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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Instrumenten auf dem Boden und im Weltraum aufnahmen. Etliche waren an der exakten Einschlagsstelle im Mare Muscoviensis plaziert, wo sie dem anfliegenden Monster direkt entgegenblickten. In der unteren rechten Ecke zeigte eine Uhr die verbliebene Zeit.
    Schätzungen der Nachrichtenmedien zufolge sahen 3,6 Milliarden Zuschauer die erste Rauchfahne aus dem Haupttriebwerk, kurz bevor dieses tosend zum Leben erwachte. Damit war es die am dritthäufigsten gesehene Fernsehsendung aller Zeiten, gleich hinter den Super Bowls 70 und 72.
    Unter dem Feuerstoß des Hauptantriebs fiel das Bild aus. Morley redete jedoch gewandt weiter: »Wie ich sehe, haben wir das Bild verloren. Bruce, von jetzt an werden wir uns auf den Ton verlassen müssen …«
    Transglobal blendete einen unterteilten Bildschirm ein, dessen eine Hälfte den Kometen live zeigte, während die andere ein Foto von Keith Morley in tropischem T-Shirt und Panamahut präsentierte, aufgenommen während der Rio-Konferenz im Januar.
    »Wir sind jetzt aus dem Terminal heraus und legen an Tempo zu. Sie können das Tosen der Maschine hören.« (Pause.) »Nebenbei, ich sollte Ihnen sagen, daß wir auf internes Relais umgeschaltet haben, so daß wir das Tonsignal nicht verlieren, egal was auf der Mondbasis passiert.
    Es wird ein bißchen schwierig weiterzureden. Ich werde in den Sitz gedrückt. Mein Gewicht ist zurückgekehrt, aber für mich fühlt es sich an, als hätte ich um die hundert Pfund zugelegt. Der Himmel sieht anders aus, verglichen mit meiner Anreise letzte Woche. Er ist hell.
    Ich kann den Piloten nicht sehen. Die Tür zum Flugdeck ist geschlossen. Saber Rolnikaya ist vor einigen Minuten vom Frachtdeck aus hier durchgekommen und hinauf ins Cockpit gestiegen. Sie trug einen D-Anzug und hatte den Helm in der Hand, den sie dann mir gab. Ich habe vor, ihn zur Erinnerung an dieses Ereignis zu behalten.
    Wie immer die Sache ausgeht, alle sollten wissen, Bruce, daß wir hier ganz besondere Menschen haben. Sie können keinen von ihnen mehr sehen, aber sie halten sich ganz gut. Ich weiß nicht, was ihnen im Moment durch den Kopf geht, aber ich kann Ihnen sagen, was mir durch den Kopf geht. Ich habe Angst.«
     
     
AstroLab, 22 Uhr 33
     
    Feinberg hatte das AstroLab aufgesucht, wo er die Annäherung aus der Betriebszentrale heraus verfolgte. Ein Dutzend Monitore zeigten magnetische Schwankungen, die relative Geschwindigkeit, die Helligkeit des Kometen, die Spektralanalyse. Das Farside-Observatorium hatte mit seinem chemischen Sauerstoff-Jod-Laser einen kleinen Teil Tomikos verdampft. Die Analyse zeigte geringe, aber bedeutsame Anteile an Titan und Aluminium. Was für eine Art Komet führte verarbeitete Metalle mit?
    »Das bereitet mir wirklich Kopfzerbrechen«, verriet Feinberg einer Assistentin, bei der er sich darauf verlassen konnte, daß sie ihn nicht zitierte. »Wir erleiden womöglich einen monumentalen Verlust.«
    Die Assistentin wußte, daß er nicht den Mond meinte. Oder die Gefahren durch herabstürzendes Gestein. Sie nickte.
    »Ich wünschte, wir hätten ihn uns aus der Nähe ansehen können«, fuhr Feinberg fort. »Darauf landen können. Ein Loch graben können.«
    »Er ist zu schnell«, entgegnete die Assistentin. »Selbst wenn er das Sonnensystem einfach nur durchquert hätte, hätten wir ihn nie eingeholt.«
    Feinberg starrte das Bild Tomikos im Display an. Was bist du?
    Tomiko hatte im Vergleich zur ersten Messung erheblich an Tempo verloren, segelte aber nach wie vor mit beinahe vierundzwanzigtausend Kilometern pro Minute vor dem Sonnenwind. In dreißig Sekunden einmal halb um die Erde.
    Astronomen bemühten sich weiter um eine Erklärung für diese Geschwindigkeit. Ein für metaphysisches Geschwafel bekannter Mathematiker der Universität Hamburg hatte die Theorie aufgestellt, der Komet wäre tatsächlich gezielt auf die Reise geschickt worden, und seine Geschwindigkeit sollte demonstrieren, daß er keinem natürlichen Vorgang entstammte; der zielgenaue Angriff auf den Mond wäre eine Warnung. Er führte es nicht näher aus.
    Die Sender und das Internet strotzten in den letzten Stunden vor dem Einschlag mit Mahnungen, man möge mit Gott ins reine kommen.
    Der Mond stand im ersten Viertel, von New York aus war er im Westen zu sehen. Der Komet bot einen prächtigen Anblick. Er breitete sich über den Himmel aus, den Schweif vorneweg, mit dem er den Mond verschlang, über den Atlantik ausgriff und unter den Horizont tauchte. Die Korona andererseits war

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