MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
helfen. Er musste hier auf uns warten. Ich rannte zu ihm, zog an seinem Arm und zwang ihn, stehen zu bleiben.
»Peter, du musst hierbleiben. In den Wassermassen kannst du Raven nicht helfen. Du bist uns nur im Weg.«
Peter war völlig außer Atem. Nackte Angst stand in seinem Gesicht. Es wiederstrebte ihm, tatenlos zu zusehen, wie Raven im Wasser um ihr Leben kämpfte. Aber er wusste, dass ich recht hatte.
»Du musst sie retten«, rief er mir hinterher, während ich mit Vince und Miro den Weg fortsetzte.
In dem Moment, in dem wir am Fuße des Berges angekommen waren, trafen die Wassermassen auf das Schloss. Mit unglaublicher Geschwindigkeit strömte es auf uns zu, überflutete das Gebäude und den Schlosshof.
»Halt dich fest!«, hörte ich Vince durch den Lärm rufen. Ich klammerte mich an den nächstbesten Baum, als das Wasser über mir zusammenschlug. Ich hoffte, dass Peter zurückgelaufen war und dass das Wasser ihn nicht mehr erreicht hatte. Es dauerte ewig, bis sich die Flut etwas beruhigt hatte, und auch dann toste sie noch um mich herum. Das Wasser knallte gegen die Berge, als wollte es diese umschubsen. Ich sah mich um und versuchte, Vince und Miro zu entdecken. Doch in der Dunkelheit war niemand zu sehen. Nach einer Weile ließ ich den Baum los und begann zu schwimmen. Ich hatte nicht viel Zeit. Es war mühselig, gegen das wütende Wasser anzuschwimmen. Außerdem hatte ich Angst, Elin oder einem seiner Shellycoats zu begegnen. Die Sorge um Raven trieb mich weiter. Langsam wurden die Umrisse des Schlosses im Wasser deutlich. Ich konnte nicht erkennen, wie hoch das Wasser stand. Verzweifelt sah ich mich um. Wo zum Teufel sollte ich suchen? So schnell ich konnte, schwamm ich weiter. Hoffentlich war sie nicht verletzt. Wie lange konnte eine Elfe unter Wasser bleiben, ohne zu ertrinken? Ich erreichte das Schloss und schwamm daran entlang. Ich musste einen Weg ins Innere finden. Vergeblich rüttelte ich an den Türen. Endlich entdeckte ich ein zerbrochenes Fenster. Vorsichtig, um mich nicht zu verletzen, griff ich hinein und versuchte es zu öffnen. Es dauerte eine Weile, bis es mir gelang. Ich bahnte mir meinen Weg ins Schloss. Langsam schwamm ich zwischen umher treibenden Gegenständen durch die Flure. Es war stockfinster. Ich traute mich nicht, mein Licht zu benutzen. Ich war sicher, dass Elin mit seinen Anhängern hier drin unterwegs war. Die Augen von »echten« Shellycoats waren viel besser als meine halben Menschenaugen. Sie würden mich sofort entdecken. Etwas packte mich am Arm und ich wurde durch eine offenstehende Tür gerissen. Ich versuchte mich zu befreien, da hörte ich Miros Stimme in meinem Kopf.
»Psst, da ist Elin mit seinen Leuten.«
An diese Art der Kommunikation würde ich mich nie gewöhnen. Miro zog mich hinter die Tür. Durch einen Spalt sah ich, wie Elin an uns vorbei schwamm. Er machte sich nicht die Mühe, sein Licht zu verstecken. Sein Gesicht war wutverzerrt.
Vor Angst hielt ich die Luft an. Würde er meine Gegenwart spüren? Zu meinem Erschrecken sah ich, dass vier seiner Leute Gefangene mit sich schleppten. Es waren Mitglieder von Ravens Truppe. Was hatte er mit ihnen vor? Ihm musste klar sein, dass sie im Wasser keine Chance hatten zu überleben. Ich atmete auf, als der Trupp an uns vorbei war, und drehte mich zu Miro um.
»Was sollen wir tun? Wo sollen wir Raven suchen? Wenn wir sie nicht bald finden, wird es zu spät sein.«
»Ich bin nicht sicher, ob sie das Schloss überhaupt erreicht hat.«
Fragend sah ich ihn an.
»Bestimmt ist sie noch draußen vor dem Schloss von dem Wasser überrascht wurden«, setzte er hinzu.
Langsam begann ich zu verstehen, was er meinte.
»Es ist zu gefährlich, das ganze Schloss zu durchschwimmen, um nach draußen zu gelangen. Wir könnten zu leicht einer Patrouille von Elin in die Hände fallen«, wandte ich ein.
Ich sah mich um. Wir befanden uns im großen Festsaal. »Der nächste Weg ins Freie ist durch den Innenhof«, überlegte ich.
Miro nahm meine Hand und zog mich hinter sich her.
»Wenn das Wasser hoch genug steht, kann ich dort springen. Vielleicht entdecken wir Raven dann«, übermittelte ich ihm weiter.
Miro nickte. Vorsichtig tasteten wir uns durch die Gänge, als eine Gestalt vor uns auftauchte. Ich wollte Miro hinter eine Säule ziehen, doch der beruhigte mich.
»Das ist Vince.«
Erleichtert erkannte ich unseren Freund, der auf uns zu schwamm. Sein linker Arm stand merkwürdig von der Seite ab. Miro und ich schwammen
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