Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt

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war in Woonsocket aufgewachsen, einer alten Mühlenstadt, und als er sie nach Point Judith brachte, war es für sie, als käme sie nach Indien. Du interessierst dich mehr für den Ozean als für mich, hatte er zu ihr gesagt. Und sie lachte und dachte darüber nach. Es läuft auf dasselbe hinaus, antwortete sie. Ich kann dich mir nirgendwo sonst vorstellen.
    Und ich dich mir auch nicht.
    Das Telefon klingelte. Er war jetzt jedoch nicht in Stimmung, um mit irgend jemandem zu reden. Er hörte zu, bis es aufhörte, und lauschte dann den Stimmen auf dem Anrufbeantworter, erst seiner und dann der Del Clendennons, der ihn um einen Rückruf bat, wenn er eine Minute Zeit fand. Es ging bestimmt um den Pokerabend am Mittwoch. Ob er wohl stattfand? Wahrscheinlich ja. Bis dahin waren alle wieder in der Stadt.
    Die Lichter des Zerstörers waren weit draußen. Hätte Luke genau hingesehen, wäre ihm vielleicht aufgefallen, daß sie jetzt hochstiegen und dies immer weiter taten. Er sah jedoch einen Augenblick später hinüber, als sie plötzlich verschwanden, als wäre etwas zwischen sie und die Küste getreten.
    Das Telefon klingelte wieder.


Carlisle, Pennsylvania, 23 Uhr 28

    Es regnete weiter, und der Nachthimmel blieb bedeckt. Archie, der sich gern die Show am Himmel angesehen hätte, war enttäuscht. Er ging hinaus auf die Veranda und starrte zu den Wolken hinauf, durch die häufig Blitze zuckten.
    Ein steinernes Herrenhaus mit Türmchen stand auf der anderen Straßenseite in Dunkelheit gehüllt. Mit jedem Blitz flammte Licht in den unteren Fenstern auf, und die Türmchen sprangen scharf ins Blickfeld.
    Im Wohnzimmer sahen sich die Esterhazys eine Polizeiserie an. Archie blieb draußen, hatte beschlossen, dem Sturm zu lauschen. Nach einer Weile ging die Fronttür auf, und Claire trat zu ihm.
    »Sieht aus, als wäre die Fahrt sinnlos gewesen«, meinte sie.
    »Wieso sagst du das?«
    Sie zuckte die Achseln. Die Nacht kam ihr so normal vor. »Es ist jetzt eine Stunde her. In Jersey wird nichts passieren.«
    »Yeah. Na ja, gut.« Er fühlte sich trotz der Wolken wirklich besser.
    Sie setzte sich auf einen Schaukelstuhl. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Stück vom Mond auf irgendwen fällt. Obwohl es mir nichts ausmachen würde, wenn ein Brocken durch das Dach da hinten schlagen und die Esterhazys treffen würde.«
    Archie nickte. »Ich habe mir schon überlegt, morgen ein Motel zu suchen. Einen weiteren Abend bei diesen Leuten könnte ich nicht ertragen.« Müßig sahen sie beide zu, wie ein Lieferwagen die Straße herunterkam und am Haus vorbeifuhr.
    »Falls bis morgen nichts passiert, könnten wir eigentlich zurückfahren, oder?«
    Bevor er antworten konnte, sah er, wie sich ihre Augen weiteten und sie über seine Schulter hinweg nach oben blickte. Er drehte sich um und wollte nachsehen, was ihre Aufmerksamkeit geweckt hatte. Der dunkle Himmel flackerte, nicht auf die rhythmische Art, die auf Blitze hingedeutet hätte, sondern in Krämpfen. Plötzlich zog ein Feuerball seine Bahn über den bewölkten Himmel, kam über den Bäumen herunter und knallte direkt in das steinerne Haus. Archie wurde von seinem Stuhl gerissen. Die Welt explodierte rings um ihn. Etwas rammte die Luft aus ihm heraus, und er stürzte zu Boden, rollte sich wie ein Fötus zusammen und lauschte dem Tosen, das nicht mehr aufhören wollte. Kleine Brände brachen überall aus. Die Veranda war eingestürzt, und der Lieferwagen lag auf der Seite und brannte.
    Langsam rappelte sich Archie auf Hände und Knie auf. In diesem Moment hatte er keine Schmerzen, obwohl die linke Schulter taub geworden war.
    Er konnte Claire nirgendwo sehen. Die Tür wurde aufgerissen, und Jeff Esterhazy steckte den Kopf heraus. Er gab eine Reihe von Flüchen von sich, die ersten Kraftausdrücke, die Archie von ihm hörte. Das Herrenhaus, der Rasen, der Eisenzaun entlang des Weges davor und die Straße mitsamt den Ulmen waren in einem Loch verschwunden. Eine schwarze Rauchfahne stieg darüber auf. Der Lieferwagen explodierte, und Flammen schossen radschlagend in die Bäume hinauf.
    »Was ist passiert?« wollte Esterhazy in einem Ton wissen, der andeutete, Archie wäre an allem schuld.
    »Keine Ahnung«, antwortete er.
    Das vordere Fenster war nach innen gesplittert. Im Haus hörte er Mariel sagen: »Faß sie nicht an.« Und: »Alles in Ordnung mit Ihnen, Claire?«
    Ein zweiter Feuerball sank aus den Wolken herab, erhellte die komplette Landschaft auf Kilometer hinaus und