Mondspiel: Novelle (German Edition)
ist? Wenigstens hatte Paul es nicht nötig, sich von seiner Geliebten in die Band einschleusen zu lassen.«
Dillon riss den Kopf hoch und sah Brenda mit funkelnden Augen an. »Was zum Teufel soll das heißen, Brenda?«
Jessica sah sich in der Küche um. Alle waren verstummt und wirkten nervös und schuldbewusst, sogar Paul. Don lief dunkelrot an und wandte den Blick von Dillon ab.
Brenda zuckte zusammen. »Autsch. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass dir keiner was gesagt hat?« Dillons Blick bohrte sich weiterhin erbarmungslos in sie. »Also schön, gib mir die Schuld, ich bin es gewohnt. Ich dachte, du wüsstest es. Alle anderen wussten es mit Sicherheit. «
»Sag mir sofort, wovon du redest, Brenda.«
Zum ersten Mal sah Jessica Brenda zögern. Einen Moment lang wirkte sie unsicher und schutzbedürftig. Dann veränderte sich ihr Ausdruck, und sie zuckte lässig die Achseln, doch ihr perlendes Lachen klang ein wenig gezwungen. »Um Himmels willen, was ist denn schon dabei? Es ist ewig her. Du hast doch nicht im Ernst geglaubt, Vivian sei dir treu gewesen.«
Jessica fühlte den Schlag, den es ihm versetzte. Sein Magen drehte sich um, und er rang nach Luft, damit er sich nicht übergab. Sie nahm seinen inneren Kampf so
deutlich wahr, als erlebte sie ihn selbst. Dillons Gesichtsausdruck blieb unverändert; er blinzelte nicht einmal. Er hätte aus Stein gemeißelt sein können, aber Jessica spürte seinen inneren Aufruhr.
»Dann hatte Viv eben eine Affäre mit Don, na und?« Brenda zuckte wieder die Achseln. »Sie hat ihn in die Band gebracht. Du brauchtest einen Bassisten – es hat doch alles geklappt.«
»Viv und ich hatten keine Probleme, als Don in der Band angefangen hat«, sagte Dillon. Seine Stimme war ausdruckslos, und er sah Don nicht an.
Brenda inspizierte ihre langen Fingernägel. »Du kennst Viv doch, sie hatte Probleme, sie musste immer mit jemandem zusammen sein. Du hast an Songs für die Band gearbeitet und versucht Paul zu helfen. Sobald du nicht jede Minute mit ihr verbracht hast, hat sie sich vernachlässigt gefühlt.«
Dillon hörte ein seltsames Rauschen in seinem Kopf. Er ließ sich einen Moment Zeit, ehe er seinen Blick auf Don richtete. »Du hast also mit meiner Frau geschlafen und in meiner Band gespielt und mich glauben lassen, du seist mein Freund?« Er erinnerte sich noch daran, wie sehr er sich angestrengt hatte, Don das Gefühl zu geben, er gehörte dazu.
Don kniff die Lippen zusammen. »Du hast es gewusst, jeder hat es gewusst. Es war kein Geheimnis, dass Viv gern ab und zu mal einen Mann aufgegabelt hat. Und du hast bekommen, was du wolltest. Einen Bassisten, den du mies behandeln kannst, und jemanden, der sich die Wutanfälle deiner Frau bieten lässt, wenn du gerade keine Zeit oder keine Lust hattest, dich selbst mit ihr abzugeben. Von dem Geld, das du gespart hast, weil sie ständig
wollte, dass ich ihr was kaufe, rede ich noch nicht mal. Ich würde sagen, wir sind mehr als quitt.«
Dillon sagte kein Wort; nur ein zuckender Muskel in seiner Kinnpartie verriet seinen inneren Aufruhr.
»Sie war ein Blutsauger«, fuhr Don fort und sah sich in der Küche nach Unterstützung um.
»Sie war krank«, verbesserte Dillon ihn leise.
»Sie war nicht loyal, und sie war eiskalt«, beharrte Don. »Verdammt nochmal, Dillon, du musst doch über uns Bescheid gewusst haben.«
Als Dillon ihn weiterhin ansah, senkte Don den Blick wieder. »Ich dachte, deshalb wolltest du mich nicht in der Band haben.«
»Dein eigenes schlechtes Gewissen hat dich glauben lassen, ich wollte dich nicht in der Band haben.« Dillons Stimme war sehr leise, doch tief in seinem Inneren schrie er um Hilfe; er wollte, dass Jessica ihn davon abhielt, etwas Verrücktes zu sagen oder zu tun. Dass sie ihn rettete. In ihm war solche Hoffnung aufgewogt. Wärme hatte sich ausgebreitet, der Glaube, er könnte sein Leben vielleicht doch zurückfordern. Und war im Nu wieder verschwunden. In seinem Inneren fühlte er sich eiskalt und taub. Herz und Seele waren ihm herausgerissen worden. Alles, was er sich aufgebaut hatte, alles, woraus er sich etwas gemacht hatte, war zerstört worden. Er hatte geglaubt, ihm sei bereits alles genommen worden, aber es gab noch mehr – das Stochern in alten Wunden, um sie zu vertiefen oder sie wieder zu öffnen. Er zerbrach und zerbröckelte, Stück für Stück, bis von dem, der er gewesen war, nichts mehr übrig war.
»Verflucht nochmal, Dillon, du musst es gewusst haben. « Dons
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