MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
machen?«, fragte mich die junge Novizin, die Mairi zur Hand ging. Ich nickte und folgte ihr in eine der anderen Hütten. Dort stand ein kleiner Zuber, aus dem weißer Dampf aufstieg. Die Priesterin reichte mir ein Handtuch und ließ mich allein.
Ich zog meinen Pullover aus und wusch mir Gesicht und Arme mit dem heißen Wasser. Das weckte meine Lebensgeister. Dann trocknete ich mich ab und schlüpfte in meinen Pullover. Mit einer Bürste, die auf der Ablage lag, kämmte ich mein Haar und band es wieder zu einem Zopf.
Dann sah ich in den Spiegel vor mir.
»Du musst es schaffen«, flüsterte ich meinem Spiegelbild zu. »Auch wenn es vollkommen verrückt und selbstmörderisch ist. Du musst es für Calum tun und für Amia und für Miro und für Ferin…«
Es klopfte an der Tür.
»Emma. Es ist Zeit. Komm.«
Ich trat aus der Hütte und die Novizin brachte mich zurück zu Mairi, wo sie mir noch einmal eine warme Suppe und frisches Brot vorsetzte. Ich würde niemals wieder irgendwo hingehen, ohne genügend Vorräte eingepackt zu haben, nahm ich mir für die Zukunft vor, und begann zu essen.
Mairi nahm mir gegenüber Platz. »Der Baum wird dich prüfen. Dich und deine Absichten. Er gibt Excalibur nur den wirklich Auserwählten.«
»Haben etwa schon andere außer Artus um das Schwert gebeten?«, fragte ich verwundert.
Mairi nickte.
»Und?«, hakte ich nach, nicht sicher, ob ich die Antwort hören wollte.
»Der Baum hat das Schwert bisher nur Artus überlassen. Niemandem sonst, weder vorher noch nachher.«
Der Löffel fiel mir klirrend aus der Hand.
»Er wird es mir nicht geben, oder?«
»Das wissen wir erst, wenn du es versucht hast. Du musst daran glauben. Der Baum muss spüren, dass du deiner Aufgabe gewachsen bist.«
»Aber das ist es doch gerade. Ich bin dieser Aufgabe nicht gewachsen. Ich weiß das und der Baum wird es auch wissen. Und ohne Peter werde ich es gar nicht schaffen.«
»Das ist nicht wahr, Emma. Wenn du es wirklich willst, wenn du deine Familie und deine Freunde wirklich retten willst, dann kannst du es schaffen. Du bist gesegnet mit den Gaben zweier Völker. Es gibt auf der ganzen Welt niemanden wie dich. Du bist etwas ganz Besonderes. Darauf musst du vertrauen.«
Etwas ganz Besonderes. Mairi hatte keine Ahnung von mir. Ich war weit entfernt davon, etwas ganz Besonderes zu sein.
Von draußen ertönte ein Gong und Mairi stand auf.
»Es ist alles vorbereitet. Wir sollten jetzt gehen.«
Mit wackligen Beinen schob ich meinen Stuhl zurück.
Mairi fasste mich an beiden Schultern. »Emma, du trittst vor den Baum und äußerst deine Bitte. Entweder er übergibt dir das Schwert oder er wird uns zeigen, dass du nicht würdig bist. Vorher verlässt du den Baum nicht. Hast du das verstanden?«
Ich nickte und sie schob mich zur Tür.
»Noch etwas, Emma. Den Baum zu bitten, bedeutet nicht, mit ihm zu sprechen. Ab jetzt wirst du schweigen.«
Dann würde ich mich wenigstens nicht völlig lächerlich machen, dachte ich ein wenig erleichtert.
Noch im Türrahmen erstarrte ich und wäre am liebsten zurück in die Hütte geflüchtet. Von dem Eingang bis zum Baum standen in regelmäßigen Abständen rechts und links Priester und Priesterinnen und bildeten eine Gasse. Der riesige Baum wirkte bedrohlich auf mich. Es war, als wisse er, dass ich ihm seinen wertvollsten Besitz stehlen wollte. Zwischen den Priestern und Priesterinnen brannten in großen Körben wild flackerndes Feuer. Es versuchte vergeblich die Dunkelheit und den nebligen Dunst, der auf der Lichtung lag, zu vertreiben.
Ich wich zurück, doch Mairi, die hinter mir stand, schob mich vorwärts. Eine Flucht aus dieser unwirklichen Situation war nicht möglich. Langsam ging ich an den Priestern und Priesterinnen vorbei, die den Kopf gesenkt hielten und leise vor sich hin murmelten. Ich nahm an, dass sie beteten. Ich war nicht besonders gläubig, doch wenn es half, sollte es mir recht sein.
Die Priester und Priesterinnen, an denen ich vorbeigegangen war, schlossen sich mir an und folgten mir.
In meinen verdreckten Sachen kam ich mir noch unwürdiger vor, als ich mich sowieso fühlte. Ich konnte bloß hoffen, dass der Baum auf solche Äußerlichkeiten keinen gesteigerten Wert legte. Viel zu schnell war der Weg zu Ende.
Peter lag an derselben Stelle, an der die Priester ihn gestern abgelegt hatten, und strahlte mich mit aufgeregt glänzenden Augen an.
»Peter.«
Ich eilte zu ihm, ohne auf das kollektive Aufstöhnen zu achten, das um mich herum
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