MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
Buchladen. Ich wollte unbedingt wissen, ob Dr. Erickson gestern Abend noch mehr von der Karte entschlüsselt hatte. Ich war sicher, dass er nicht ins Bett gegangen war.
12. Kapitel
Als ich am Laden ankam, saßen Amelie und Amia auf der kleinen Bank vor dem Haus in der Sonne. Beide hielten ein Glas in der Hand, dessen Inhalt verführerisch leuchtete. Amelie rutsche ein Stückchen zu Seite, sodass ich mich neben sie quetschen konnte, und reichte mir ihr Glas.
»Ist schon unser zweites«, meinte sie gönnerhaft. »Du darfst es austrinken. Sophie hat es sich in den Kopf gesetzt, Amia mit Vitaminen zu versorgen. Und ich trinke aus Solidarität mit.«
Es schmeckte süß, aber nicht zu süß, fruchtig, ein wenig nach Erdbeeren und das Beste war, es war eiskalt.
Ich erzählte den beiden von dem Vormittag in der Schule.
»So was Cooles hat er zu Hause in der Schule nie gemacht«, kommentierte Amelie die Aktion ihres Vaters.
»Ich schätze, Geschichte hat sich schlecht mit einer Taschenlampe vermitteln lassen«, verteidigte ich Ethan.
Amelie zuckte mit den Schultern.
»Kann ich euch zwei allein lassen?«, fragte sie dann. »Ich bin mit Joel verabredet.«
Wir sahen ihr hinterher, wie sie die Straße hinabschlenderte.
»Meinst du, das ist was Ernstes mit den beiden?«, fragte Amia mich.
»Keine Ahnung. Amelie ist in Liebesdingen etwas unbeständig.«
»Ich hoffe, sie tut Joel nicht weh.«
»Er hat doch ein Mädchen, das sich mit ihm verbinden soll«, erwiderte ich.
»Na, nachdem Calum und ich uns nicht verbunden haben, wird es für die anderen Väter schwierig werden, die geplanten Verbindungen durchzusetzen. Joel ist nicht gerade versessen darauf, sich mit dem Mädchen, das sein Vater ausgesucht hat, zu verbinden. Gerade in dieser Zeit.«
Ich nippte an meinem Glas. Damit hatte sie vermutlich recht.
»Ich würde gern kurz mit Sophie sprechen«, wandte ich mich Amia zu, die ihre Augen geschlossen hatte und ihr Gesicht den paar Sonnenstrahlen entgegenstreckte, die zu uns reichten.
»Ich warte hier, wenn es dir nichts ausmacht.«
Ich stand auf und nahm ihr das leere Glas ab.
Sophie war nirgends zu sehen. Ich lief die Treppe hinauf und fand sie in der Küche. Sie gab mir zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange.
»Und, habt ihr noch etwas rausgefunden?«, fragte ich flüsternd.
Sophie sah an mir vorbei.
»Amia ist unten auf der Bank und Amelie ist gerade gegangen«, erklärte ich ihr.
»Wir haben ein paar Texte entschlüsselt und angefangen, die Karte zu übertragen und größer zu zeichnen, damit wir uns einen besseren Überblick verschaffen können. Die Texte sind sehr klein. Wir werden heute Abend weitermachen.«
Ich trat verlegen von einem Bein aufs andere.
»Ich kann nicht schon wieder einen Abend mit Peter verschwinden. Calum und ich haben uns gestritten. Er ist ziemlich wütend und eifersüchtig.«
»Eifersüchtig?« Sophie sah mich an.
»Auf Peter«, erklärte ich.
Sophie schüttelte den Kopf.
»Dieser Dummkopf.«
»Na, was soll er schon denken, wenn ich laufend mit Peter verschwinde«, beeilte ich mich, ihn zu verteidigen. »Ihr müsst heute ohne mich weitermachen. Vielleicht können Dr. Erickson und Peter mal einen Tag im Schloss fehlen. Dann könnten wir tagsüber arbeiten.
»Wir werden das besprechen«, sagte Sophie.
Ich drückte sie dankbar.
»Brauchst du uns noch, oder kann ich mit Amia schwimmen gehen?«
»Geht ihr nur«, winkte sie. »Amia braucht jeden Tropfen Wasser, den sie kriegen kann. Viel Spaß.«
Amia und ich planschten durchs Wasser. Man konnte langsam ein Bäuchlein unter ihrem Anzug ausmachen. »Es wird nicht mehr lange dauern«, sagte Amia auf meinen musternden Blick hin.
»Wie kommst du darauf?«, fragte ich erschrocken.
»Es strampelt schon ganz schön.«
»Hast du Angst?«
»Nicht vor der Geburt. Aber dass wir dafür ins Meer zurück müssen. Das macht mir Angst.«
Gänsehaut, die ich selbst im Wasser spürte, überrieselte mich.
»Wann wollt ihr aufbrechen?«
»In einer Woche ist Vollmond. Ich möchte unbedingt bei deinem ersten Mal dabei sein. Aber dann dürfen wir keine Zeit mehr verlieren.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Elin versucht, dir etwas anzutun. Du bist die Einzige, die er noch hat«, versuchte ich, ihr Mut zuzusprechen.
»Das hoffe ich auch«, erwiderte Amia so leise, dass ich sie nur mit Mühe verstand.
»Du und Calum – ihr habt euch gestern gestritten«, wechselte sie das Thema. »Amelie hat es mir erzählt. Sie hatte
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