MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
uns.«
Miro und Peter hoben Vince hoch und nahmen ihn zwischen sich. Raven ging voran.
Wir schafften es nicht in einer Stunde und auch nicht in zwei.
Wir kletterten über Baumwurzeln und riesige Steine, die uns den Weg versperrten. Farne und Gräser wuchsen die Berge hinauf. Glücklicherweise war der Weg, den Talin mit den Schülern genommen hatte, noch gut zu erkennen. Blieb nur zu hoffen, dass Elin nicht auf die Idee kam, uns an Land zu verfolgen.
Die Sonne stand hoch am Himmel, als wir auf einer Lichtung ankamen und Raven den Jungs ein Zeichen gab, Vince hinzulegen. Ich ließ mich neben ihm ins Moos fallen und fühlte seine fieberheiße Stirn.
»Und nun«, fragte ich Raven. »Sind wir endlich da oder ist das wieder eine Zwischenpause?«
»Wir sind da«, erwiderte Raven kurz angebunden.
Ich sah mich um. »Wo ist der ominöse Baum? Wo sind die anderen?«
»Wir müssen warten«, erwiderte Raven.
Sprachlos sah ich sie an. »Warten? Worauf? Kann man das nicht beschleunigen? Kannst du nicht jemanden rufen?«
Raven schüttelte den Kopf.
»Dann hoffe ich, dass Elin nicht unsere Spur gefunden hat und uns gefolgt ist. Denn wenn das so wäre, würde er gleich neben uns stehen.«
»Wenn das so wäre, hätte er uns längst eingeholt«, fiel Peter mir ins Wort. »Du musst ein bisschen mehr Vertrauen haben. Raven weiß schon, was sie tut.«
Ich musterte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. War ja klar, dass er sie in Schutz nahm.
Im selben Moment tauchten drei weiße Gestalten wie aus dem Nichts auf. Während ich sie ungläubig anstarrte, stand Raven auf, trat auf sie zu und neigte ihren Kopf vor ihnen. Es waren zwei Frauen und ein Mann in langen weißen Gewändern. Sie lächelten sie freundlich an und begrüßten sie. Hinter ihnen tauchten Talin und Loris, mein Schwimmtrainer, auf. Sie traten zu uns und Talin beugte sich besorgt zu Vince hinunter. Talin legte ihm eine Hand auf die Stirn und wandte sich dann uns zu.
»Ist er schon lange bewusstlos?«, fragte er.
»Seit wir ihn aus dem Wasser gezogen haben. Er wacht immer nur kurz auf und scheint ziemliche Schmerzen zu haben«, antwortete Peter.
»Ihr habt ihn die ganze Zeit getragen?«, fragte Loris ungläubig.
»Wir konnten ihn schlecht zurücklassen, oder?«, antwortete ich schnippisch. »Wir hätten jedoch nichts dagegen gehabt, wenn jemand von euch auf uns gewartet hätte«, setzte ich hinzu.
»Wir mussten die anderen Schüler in Sicherheit bringen«, mischte sich Talin ein. »Zurückzugehen war eure eigene Entscheidung.«
Sprachlos sah ich ihn an. Noch gefühlloser ging es wohl kaum. Ich war froh, dass Raven, die noch bei den Priestern stand, ihn nicht gehört hatte. Schließlich hatte sie die anderen Elfen, die mit ihr zum See gegangen waren, um mit Elin zu verhandeln, verloren. Wir wussten nicht, ob eine der Wachen sich hatte retten können.
Talin bat Loris, ihm mit Vince zu helfen. Die beiden Männer nahmen ihn zwischen sich und hoben ihn hoch.
Die Priester bedeuteten uns, ihnen zu folgen. Ächzend rappelte ich mich auf und hoffte, dass es nun nicht mehr lange dauern würde, bis ich mich ausruhen konnte.
Ich machte nur wenige Schritte und stand unvermittelt zwischen den anderen Schülern, die am Fuße eines riesigen Baum saßen und aßen und tranken. Es hatte den Anschein eines riesigen Picknicks.
Ich sah mich um. Die Lichtung wirkte völlig verwandelt. Wie war das möglich? Was war passiert? Ich hatte nichts bemerkt. Ich war über keine Grenze und durch kein Portal gegangen. Das würde Raven mir erklären müssen. Sie hatte etwas von Schutzwällen gesagt. Wo waren die?
Ich blickte mich um und sah Raven mit unserem Empfangskomitee in einem der weißen reetgedeckten Häuschen verschwinden, die nicht weit entfernt standen. Geschäftiges Treiben war im Gange. Frauen und Männer in langen weißen Kleidern schritten zwischen den Häusern und den Schülern hin und her, beladen mit Tabletts voller Essen oder Wasserkrügen. Es sah friedlich aus. Die Sonne schien und Vögel zwitscherten in der warmen Luft. Die Hütten waren gesäumt von bunten Blumen- und Gemüsebeeten. Auf der rechten Seite erstreckte sich ein kleiner See, an dessen Ufer mehrere Boote lagen. Das Schilf rauschte im Wind und der Duft von frisch gegrilltem Fisch kitzelte meine Nase.
Morgaine kam auf mich zugeflattert und reichte mir eine Pastete.
»Auch mal nett, dass wir den Haufen nicht bedienen müssen«, flüsterte sie mir ins Ohr.
Ich lächelte sie an. »Haben es alle
Weitere Kostenlose Bücher