MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
zog ich mich um, da die Klamotten, die ich trug, von den Geschehnissen des Tages völlig ramponiert waren. Fünf Minuten später stand ich im Flur und sah mit Genugtuung, dass auch Ethan sich entschlossen hatte, mit uns zu kommen. Bree half Amber, die ihre Augen selbst im Stehen geschlossen hielt, in ihre Jacke. Endlich waren alle startbereit.
Raven hatte sich mit Peter an der Eingangstür postiert.
»Ich mache jetzt die Tür auf und sehe nach, ob alles in Ordnung ist. Wenn ich los sage, rennt ihr so schnell ihr könnt zu den Wagen«, instruierte Raven uns. »Peter fährt das eine Auto, Ethan das andere«, setzte sie hinzu.
Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt breit. Alles war still.
»Was denkst du?«, fragte Peter und sah sie an.
Raven schüttelte den Kopf.
»Da draußen ist nichts. Ich müsste etwas spüren. Es ist merkwürdig. Es liegt etwas in der Luft. Hörst du, wie ruhig es ist?«
Dieselbe Stille wie in Avallach, ging es mir durch den Kopf.
Raven trat aus dem Haus. Peter folgte ihr auf dem Fuße. Einen Moment sahen sie sich um. Dann winkten sie uns zu sich. Ich setzte einen Fuß auf die Steinstufen vor der Haustür.
»Lauft!«, schrie Raven da neben mir und gab mir einen Stoß. Ich griff Hannahs Hand und lief los. Der Weg vor mir nahm kein Ende. Es fühlte sich an, als würden meine Füße in einer glibberigen Masse verschwinden und ich würde keinen Fuß vor den anderen setzen können. Ich hörte Bree mit Amber hinter mir und Ethan, der unsere Reisetaschen trug. Er keuchte vor Anstrengung.
Ich spürte die Gefahr, ehe ich sie sah. Während ich lief, wandte ich den Kopf. Dunkle Gestalten nährten sich in rasender Geschwindigkeit dem Haus. In ihren schwarzen Umhängen kamen sie mir grausam bekannt vor. Elin hatte kaum Zeit verloren. Immer schneller nährten sich unsere Verfolger. Das Flattern ihrer Mäntel hinter mir schwoll an. Hannah an meiner Hand wurde langsamer. Ich spürte ihre Angst wie meine eigene, und diese Angst lähmte uns. Ich befürchtete, dass wir die Autos nicht rechtzeitig erreichen würden. Ich wagte es nicht, mich noch einmal umdrehen. Ich verdoppelte meine Anstrengungen und zog Hannah mit aller Kraft hinter mir her.
Der Zaun, der das Grundstück umgab und hinter dem die Autos standen, tauchte auf. Peter und Ethan betätigten die Schlüssel und öffneten die Türen. Panisch schob ich Hannah, Bree und Amber in den einen Wagen. Dann rannte ich zu dem anderen und ließ mich auf die Rückbank fallen. Im selben Augenblick, in dem Peter die Tür verriegelte, waren sie da. Eine finstere Gestalt baute sich vor unserem Wagen auf, eine riss an meiner Tür. Unter der Kapuze war nichts zu erkennen. Eine schneeweiße Hand schlug gegen mein Fenster.
Ich schrie und wich zur anderen Seite zurück.
»Fahr«, hörte ich Raven.
Ich kauerte mich auf dem Rücksitz zusammen. Als eine weitere Gestalt am Auto auftauchte, rutsche ich in die Lücke zwischen Fahrersitz und Rückbank und verbarg meinen Kopf zwischen meinen Armen. Wilde Schläge gegen die Fensterscheibe raubten mir den Verstand. Es würde nicht lange dauern, bis eine Hand nach mir griff. Ich meinte zu spüren, wie mich jemand durch eine zersplitterte Scheibe ins Freie zog. Da sprang der Wagen an und mit aufheulendem Motor gab Peter Gas. Auf die Gestalt vor ihm nahm er keine Rücksicht. Es gab einen dumpfen Aufprall, dann schoss Peter davon. Ich setzte mich zurück auf den Sitz und drehte mich um. Ethan war direkt hinter uns. Unsere Verfolger gaben jedoch nicht auf. Ich konnte in der Dunkelheit mindestens fünf Gestalten ausmachen, die den Autos folgten.
Wir waren so auf sie fixiert, dass wir das, was am Haus geschah, erst bemerkten, als sie zurückfielen und die Flammen hell am Himmel loderten.
Raven bemerkte sie als erste und zog laut den Atem ein. Die Shellycoats hatte unser Zuhause angezündet. Das war beinahe schrecklicher als die Flutung von Avallach.
Peter stöhnte auf, als er den Lichterschein im Rückspiegel bemerkte. Ich wollte mir nicht ausmalen, was sich im Auto hinter uns abspielte. Das Haus, in dem meine Mutter und Ethan und vor ihnen viele andere Generationen ihrer Familie groß geworden waren, wurde in einer einzigen Nacht vernichtet.
»Weshalb können sie Feuer machen?«, wandte sich Peter an Raven.
»Was meinst du damit?«, stellte sie die Gegenfrage.
»Na, im Wasser brauchen sie das ja wohl nicht. Und da frage ich mich, woher Elin weiß, wie das geht.«
Peter hatte recht. Für uns war Feuer etwas ganz
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