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Mondspiel: Novelle (German Edition)

Mondspiel: Novelle (German Edition)

Titel: Mondspiel: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Schwester an.
    »Eine teuflische Tat«, ergänzte Tara, ohne aus dem Takt zu kommen.
    Brian wischte den Orangensaft mit einem feuchten Lappen auf und zwinkerte Jessica zu. »Es wäre teuflisch, wenn du beschließen würdest, mit Dillon in die Falle zu hopsen. All seine wunderbaren Existenzängste und seine Kreativität könnten sich in einer einzigen Nacht in Luft auflösen.«
    »Haltet den Mund!«, fauchte Jessica. Sie hatte die Arme in die Hüften gestemmt. »Dieses Gespräch ist unangebracht. Außerdem tun wir nichts, ob teuflisch oder nicht, aber das geht euch nichts an.«
    Tara zog an der Tasche von Jessicas Jeans. »Du wirst rot, Jessie. Bist du deshalb die ganze Zeit so gereizt?«
    »Ich bin nicht gereizt.« Diese Unterstellung empörte Jessica. »Ich reiße mir bei der Arbeit mit einem verrückten Perfektionisten und seiner Truppe von Möchtegern-Komikern den Ihr-wisst-schon-was auf. Falls ich ein klitzekleines bisschen nervös gewesen sein sollte, wäre das der Grund dafür.«
    »Klitzeklein?«, schnaubte Brenda geringschätzig. »Da liegst du weit daneben, meine Liebe. Robert, massier mir die Schultern. Ich bin schon ganz angespannt, weil ich jedes meiner Worte auf die Goldwaage legen muss.«
    Gehorsam massierte Robert die Schultern seiner Frau, während Brian eine Runde um Jessica drehte und sie mit Kennerblick ansah. »Dein Ihr-wisst-schon-was ist eindeutig intakt und sieht knackig aus, Jess, da brauchst du dir gar keine Sorgen zu machen.«
    »Vielen Dank, du Perverser«, erwiderte Jessica, die es Mühe kostete, nicht zu lachen.
    Dillon blieb in der Tür stehen, um ihren Anblick genüsslich in sich aufzusaugen. Der Klang ihres Lachens und ihre natürliche Wärme zogen ihn an wie ein Magnet.
    Während der letzten Woche hatte er es vermieden, ihre zarte Haut zu berühren oder sie anzusehen, aber ihrem Duft und dem Klang ihrer Stimme konnte er nicht ausweichen. Und er konnte auch nicht verhindern, dass sein Blut in Wallung geriet und in seinen Ohren rauschte, wenn sie im selben Raum war wie er. Er kam nicht gegen die drängenden Forderungen seines Körpers und auch nicht gegen das erbarmungslose Verlangen an. Sie spukte durch seine Träume und im Wachen wurde sie ihm zu einer Besessenheit, gegen die er nicht ankämpfen konnte.
    Dillon lehnte nachdenklich am Türrahmen. Die Intensität seiner sexuellen Gelüste überraschte ihn. Er hatte Jessica immer als Teil von sich empfunden, sogar schon in den alten Zeiten, als er bei ihr nur Kameradschaft gesucht hatte. Ihre Seelen standen miteinander in Verbindung. Ihre Stimme passte vollendet zu seiner. Ihre Schlagfertigkeit riss ihn immer wieder aus seinen Grübeleien und forderte ihn in allen musikalischen Dingen zu leidenschaftlichen Kämpfen heraus. Jessica war in Musikgeschichte bestens bewandert und urteilte fundiert über Komponisten und Musiker. Seine Gespräche mit ihr inspirierten ihn und gaben ihm Anregungen.
    Aber es war noch viel mehr. Er fühlte sich nach einer endlos langen Gefängnisstrafe wieder lebendig. Ihm war keineswegs wohl dabei zumute, aber Jessica erweckte ihn nicht nur erneut zum Leben, sondern gab auch seiner Musik die Seele zurück. Er schwor sich jedes Mal, wenn er die Augen öffnete, er würde den Einflüsterungen der Versuchung nicht erliegen, aber es erschien ihm, als sei er aus einem kargen, eisigen Dasein geradewegs in die Höllenfeuer geraten.
    Er konnte nichts dafür, dass er seine Kinder liebte und stolz auf sie war. Er konnte nicht übersehen, wie sehr Jessica sie liebte und wie sehr sie ihre Liebe erwiderten. Und er kam nicht gegen die übermächtige Sehnsucht an, Teil dieses Bundes und dieser tiefen Liebe zu sein. Dillon hatte keine Ahnung, wie lange er seine Finger noch bei sich behalten konnte. Und wie lange er der Lockung einer Familie widerstehen konnte. Oder auch nur, ob er widerstehen wollte. Hatte er überhaupt das Recht, sie alle in sein Leben einzulassen? Er hatte einmal versagt, und das hatte das Leben so vieler Menschen verändert. Tod und Zerstörung waren ihm seitdem gefolgt. Wagte er es überhaupt, ihnen entgegenzukommen und das Risiko einzugehen, diejenigen, die er liebte, zu gefährden? Er fuhr mit einer Hand durch sein dichtes Haar, und in dem Moment drehte Jessica sich zu ihm um.
    Sie konnte fühlen, wie ihr Herz bei seinem Anblick schneller schlug. Eine leichte Röte schlich sich in ihr Gesicht, als sie sich fragte, ob er das Gespräch gehört hatte. Sie durfte sich gar nicht ausmalen, was er dann von ihr

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