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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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hell und massiv, ein Kleid aus goldenem Licht.
    Marilyn Keep verfolgte den Anflug Tomikos von Louises Terrasse aus. Larry schien es zufrieden, sich mit den Jungs über Finanzen zu unterhalten und sie Marvs Gesellschaft zu überlassen, sich zu benehmen, als wäre er der einzige Mann auf der Welt. Um halb elf hatte sie schon zuviel getrunken. Marv nutzte jede Gelegenheit aus, bei der sie kurz allein waren, ein kurzes Zwischenspiel auf der Terrasse, eine kurze Begegnung auf dem Flur, um ihr leicht über Brust oder Hinterteil zu streichen. Marilyn machte das gar nichts aus, solange sie niemand erwischte. Ihr gefiel die kurze Andeutung des Besitzergreifens, sie genoß die plötzlich aufflackernde Erregung. Es war das erste Mal seit ihrer Hochzeit, daß sie so etwas duldete. Wenn sie Marv tadelnd anblickte, strahlten seine Augen schelmisch. Und mit den Fingerspitzen berührte er sie an der Hüfte, ganz so, als täten sie dergleichen ständig, als teilten sie ein Geheimnis. Und so kam es, daß Marilyn ganz mit etwas anderem beschäftigt war, als der Komet den Mond berührte und sich aller Augen zum Himmel wandten.
    In Point Judith verfolgte Luke Peterson das Ereignis vom Hinterhof aus mit einem Feldstecher. Er hatte genug gelesen und genug gesehen, um zu wissen, daß es am Meer tatsächlich gefährlicher war. Die Nacht war jedoch friedvoll, der Himmel voller Sterne, außer dort, wo der Komet sie auslöschte.
    Hier war seine Heimat. Falls Gott alles eingeleitet hatte, um ihn heute abend zu holen, na gut, dann traf Gott ihn eben zu Hause an.
    Und keine Klagen.
    Es regnete in Carlisle, Pennsylvania, und niemand konnte dort den Mond sehen. Claire Hasson und Archie Pickman saßen mit den drei Esterhazys zusammen und verfolgten Keith Morleys Reportage von der Startrampe. Für Archie war das alles sehr aufregend, trotz der Skepsis seiner Gastgeber. »Seht ihr?« erklärte der ältere Esterhazy niemand Besonderem, als der Mikrobus vom Mond flüchtete, »was habe ich euch gesagt? Sie sind entkommen.« Sein Sohn Jeff war ihm sehr ähnlich, abgesehen von einem herablassenden Lächeln, das ein permanentes Kennzeichen seiner Züge zu sein schien. Davon abgesehen hatte er das gleiche verhärmte Gesicht, den gleichen runden Kopf, zeigte das gleiche provozierend selbstsichere Gebaren. Die männlichen Esterhazys waren keine Personen, mit denen man redete; sie waren Personen, denen man Aufmerksamkeit zollte.
    Archie zeigte sich besorgt, der Vizepräsident könnte ums Leben kommen.
    »Lächerlich«, entgegnete Jeff. »Das glauben Sie doch nicht im Ernst, oder?« Er betrachtete Archie mitfühlend.
    »An welchen Aspekt glauben Sie nicht?«
    »Archie«, sagte Scott mit der trockenen Stimme der Erfahrung, »die ganze Sache ist eine Wahlkampfaufführung.«
    »Denken Sie, daß das Weiße Haus Kometen steuert?«
    »Lassen Sie sich nicht durcheinanderbringen«, sagte Jeff. »Aber diese Leute haben die Gelegenheit erkannt und genutzt. Sie haben alles so inszeniert, daß Haskell als Held aus der Geschichte hervorgeht. Es gibt keine Gefahr, hat sie zu keinem Zeitpunkt gegeben. Es wird knapp aussehen, es muß knapp aussehen, aber sie schaffen es mit Sicherheit.«
    Archie sah, daß Mariel Esterhazy über ihren Mann die Stirn runzelte und den Kopf schüttelte. Bitte halt den Mund, sagte die Geste. »Ich bin anderer Meinung«, sagte Archie.
    »Das ist der Lohn für diese Leute!« strahlte Scott. »Sie sind ein intelligenter Mann, Arch, und die haben sogar Sie hereingelegt.«
    Die Kapchiks hatten es aus Pacifica heraus und ein gutes Stück in die Diablos hinein geschafft. Sie fuhren auf einer zweispurigen Bergstraße, ein gutes Stück über dem Grund eines Tals, das überwiegend mit Gestrüpp bewachsen war. Die Sonne sank gerade hinter die Gipfel in ihrem Rücken. Derselbe Mond und derselbe Komet, die den Nachthimmel über Rhode Island beleuchteten, schwebten direkt über ihnen im Tageslicht.
    Seit die Kapchiks aus San Francisco heraus waren, bewegten sie sich in dichtem Verkehr und achteten sorgfältig darauf, daß ihre beiden Autos nicht getrennt wurden. Inzwischen waren sie hoch in den Bergen, bestimmt vor jeder Flutwelle in Sicherheit, und suchten nach einer Stelle, wo sie abbiegen konnten. In diesem Augenblick erreichten sie eine Ansammlung von Touristenläden. Ein rostiges Schild verkündete, daß es sich hierbei um das Einkaufszentrum Jenkins Point handelte. Es bot eine Ladestation, ein mexikanisches Restaurant und ein Souvenirgeschäft. Obwohl sie

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