MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
Taschentuch, mit dem ich ihm das Gesicht abwischen konnte. Das Einzige, was ich fand, war das Abschiedsgeschenk von Morgaine. Ihr winziges Stück der Fairy Flag. Es wird dich beschützen ,hatte Morgaine mir versichert. Vorsichtig tupfte ich mit dem winzigen Stück Stoff Peters Stirn und seine Wangen trocken. Viel nützte es nicht.
Ich kroch zu ihm unter die dicke Schicht aus Laub und schmiegte mich an ihn. Vielleicht würde ihm so wärmer werden. Das Stück Stoff hielt ich fest in meiner Hand. Wenn Morgaine nur hier wäre. Sie würde mir helfen. Aber die kleine Fee war in Leylin geblieben und alles, was sie mir gegeben hatte, war der Fetzen einer uralten Fahne.
»Peter, du darfst nicht sterben. Hörst du. Du hast noch so viel zu erledigen. Du musst mir helfen, Muril zu zerstören. Ohne dich schaffe ich das nicht. Und du musst der Eingeweihte von Skye werden. Dr. Erickson hat dich extra dafür ausgewählt und ausgebildet. Niemand sonst kommt dafür in Frage. Und du musst Raven endlich sagen, dass du sie liebst. Ich bin mir nicht sicher, ob sie das weiß. Na ja, ich weiß es eigentlich auch nicht, aber ich habe da seit Längerem eine Vermutung und Amelie übrigens auch. Du siehst also, es ist noch keine Zeit zum…«
Was redete ich da. Peter hörte sowieso nichts mehr. Wenn ich wenigstens etwas sehen könnte. Es war so dunkel.
Ich dachte an Joel, der sich für Amia und ihr Baby geopfert hatte. Was würde noch geschehen, wenn ich diesen verdammten Spiegel nicht zerstörte? Konnte man von mir verlangen, dass ich Peter opferte, um viele andere zu retten? Ich knüllte das Stückchen Stoff in meiner Hand zusammen. Weshalb hilft mir niemand, dachte ich bitter.
Im selben Moment schob sich eine Hand zwischen das Laub und griff nach meinem Arm.
Ich wollte schreien. Doch die Berührung war so sanft und schickte so beruhigende Signale durch meinen Körper und in meinen Kopf, dass mir der Schrei in der Kehle stecken blieb.
»Es ist gut, Emma«, sagte eine sanfte Stimme. »Du musst keine Angst haben. Du hast uns in der Stunde der größten Not gerufen und wir sind gekommen, um dir zu helfen.«
Ein Licht flammte auf und ich erblickte drei Priesterinnen und zwei Priester alle ganz in Weiß gekleidet. Ich rappelte mich auf und wies auf Peter. Die Tränen der Erleichterung hinunterschluckend stammelte ich: »Er ist schwer verletzt. Er stirbt.«
Aus dem Nichts zauberten die beiden Priester eine Trage und betteten Peter vorsichtig darauf. Eine der Priesterinnen legte ihren Arm um mich und nach nur wenigen Schritten umgab die ganze Gruppe ein heller Schein. Ich fand mich auf der Lichtung wieder, in deren Mitte der riesige uralte Apfelbaum seine Zweige in den Himmel streckte.
Zielstrebig trugen die Priester Peter zu den Wurzeln des Baumes und legten ihn dort nieder. Zwei Heiler kamen herbeigeeilt.
»Sie werden sich um ihn kümmern, Emma. Komm mit uns. Du bist sicher müde und hungrig«, wandte sich eine der Priesterinnen mir zu.
Ich war nicht bereit, Peter allein zu lassen. Erst wenn ich sicher war, dass er gesund werden würde, würde ich der Aufforderung folgen.
Ich ging zu ihm und setzte mich neben ihn. Ein Heiler untersuchte die Wunde an seinem Bauch.
»Wird er wieder gesund werden?«
»Die Wunde ist sehr schwer. Du hast uns im allerletzten Moment um Hilfe gerufen. Wenn wir den Dreizack heraus haben, dann bin ich sicher, dass der Baum ihn heilen wird. Aber es wird einige Tage dauern. So eine schwere Wunde braucht Zeit.«
»Um Hilfe gerufen?« Ich wandte mich den drei Priesterinnen zu, die mir gefolgt waren. Eine von ihnen kniete sich neben mich und öffnete meine Hand, in der ich immer noch das Stückchen der Fairy Flag festhielt.
»Dem Besitzer auch nur eines winzigen Stückchens der Fairy Flag wird Hilfe dann zuteil, wenn er darum bittet. Hat man dir das nicht gesagt?«
Ich schüttelte den Kopf. Das zu erwähnen hatte Morgaine versäumt.
»Nimm seine Hand«, forderte einer der Heiler mich auf. Der andere ergriff den Dreizack und zog daran. Peter bäumte sich auf und schrie, während die Waffe aus ihm herausglitt. Der Schrei verstummte und Peter fiel zurück. Blut strömte aus der Wunde, die der Heiler mit einer Lage lindgrüner Tücher bedeckte. Vorsichtig berührte ich den Stoff. Er fühlte sich merkwürdig an. Eine der Priesterinnen deckte Peter mit mehreren Wolldecken zu und schob ein Kissen unter seinen Kopf. »Wir weben diese Tücher aus den Blattfasern des Baumes. Es ist ein sehr aufwendiges Verfahren.
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