Mondspiel: Novelle (German Edition)
Leidenschaft und Gier. Hinter ihnen stöhnte Trevor. »Wollt ihr beide den ganzen Abend so weitermachen? Es gibt nämlich auch noch andere Zimmer, in denen ihr allein sein könnt, falls ihr das noch nicht gemerkt habt.«
»Bring die beiden bloß nicht auf dumme Gedanken«, sagte Brian, »sonst fällt das Weihnachtsfest ganz ins Wasser.«
Dillon ließ sich Zeit, denn es gab nichts Wichtigeres, als Jessica zu küssen, und er machte seine Sache gründlich, während die Zwillinge ungeduldig mit den Füßen wippten und die Bandmitglieder einander Rippenstöße versetzten. Dann hob er langsam den Kopf und sah Jessica lächelnd ins Gesicht. »Ich liebe dich, Jessica, mehr, als ich dir mit Worten sagen kann. Ich liebe dich.«
Sie legte eine zitternde Fingerspitze auf seine Lippen. »Ich habe eine Überraschung für dich! Ich dich auch.« Sie würde das als Weihnachtswunder gelten lassen. Dillon. Ihre andere Hälfte.
»Dad!«, quietschte Tara ungeduldig. »Wir wissen alle, was hier vorgeht, also lasst uns nicht in der Luft hängen. Die Spannung wird langsam unerträglich. Was ist jetzt – tut ihr’s oder nicht?«
Dillon und Jessica sahen in die erwartungsvollen Gesichter, die sich um sie scharten. »Wovon redet ihr?« Er
schlang Jessica einen Arm um die Schultern und zog sie schützend an seine Seite.
Trevor warf die Hände in die Luft. »So viel zu deinen Umgangsformen. Meine Güte, Dad, begreif es doch endlich. Du musst jetzt aktiv werden.«
Don schüttelte den Kopf. »Du enttäuschst mich,Wentworth. «
»Mannomann.« Brian presste eine Hand auf sein Herz. »Du hast meinen Glauben an die wahre Liebe zerstört.«
Brenda trat vor, packte Jessicas Handgelenk und riss ihre linke Hand hoch, damit alle sie sehen konnten. »Himmel nochmal, habt ihr denn keine Augen im Kopf?« Der Ring funkelte im Licht.
»Heiliger Strohsack, Dad.« Trevor grinste von einem Ohr zum anderen. »Du verblüffst mich. Ich muss mich bei dir entschuldigen. In aller Form.«
Jessica wurde von allen geküsst und umarmt, bis Dillon sie rettete, indem er sie an sich zog und die anderen mit einem gutmütigen Murren verscheuchte. Er schaltete die Deckenlampen aus, damit nur noch die blinkenden bunten Lichterketten leuchteten. »Es ist Mitternacht. Wir sollten das Weihnachtsfest mit Gesang einläuten«, kündigte er an und beugte sich herunter, um Jessica einen weiteren Kuss zu rauben.
Brenda setzte sich dicht neben Robert und legte ihren Kopf auf seine Brust. Brian saß dem Paar gegenüber auf dem Boden und streckte seine langen Beine aus. Don folgte seinem Beispiel. Er ließ sich auf den Boden sinken, lehnte sich ans Sofa, machte es sich behaglich und betrachtete die Lichter.
Dillon nahm Jessicas Hand, als er sich in den breiten Sessel setzte und sie neben sich zog.Tara und Trevor fanden
sofort einen Platz in ihrer Nähe auf dem Boden. Robert griff hinter den Sessel, in dem er saß, und zog lässig eine akustische Gitarre heraus – Dillons älteste, die zwar kein wertvolles Stück war, die er aber jahrelang mit sich herumgetragen hatte. Robert reichte sie Trevor, der sie seinem Vater hinhielt.
»Spiel heute Nacht für uns, Dad«, sagte Trevor.
Jessica konnte fühlen, wie Dillon zusammenzuckte. Er schüttelte den Kopf, nahm seinem Sohn die Gitarre aus der Hand und versuchte, sie an Jessica weiterzureichen. »Du spielst. Ich spiele nicht mehr.«
»Oh doch, das tust du«, sagte Jessica, ohne das Instrument eines Blickes zu würdigen. »Du spielst nur nicht mehr für große Menschenmassen. Wir gehören zur Familie, wir alle, die wir heute Nacht hier zusammengekommen sind. Wir sind deine Familie, Dillon, und wir erwarten keine Perfektion. Spiel einfach nur, nichts Großartiges, aber spiel für uns.«
Dillon sah ihr in die Augen. Grüne Augen, arglos und aufrichtig. Er warf einen Blick auf die anderen, die ihn beobachteten, während er mit sich rang. Die Lichter blinkten, tanzten und zwinkerten ihm zu, als wollten sie ihn ermutigen. Er musste nicht alles allein hinkriegen, und er musste nicht perfekt sein. Manchmal bekam man eben doch eine zweite Chance. Mit einem kleinen Seufzer kapitulierte er und zog die Gitarre in seine Arme wie eine verloren geglaubte Geliebte. Seine langjährige Gefährtin, schon in jungen Jahren seine Freundin, die für ihn da war, wenn er sich einsam fühlte. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, als er die vertraute Struktur ertastete, die Maserung des Holzes, den breiten Hals.
Seine Finger fanden die Saiten,
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