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Mondspiel: Novelle (German Edition)

Mondspiel: Novelle (German Edition)

Titel: Mondspiel: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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keine andere Wahl blieb.
    Die Hand drückte fest zu und stocherte an empfindlichen geheimen Orten. Sie wollte nichts fühlen, wollte nicht wieder schreien. Die Tränen konnte sie nicht zurückhalten; sie rannen ihr über das Gesicht und fielen auf den Fußboden. Ohne jede Vorwarnung wurde die Tür eingetreten, die daraufhin zersplittert und schief an geborstenen Angeln hing. Mit seinem verzerrten Gesicht und den wutentbrannten blauen Augen sah Dillon aus wie ein Racheengel.
    Sie wand sich, als er sie ansah, als er die Obszönität dessen sah, was sie ihr antaten. Sie wollte nicht, dass er sie so sah, nackt und bemalt, während etwas Teuflisches ihren Körper berührte. Er bewegte sich so schnell, dass sie nicht sicher sein konnte, ob er tatsächlich da war, und riss Phillip Trent von ihr fort. Sie hörte
das Geräusch einer Faust, die auf Fleisch traf, und sah Blut in die Luft aufsprühen. Sie war hilflos, zu keiner Bewegung in der Lage und unfähig zu sehen, was passierte. Sie hörte Schreie, Ächzen, das Splittern eines Knochens. Geschriene Obszönitäten. Sie roch Alkohol und war sicher, dass sie nie mehr fähig sein würde, diesen Gestank zu ertragen.
    Und dann hüllte er sie in sein Hemd und löste die Schnüre, mit denen ihre Hände und Füße gefesselt waren. Als er sie hochhob, strömten Tränen über sein Gesicht. »Es tut mir leid, Kleines, es tut mir so leid«, flüsterte er mit den Lippen an ihrem Hals, als er sie aus dem Zimmer trug. Sie erhaschte Blicke auf zertrümmerte Möbelstücke, Glasscherben und wüst verstreute Gegenstände. Als er sie hinaustrug, wanden Körper sich auf dem Boden und stöhnten. Seine Hände waren blutig, aber sanft, als er sie in ihr Bett legte und sie sanft in seinen Armen wiegte, während sie weinte und schluchzte, bis ihrer beider Herzen gebrochen waren. Sie flehte ihn an, niemandem zu erzählen, wie er sie vorgefunden hatte.
    Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit verging. Er war von einer Wut erfüllt, die immer noch tödlich war. Er wandte ein, sie bräuchte ihre Mutter, und dann verließ er ihr Zimmer, um sich irgendwo draußen abzuregen, wo er niemandem etwas antun konnte. Sie schrubbte sich unter der Dusche, bis ihre Haut aufgescheuert war und ihr keine Tränen mehr geblieben waren. Sie zog sich an, wobei ihre Hände so sehr zitterten, dass sie ihre Bluse nicht zuknöpfen konnte, als sie die Salve von Schüssen durch das Haus knallen hörte. Der Brandgeruch war überwältigend. Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, dass es nicht der Dampf aus dem Badezimmer war, der das Zimmer verschwimmen ließ, sondern dichte Rauchwolken. Sie musste durch den Flur zum Zimmer der Zwillinge kriechen. Sie weinten und hatten sich unter dem Bett versteckt. Flammen fraßen sich gierig
durch den Flur und an den Vorhängen hinauf. Es war unmöglich, zu den anderen zu gelangen.
    Sie zerrte die Kinder zu dem großen Fenster, stieß sie hinaus und folgte ihnen, ließ sich auf die Erde fallen und kam auf dem glitschigen Boden ins Rutschen. Tara kroch blindlings voran, weil Tränen aus ihren geschwollenen Augen strömten und sie am Sehen hinderten. Sie schrie laut auf, als sie über den Rand der Klippe schlitterte. Jessica sprang mit einem Satz hinter ihr her. Sie rollten und holperten und rutschten bis zum Meer hinunter. Tara verschwand in den Wogen, und Jessica stürzte hinter ihr her. In die Tiefe. In die Dunkelheit. Das Salzwasser brannte. Es war eiskalt. Ihre Finger streiften das Hemd des Kindes und glitten ab, sie packte wieder zu, erwischte eine Handvoll Stoff und hielt daran fest. Mit kräftigen Beinschlägen gelangte sie an die Wasseroberfläche und kämpfte sich mit ihrer Last durch die stampfenden Wogen. Sie lagen gemeinsam auf den Felsen und schnappten keuchend nach Luft, das Kind in ihren Armen. Ihre Welt in Trümmern.
    Schwarzer Rauch. Lärm. Orangefarbene Flammen, die bis zu den Wolken reichten. Schreie. Ermattet zog sie Trevor in ihre Arme, als er sich ihnen anschloss. Gemeinsam stiegen sie langsam den Pfad hinauf, der zur Haustür führte. Dort sah sie Dillon liegen. Er lag regungslos da. Sein Körper war schwarz, seine Arme ausgestreckt. Er gab keinen Laut von sich, doch seine Augen schrien, als er schockiert auf die geschwärzten Überreste seines zerstörten Körpers hinabsah. Er blickte zu ihr auf. Sah an ihr vorbei auf die Kinder. In dem Moment verstand sie, warum er sich in ein brennendes Inferno gestürzt hatte. Ihre Blicke trafen sich. Er blickte ähnlich hilflos zu

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