MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
ein schlechtes Gewissen, wegen ihrer blöden Bemerkung.«
Ich tauchte kurz unter.
»Ich glaube, Calum ist auf Peter eifersüchtig«, platzte ich heraus. »Ich verstehe nicht, wie er darauf kommt«, machte ich meiner Empörung Luft. »Da ist so blödsinnig.«
»Er steht unter Druck«, versuchte Amia ihn zu verteidigen. »Hab etwas Verständnis für ihn. Er hat so viel für dich riskiert. »
»Ich habe Verständnis«, verteidigte ich mich. »Aber unter Druck stehen wir alle. Der wird durch unsinnige Verdächtigungen nicht weniger.«
»Mach heute Abend ein Picknick mit ihm, hier am See«, schlug Amia vor. »Nur ihr zwei. In dem vollen Haus kriegt jeder einen Koller. Wann wart ihr das letzte Mal gemeinsam schwimmen?«
»Allein?«, fragte ich.
Amia nickte.
»Nur das eine Mal, als er mich in dieser Vollmondnacht im Wasser erwischt hat. Seitdem nur gemeinsam mit anderen«, erwiderte ich.
»Kein Wunder, dass er so schlecht gelaunt ist«, kicherte Amia.
Ich puffte sie in die Seite.
»Das ist eine gute Idee«, sagte ich dann.
Vielleicht konnte ich ihm durch die Blume zu verstehen geben, dass wir etwas herausgefunden hatten. Etwas, das er nicht wissen durfte. Oder konnte ich dieses Risiko nicht eingehen? Es war wie verhext.
So schnell ich konnte, schwamm ich Amia ans Ufer hinterher und zog mich an. Ich würde einen Picknickkorb für uns packen und Calum eine Nachricht hinterlassen, dass er zum See kommen sollte, sobald er aus dem Schloss zurück war.
Zu Hause angekommen schrieb ich Calum einen Zettel und legte diesen auf unser Bett. Ich hatte zwei Stunden Zeit, bis er die Nachricht finden würde.
Ich kämmte mir die Haare und durchstöberte meinen Schrank nach etwas Anziehbarem für ein Rendezvous. Die Vorfreude breitete sich kribbelnd in meinem Körper aus. Auf dem Rückweg hatte ich überlegt, wann wir das letzte Mal allein zusammen gewesen waren. Es war eine gefühlte Ewigkeit her.
Da ich nicht fündig wurde, lief ich in Amelies Zimmer. Ihre Klamotten lagen auf dem Boden und auf dem Bett verteilt herum. Offenbar hatte sie sich für das Treffen mit Joel besondere Mühe gegeben.
Es dauerte nicht lange und ich zog aus ihrem Schrank eins dieser, für mich unter normalen Umständen, indiskutables Stückchen Stoff. Aber unnormale Umstände verlangten unnormale Maßnahmen. Ich schlüpfte in das Kleidchen und drehte mich vor dem großen Spiegel. Ich musste zugeben, dass ich mich darin hübsch fand und dass es zudem unglaublich bequem war. Ein wenig Mascara und Lipgloss vervollständigten mein Outfit. Ich war sicher, dass es Calum gefallen würde.
Als ich in die Küche kam, sah Bree mich mit großen Augen an.
»Ich mache heute Abend ein Picknick mit Calum am See«, erklärte ich und versuchte nicht rot anzulaufen.
Bree verkniff sich dankenswerterweise jeden Kommentar und um weiteren Gesprächen aus dem Weg zu gehen, nahm ich einen Korb und ging zum Markt.
In aller Ruhe schlenderte ich von Stand zu Stand und kaufte ein Stück Brot, Früchte, Käse, Süßigkeiten und eine Flasche Wein sowie eine Flasche Saft.
Am See breitete ich die Decke, die Amia dort deponiert hatte, aus und stellte den Korb mit den Einkäufen in den Schatten. Dann begann ich zu warten.
Es war wunderbar still. Erst jetzt fiel mir auf, dass Leylin selbst ohne Autos und anderen Verkehrslärm ganz schön laut war. Doch hier am See herrschte Ruhe. Friedlich plätscherten die Miniwellen ans Ufer. Bienen summten auf der Suche nach den letzten Pollen um mich herum. Über mir kreiste ein Vogel. Ich hatte keine Ahnung, was für einer es war. Nur dass es ein Raubvogel war, wusste ich. Leise und ausdauernd zog er seine Kreise, ohne kaum einmal mit den Flügeln zu schlagen. Ihm zuzusehen hypnotisierte mich und ich spürte, dass mir die Augen zufielen. Kein Wunder – letzte Nacht hatte ich vor schlechtem Gewissen schlecht geschlafen.
Als ich aufwachte, war der Vogel verschwunden. Glitzernde Sterne leuchteten am Himmel und der Mond tauchte den See in helles Licht. Ich rieb mir die Augen. Wo war Calum? Hatte er meine Nachricht nicht gefunden? Weshalb war er nicht gekommen? Es musste mindestens zehn Uhr sein, wenn nicht noch später. Ich spürte, dass mir die Tränen kamen. Er konnte unmöglich so sauer sein, dass er mich hier sitzen ließ. Das war doch albern. Wütend packte ich zusammen und rollte die Decke ein. Dann griff ich nach dem Korb. Der Weg zurück im Dunkeln, den schmalen Weg durch Büsche und Bäume entlang, war unheimlich. Um mir Mut zu
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