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Mondspiel: Novelle (German Edition)

Mondspiel: Novelle (German Edition)

Titel: Mondspiel: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Schlamm vermischte, klebten wie ein Kunstwerk vereinzelte Tannennadeln. »Das ist doch jetzt egal«, murmelte sie und eilte ihm voraus.
    Im Wald herrschte bereits Dunkelheit, da die dichteren Baumkronen das restliche Tageslicht nicht durchließen. Jessica rannte schnell, ohne sich etwas aus ihrer schmerzenden Lunge und dem Seitenstechen zu machen. Sie musste zu Trevor und Tara. Zu Dillon. So schlimm konnte es gar nicht sein. Sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass sie im schlimmsten Fall schon jemand geholt hätte. Als sie links neben sich Licht sah, wischte sie ihre pochende Handfläche an ihrem Oberschenkel ab.
    Tara warf sich Jessica so stürmisch in die Arme, dass sie fast umgefallen wäre. »Er ist unter all diesen großen Steinen und der Erde. Und dieser Baumstamm ist auch auf ihn gefallen! Dad hat versucht, ihn mit bloßen Händen auszugraben, und Robert hat ihm geholfen.«
    »Sie werden ihn schnell draußen haben«, beteuerte Jessica dem Mädchen und hielt es eng an sich geschmiegt. »Der Boden ist so weich, dass es nicht lange dauern kann.«
    »Geh mit ihr dort oben hin, damit ihr uns nicht im Weg seid«, wies Dillon Jessica an. Er sah ihr in die Augen, während er die Schaufel, die Don ihm zuwarf, in der Luft auffing. »Glaub mir, es wird alles gut ausgehen. Er spricht, also ist er am Leben und bei Bewusstsein und hat Luft zum Atmen. Wir müssen ihn nur noch rausholen, um zu sehen, wie groß der Schaden ist.«
    Jessica nickte. Sie führte Tara auf einen kleinen Erdwall und tätschelte geistesabwesend den Kopf des Hundes, als er sie anstupste. »Ist alles in Ordnung mit dir,Tara?«
    Das Mädchen zitterte und schüttelte den Kopf. »Ich hätte nicht darauf bestehen sollen, dass wir weitersuchen. Wir haben zwei Bäume gefunden, von denen wir dachten, sie könnten dir und Dad gefallen, aber ich wollte weitersuchen.Trevor wollte zum Haus zurückgehen, weil es dunkel wurde.« Sie rieb ihr Gesicht an Jessicas Jacke. »Ich wusste, dass er weitergesucht hätte, wenn ich nicht dabei gewesen wäre. Ich hasse es, dass er mich immer wie ein kleines Kind behandelt.«
    »Trevor passt auf dich auf«, verbesserte Jessica sie sanft. »Und das ist gut so,Tara. Er hat dich sehr lieb. Und das, was passiert ist, war nicht deine Schuld.« Sie strich dem Kind beschwichtigend übers Haar. »Manches passiert einfach.«
    Tara zitterte immer noch. Ihre Augen waren zu groß für ihr Gesicht, als sie zu Jessica aufblickte. »Ich habe dort drüben zwischen den Bäumen einen Schatten gesehen«, flüsterte sie leise und sah sich rasch um. »Jemand in einem langen, dunklen Umhang mit Kapuze. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber er hat uns beobachtet und zugesehen, als es passiert ist. Ich weiß, dass er da war, es war keine Einbildung.«
    Jessicas Herz begann, falls das überhaupt möglich war, noch heftiger zu klopfen. »Er hat euch beobachtet, während der Erdrutsch auf Trevor heruntergegangen ist?« Jessica glaubte Tara, dass sie in der Nacht ihrer Ankunft eine vermummte Gestalt in den Wäldern gesehen hatte, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass eines der Bandmitglieder den Zwillingen nicht zu Hilfe gekommen wäre. Wer auch immer sich unter diesem Umhang verbarg wollte einem von ihnen möglicherweise ernsthaften Schaden zufügen. Hielt sich außer den Bandmitgliedern noch jemand auf der Insel auf? Der Hausmeister war ein
freundlicher älterer Mann. Die Insel war groß genug, dass sich jemand dort verstecken und im Freien kampieren konnte, aber der Hund hätte die Kinder doch gewiss auf die Anwesenheit eines Fremden aufmerksam gemacht. Der Schäferhund kannte die Zwillinge mittlerweile recht gut, und Jessica wusste, dass er die Instinkte eines Wachhundes besaß.
    Tara nickte. »Ich habe laut um Hilfe geschrien. Trev war so tief unter allem begraben, dass ich ihn nicht sehen konnte, und als ich mich wieder umgedreht habe, war der Schatten verschwunden.« Sie wischte sich das Gesicht ab und verschmierte Erde auf ihrem Kinn und auf ihrer Wange. »Ich sage die Wahrheit, Jessie.«
    Jessica drückte dem Mädchen einen Kuss aufs Haar. »Das weiß ich doch, Liebling. Ich kann mir nur nicht vorstellen, warum derjenige dir nicht geholfen hat.« Sie war jedoch entschlossen, es herauszufinden. Sie hatte sich halbwegs in Sicherheit gewiegt, aber wenn es sich bei der vermummten Gestalt um ein Bandmitglied handelte, und so musste es sein, dann steckte einer von ihnen hinter den Unfällen und dem Tod ihrer Mutter. Aber wer von ihnen?

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