Mondspiel: Novelle (German Edition)
Stufen hinuntergeworfen. Die Männer hielten sich aneinander fest. »Es geht um Trevor. Es klingt übel, Brian, komm mit mir«, sagte Dillon.
Brian nickte. »Wo sind die anderen?«
»Jess trommelt sie zusammen«, erwiderte Dillon. Tara rannte vor ihm her, doch er konnte leicht mit ihr Schritt halten. Er fluchte leise vor sich hin, denn die Nacht brach an, und in wenigen Minuten würde es dunkel sein. Er konnte nur hoffen, dass seine Tochter sich nicht verlief, sondern ihn geradewegs zu seinem Sohn führte.
Tara rannte mit klopfendem Herzen, doch ihr Vater wirkte so ruhig und beherrscht, dass ihre Panik nachließ. Sie lief so schnell sie konnte, weil sie fürchtete, sie würde die genaue Stelle im Dunkeln nicht finden. Daher war sie erleichtert, als der große Schäferhund mit langen Sätzen aus dem Wald kam und neben ihr herlief. Er würde den Weg zu Trevor finden.
Jessica holte mehrfach tief Atem, während sie durch das große Haus eilte und die anderen rief. Brenda fand sie rauchend draußen vor der Küche. »Was ist denn jetzt schon wieder? Hier hat man wirklich nie seine Ruhe.«
»Wo sind die anderen?«, fragte Jessica. Brendas elegante Wanderstiefel waren mit Schlamm überzogen. An den Sohlen klebten Fichtennadeln, die Brenda zu entfernen versuchte, ohne sich dabei die Fingernägel schmutzig zu machen. »Es hat einen Unfall gegeben, und alle müssen helfen.«
»Meine Güte, diese Kinder schon wieder, stimmt’s?« Brendas Stimme klang ärgerlich. Sie wich einen Schritt zurück und hob beschwichtigend eine Hand, als Jessica drohend auf sie zuging. »Also wirklich, Schätzchen, deine ewige Sorge um diese Kinder geht mir auf die Nerven. Sag mir, was los ist, und ich trage meinen Teil dazu bei, um zu helfen, aber ich hoffe, hinterher schickst du sie in ihre Zimmer und lässt dir eine angemessene Strafe für sie einfallen.«
»Wo sind die anderen?«, zischte Jessica durch zusammengebissene Zähne. »Es ist ein Notfall, Brenda. Ich glaube, Trevor ist unter einem Erdrutsch begraben, und wir müssen ihn schleunigst dort rausholen.«
Brenda wurde blass. Im ersten Moment brachte sie kein Wort heraus. Dann flüsterte sie erstickt: »Dieser Ort ist wirklich verflucht. Oder vielleicht ist es auch nur Dillon.«
Es erstaunte Jessica, dass die Frau kurz davor war, in Tränen auszubrechen. »Brenda«, sagte sie verzweifelt, »hilf mir!«
»Es tut mir wirklich leid.« Brenda zog ihre Schultern zurück. »Ich gehe Robert holen, er weiß bestimmt, was zu tun ist. Paul hat gerade noch hinter dem Haus Hufeisen geworfen. Don wollte, glaube ich, an den Strand gehen, aber ich bin nicht sicher. Du holst Paul, und ich schicke die anderen zu euch. In welche Richtung sind sie gegangen?«
»Danke.« Jessica legte Brenda eine Hand auf den Arm, denn wenn ihre Maske verrutschte, wirkte sie äußerst verletzlich. »Ich glaube, sie haben den breitesten Weg in den Wald genommen.«
»Von dort komme ich gerade«, sagte Brenda mit einem Stirnrunzeln. »Aber ich habe die Kinder nicht gesehen.«
Jessica hörte ihr schon nicht mehr zu, sondern rannte um das Haus herum zu Paul. »Was ist los?«, rief er und eilte ihr entgegen, als er sie sah.
In ihrer Verzweiflung platzte Jessica mit allem hervor, was sie wusste. Die Zeit schien zu vergehen, und sie erreichte nichts.Viel lieber, als sich auf die anderen zu verlassen, wäre sie zu Trevor gelaufen und hätte ihn mit ihren bloßen Händen ausgegraben.
»Ich hole die Lampen«, sagte Paul und öffnete die Tür zu einem kleinen Schuppen. »Dort drin sind Schaufeln. Wir treffen uns vor dem Haus.« Er lief sofort los.
Jessica presste sich eine Hand auf den Magen, während sie sich hektisch im Geräteschuppen umsah. Sämtliche größeren Werkzeuge waren ganz hinten. Ihr war schlecht vor Angst um Trevor. Wie viel Zeit war schon vergangen? Erst wenige Minuten, doch es erschien ihr wie eine Ewigkeit. In der anbrechenden Abenddämmerung war es düster im Schuppen. Sie tastete sich zur Rückwand und hatte erst einen Rechen und dann ein Brecheisen und zwei schärfere Werkzeuge in der Hand, bevor sie die Schaufeln fand. Triumphierend packte sie alle drei und eilte zur Tür.
Don erwartete sie bereits ungeduldig. »Paul ist schon vorausgegangen.« Er nahm ihr die Schaufeln ab und zog die Stirn in Falten. »Was zum Teufel hast du mit deiner Hand angestellt?«
Jessica blinzelte verblüfft. Mitten auf ihrer schlammigen Handfläche hatte sich eine Schnittwunde geöffnet und in dem Blut, das sich mit dem
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