Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)

MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)

Titel: MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
Vom Netzwerk:
Schatten, der sich seinen Weg aus Elins Körper bahnte. Er stürmte auf ihn zu und bohrte ihm das Schwert mit solcher Wucht ins Herz, dass beide das Gleichgewicht verloren und zusammen zur Erde fielen.
    Immer noch rührte sich niemand. Erst Elisien trat mit versteinertem Gesicht zu den beiden und zog Miro von Elin fort.
    Überdeutlich rückte Elins Gesicht in den Spiegel. Ich weiß nicht, ob jemand dort seine Worte hörte. Mir brannten sie sich ins Gedächtnis. »Das hab ich nicht gewollt, Amia. Verzeih mir.« Dann starb er.
    Das Grauen, das ich gesehen hatte, lähmte mich. Ich wollte, dass alles zu Ende war. Weshalb verschwanden die Schatten nicht? Weshalb blieben sie dort und weshalb hier?
    Ich bäumte mich auf, als sich ein rasender Schmerz seinen Weg durch meine Adern bahnte. Die Undinen mit ihren furchtbaren Gesichtern hatten einen engen Kreis um mich gebildet. Grelles Licht blitzte hinter meinen Augen.
    Ich tastete nach Excalibur. Als ich den Dolch in meiner Hand fühlte, stach ich auf die Reste des Spiegels ein, der unter meinen Händen zu feinem Staub zerbröselten. Immer heftiger stieß ich zu, denn je mehr der Spiegel zu Staub zerfiel, umso geringer wurden meine Schmerzen. Ich hielt erst inne, als meine Kraft endgültig erschöpft war.
    Stille umgab mich. Nichts war mehr zu hören von dem Wutgeheul der Undinen. Sie waren von mir abgerückt. Reglos umgaben sie mich. Ich konnte nur ahnen, dass es sich auf dem Schlachtfeld ähnlich verhielt. Ich sah auf meine Hände. Silbriger Staub bedeckte sie. Von Muril war nichts übrig geblieben. Excalibur hatte seine Aufgabe erfüllt. Fest umfasste ich den Dolch und stand auf.
    Was geschah nun mit den Undinen? Waren sie besiegt? Oder würden sie auf den Nächsten warten, der ihren Versprechen verfiel? Was hatte die Prophezeiung versprochen? Wenn der Spiegel zerstört ist, wird auch die Macht der Undinen endgültig gebrochen und diese werden zu silbernen Staub zerfallen.
    Hier zerfiel jedenfalls keine. Zwar sahen sie nicht mehr taufrisch aus und in diesem Zustand würde sicher kein Mann mehr auf sie hereinfallen, von Staub konnte jedoch keine Rede sein.
    Was würden sie tun, wenn ich ging?
    Ich machte einen Schritt in Richtung des Brunnens und da begann es. Die Undine, die mir am nächsten war, zerbröselte vor meinen Augen. Ganz sanft, beinahe wie Sand, zerfiel sie zu Staub, der tatsächlich silbrig glänzte. Ich konnte den Blick nicht abwenden. Eine Undine nach der anderen ereilte dieses Schicksal. Als es zu Ende war, glitzerte der Boden der Grotte und funkelte.
    Ich war allein. Keine einzige Undine war übrig geblieben. Sie waren fort. Wind fuhr in die Grotte und verwehte ihre Überreste. Fröstelnd legte ich mir meine Arme um die Brust. Ich spürte nichts mehr. Das Gekreische in meinem Kopf war verstummt, die Schmerzen in meinem Körper abgeebbt. Nur ein Gedanke beherrschte mich.
    Amia.
    Was war mit ihr geschehen? War sie verletzt oder … Ich wollte den Gedanken nicht denken. Ich wollte hoffen, solange es möglich war.
     
    Ich spürte das Beben unter mir, ehe ich es hörte. Das Meer schien sich befreien zu wollen. Befreien von der Last, die die Undinen ihm jahrhundertelang aufgebürdet hatte. Befreien von dem Bösen, dass sie angerichtet hatten. Grollen stieg aus dem Inneren der Insel herauf.
    Vor meinen Augen brach ein Felsen herunter und versperrte den Eingang der Grotte. Ich lief zu dem Brunnen und sah hinein. Würde ich es schaffen, den engen Tunnel zu durchschwimmen, bevor alles zerbrach? Hinter mir hörte ich, wie weitere Felsen auf den Boden der Grotte knallten.
    Ohne länger nachzudenken sprang ich.
    Hastig zog ich mich durch das Wasser nach unten in die Tiefe, die sich mir wieder tintenschwarz entgegenstreckte. Über mir hörte ich den Lärm der zusammenbrechenden Steine. Der Gang wurde schmaler. Die Kraft des Bebens, das nun die Insel erschütterte, schien ihn zusammenzuschieben. Mit Mühe zwängte ich mich hindurch. Ich fragte mich, wie lange es dauern würde, bis ich die Biegung erreichte. Würde ich es schaffen, oder würden die Felswände mich zerquetschen? Mein Anzug riss an der Schulter auf und das Gestein hinterließ blutige Schlieren auf meiner Haut. Verzweifelt griff ich in die scharfkantigen Muscheln, die den Stein überwucherten, und zog mit daran herab. Endlich erreichte ich die Biegung. Lose Steine hatten sich auf dem Boden gesammelt. Ich spürte, wie sie von oben in den Gang rieselten. Es würde nicht lange dauern und der Gang war verstopft.

Weitere Kostenlose Bücher