Da hast du
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