MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
ihm entgegen.
»Was ist passiert, Vince?«, fragte Miro besorgt.
»Die Welle hat mich mitgerissen«, presste Vince hervor, »und ich bin gegen die Schlossmauer geprallt.«
»Wird es trotzdem gehen? Kannst du zurückschwimmen?«
Vince nickte und wir berichteten ihm, was wir vorhatten. Mit der Armverletzung fiel Vince für die Sprünge aus und Miros Sprünge waren schon immer mehr als kläglich gewesen. Also fiel diese Aufgabe mir zu.
»Wenn ich Raven entdecke, musst du losschwimmen und sie holen, Miro. Darin bist du deutlich besser als ich.«
Er nickte.
Der Innenhof lag leer vor uns, wenn man von den Gegenständen absah, die durch das Wasser trieben. Vorsichtig schwammen wir hinein und sahen nach oben. Tatsächlich stand das ganze Schloss unter Wasser. Es war zu dunkel, als das wir sehen konnten, wie hoch das Wasser reichte.
»Ich werde nach oben schwimmen und nachschauen, wie es dort aussieht«, übermittelte ich den Jungs und schwamm los, bevor sie Einspruch erheben konnten.
Vorsichtig durchstieß ich die Wasseroberfläche. Es wurde langsam hell, registrierte ich. Blutrot leuchtete der Horizont. Es war, wie wir befürchtet hatten. Lediglich die Turmspitzen ragten noch aus dem Wasser. Elin hatte Avallach vernichtet. Hätte ich weinen können, dann hätte ich es getan.
»Das Wasser wird zurückgehen«, hörte ich Miros tröstende Worte neben mir. Er hatte es unten nicht ausgehalten. »Wir werden Avallach nicht verlieren.«
Ich wandte mich ihm zu und lächelte.
»Raven auch nicht.«
Ich tauchte nach unten, um Anlauf zu nehmen. Dann durchbrach ich die Wasseroberfläche, verharrte einen Augenblick in der Luft und sah mich um. Ich hatte mir überlegt, dass ich bei jedem Sprung eine der vier Seiten des Schlosses auswählen würde. Doch selbst so blieben mir lediglich einige Sekunden, um mich umzusehen. Nur mit viel Glück würde ich Raven entdecken. Schon nach dem ersten Sprung war mir klar, dass diese Aufgabe fast unlösbar war. Auf der Wasseroberfläche trieben allerlei Dinge, die einen Weg aus dem Schloss gefunden hatten. Wie ich in dem Durcheinander Raven finden sollte, war mir schleierhaft. Es wäre besser gewesen, wenn auch Vince hätte springen können. Vier Augen sahen bekanntlich mehr als zwei. Doch mit seiner Verletzung war das unmöglich. Bei meinem nächsten Sprung nahm ich die westliche Seite in Augenschein. Auch dort konnte ich keine Regung ausmachen. Womöglich war Raven längst ohne Bewusstsein und konnte sich nicht mehr bemerkbar machen, schoss es mir durch den Kopf. Nach zwei weiteren erfolglosen Sprüngen machte ich eine Pause und schwamm zu den Jungs, die im Innenhof auf mich warteten. Erschöpft ließ ich mich neben sie auf den harten Steinboden fallen. Vince sah mittlerweile ganz blass aus, doch er jammerte nicht.
»Du musst es weiter versuchen, Emma«, sagte Miro. »Raven wird sich verstecken. Wenn sie dich sieht, wird sie sich bemerkbar machen. Spring am besten zweimal auf jeder Seite, dann muss sie nicht warten, bis du einmal rum bist.«
Ich nickte und schwamm nach oben. Lange würde ich das nicht durchhalten. Ich war nicht im Training. Ein Sprung – nichts, zweiter Sprung – nichts. Beim dritten Sprung meinte ich hinter dem Südturm, eine Bewegung auszumachen. Wieder sprang ich und tatsächlich, Raven klammerte sich an dem Turm fest. Als sie mich erblickte, wagte sie es sogar mit einer Hand loszulassen und zu winken. Erleichtert tauchte ich zurück und schwamm zu Miro und Vince.
»Ich habe sie entdeckt!«
Miro umarmte mich. Eine Sekunde hielt ich mich an ihm fest. Vor Erleichterung und Erschöpfung schien mein Körper mir den Dienst zu versagen.
»Sie hält sich hinter dem Südturm versteckt. Keine Ahnung, wie lange sie sich dort festhalten kann. Das Wasser steigt weiter. Du musst sie schnell holen. Und sieh dich vor, falls Elins Leute mich entdeckt haben.«
»Du musst Vince helfen«, sagte Miro. »Die Verletzung ist schlimmer, als ich gedacht habe. Er schafft es nicht allein. Wir treffen uns an der Stelle, an der das Wasser uns überrascht hat. Findest du dorthin zurück?«
Ich nickte und hoffte, dass es auch so war.
Miro musterte mich.
»Ich lass dich ungern mit Vince zurück, doch ihr werdet viel langsamer sein als ich.«
»Ich schaffe das schon«, versicherte ich ihm. »Jetzt schwimm endlich los.«
Ohne sich noch mal umzuschauen, machte er sich auf den Weg nach oben. Ich sah ihm nach und hoffte, dass er es schaffen würde. Dann griff ich Vince unter die Arme und zog
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