MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
machte alles schlimmer. Ich würde den Tag nutzen und mit Dr. Erickson und Peter die Karte entziffern, nahm ich mir vor, während ich in meinem Tee rührte. Dann hatte ich heute Abend Zeit für Calum. Vielleicht konnten wir gemeinsam schwimmen gehen. Abends war niemand sonst am See. Bei dem Gedanken daran wurde mir warm. Dann hielt ich in der Bewegung inne. Ich hatte bei meinen Träumereien vergessen, dass Dr. Erickson und Peter den ganzen Tag im Schloss waren. Wir hatten nur die Abende, um gemeinsam die Karte zu studieren. Ich raufte mir die Haare. Ich konnte mich schlecht jeden Abend fortschleichen und noch dazu mit Peter. Das wäre Wasser auf Calums Mühlen.
Hannah und Amber nahmen mich in Beschlag, kaum dass ich den ersten Schluck Tee getrunken hatte.
»Denkst du daran, was du uns versprochen hast, Emma?«, fragte Hannah.
Ich nickte abwesend, in meine Gedanken versunken.
»Dann kommst du heute mit?« Amber stupste mich an.
»Wohin soll ich mitkommen, Süße?«
Sie zog einen Flunsch.
»Du hast versprochen, heute mit in die Schule zu kommen«, erinnerte Hannah mich. »Wir wollten dir die Schule zeigen. Wusstest du, dass Elfen Gedanken lesen können?«
»Das ist so cool«, fiel ihr Amber ins Wort. »In dem Unterricht, wo sie lernen, das zu kontrollieren, haben wir eigentlich frei. Aber ich habe mich freiwillig zur Verfügung gestellt, sozusagen als Versuchskaninchen. Dann denke ich entweder an was Lustiges oder was Ekliges. Und wer anfängt zu lachen, hat verloren und die Lehrerin weiß, dass es bei demjenigen noch nicht so gut klappt.«
Ich lächelte und griff nach einem Toast.
»Ist schon okay. Ich komme mit. Aber nur, wenn ich noch in Ruhe frühstücken kann.«
Jubelnd liefen die zwei in ihr Zimmer, um ihre Sachen zu holen.
Wenige Minuten später waren wir unterwegs zur Schule. Zu schnell für ein ausgedehntes Frühstück.
Die Schule lag außerhalb der Stadt. Direkt daneben war das Theater, von dem Sophie so geschwärmt hatte, und auf der anderen Seite eine Anlage, die wie ein Sportplatz aussah.
»Wir können hier in einem richtigen Theater proben. Ist das nicht toll?« Hannah zupfte an meinem Arm. »Jeden Tag gehen wir zwei Stunden dorthin. Die Elfen sind verrückt nach Theater.«
»Wundert mich nicht. Schließlich gibt’s hier kein Fernsehen«, warf Amber ein und klang zerknirscht.
»Ich habe mich gefragt, ob ich unserer Lehrerin von Peter Pan erzählen soll«, sprach Hannah weiter, ohne ihre Schwester zu beachten. »Ich glaube, dass es für die Elfen ein tolles Stück wäre.«
»Klar, mach das«, erwiderte ich abwesend, während ich mich staunend in dem Theater umsah, in das die beiden mich geführt hatten.
Es war ein Freilufttheater und wir standen oben in der letzten Reihe. Ich war nicht besonders gut im Schätzen, aber ich würde wetten, dass sich unter mir vierzig Reihen in einem weiten Halbkreis um die Bühne spannten.
»Es passen zweitausendfünfhundert Zuschauer rein. Und es ist fast jeden Abend voll«, erklärte Amber in einem Ton, als würde ihr das Theater gehören. »Mama und Papa haben versprochen, dass wir sobald wie möglich hergehen. Mir ist sogar egal, welches Stück gespielt wird. Du und Calum – ihr kommt auch mit, oder?«
Ich wandte mich ihr zu und nickte. »Denkst du, das lasse ich mir entgehen?«
In dem Moment hörten wir ein Klingeln.
»Wir sind zu spät.« Hannah wirbelte herum und lief los. Amber und ich flitzten hinterher. So schnell wir konnten, sprinteten wir auf das bunte Gebäude zu, das die Schule darstellen sollte. Ein Architekt aus unserer Welt würde sich die Haare raufen und die Baubehörde hätte es längst gesperrt. Es war so merkwürdig gebaut, dass es an ein Wunder grenzte, dass es nicht zusammenfiel. Kein Stockwerk stand über dem anderen. Was sagte ich, jeder Raum schien an einer anderen Stelle des Hauses herauszuragen und jeder war in einer anderen Farbe gestrichen. Selbst die Fenster waren mal rund mal eckig oder oval. Die vielen Dächer sahen aus, als würden sie normalerweise auf ein Hexenhaus gehören. Als wir eintraten, wand sich drinnen eine Wendeltreppe bis unter das Dach. Ich war froh, dass wir nur die Treppen bis zur zweiten Etage (wenn man es so bezeichnen wollte) erklimmen mussten. Amber öffnete eine Tür und schob Hannah und mich hinein. Die Elfenkinder hockten in der Mitte des Raumes auf einem Teppich. Stühle und Tische suchte ich vergebens. Eine junge Elfe, kaum größer als ihre Schüler, stand auf und kam uns entgegen.
Weitere Kostenlose Bücher