Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
Windy.
    POTIM stand für Potentiellen Impaktor, die allseits akzeptierte Bezeichnung für ein Objekt, das vielleicht auf der Erde einschlug. Ob ein Objekt möglicherweise gefährlich wurde, wurde bestimmt, sobald man über Anflugwinkel, Größe, geschätzte Masse und Geschwindigkeit im Bilde war.
    Tory informierte das Team für Gefahrenanalyse in Houston. Die in Houston verlangten vielleicht mehr Bilder, Infrarotaufnahmen, was immer. Vielleicht taten sie den Brocken schließlich als ungefährlich ab, oder sie bestätigten und ermahnten die guten Leute von Tuscaloosa, ihre Stadt zu verlassen. Man konnte damit rechnen, daß es ein nervenzermürbender Vorgang wurde, denn niemand wußte vorher, wie schnell die Fragmente waren, wie viele auftraten, welche sich auflösten und welche nicht.
    POTIM-1 hatte sechzig Meter Durchmesser und näherte sich mit hundertachtzig Kilometern pro Sekunde. Die Explosionswelle fegte gerade in diesem Augenblick heran, und Tory und Windy sahen überwiegend Kiesel, Gas und Staub. Und ein paar Steine. POTIM-1 bildete die Ausnahme. Seine Bahn führte ihn in stumpfem Winkel in die Atmosphäre, so daß er fast maximaler Reibung ausgesetzt sein würde, ehe er auf dem Boden einschlug. Falls er auf dem Boden einschlug.
    Tory verfolgte, wie sich ein Durcheinander aus Radarsignalen auf den Displays ausbreitete. Sie fragte sich, ob die Instrumente wohl in der Lage waren, die großen Brocken aus all dem Geröll herauszusortieren.
    Houston reagierte auf die Meldung: POTIM-1 würde im Inneren Südamerikas einschlagen, in der Gran-Chaco-Region. Bis dahin war jedoch nicht genug von ihm übrig, um ernste Schäden herbeizuführen und mehr als ein paar Rinder zu erschrecken. Mißachten.
    POTIM-2 war etwas kleiner, näherte sich jedoch in spitzerem Winkel. Ab in den Pazifik. Wieder nicht groß genug, um irgendwas zu beschädigen.
    In Zelenchukskaya im Kaukasus verfolgte man den Vorgang. Jemand ärgerte sich darüber, daß Skybolt nicht gebaut worden war, und schlug vor, die Politiker hinaufzuschicken, damit sie die POTIMs mit Stöcken abwehrten.
    Der Radar gab ein Fragment mit einem Durchmesser von zweihundert Metern an. Es wurde jedoch nicht als POTIM eingestuft, da es am Planeten vorbeifliegen und auf eine Sonnenumlaufbahn gehen würde.
    Allgemein erwartete man, daß sich die wirklich großen Brocken, falls überhaupt welche unterwegs waren, langsamer bewegten und daher erst später eintrafen.
    Spekulationen kursierten, daß Atomraketen startbereit gemacht würden, aber Tory wußte, daß nicht genug Zeit für die Zielprogrammierung war. Alles lief zu schnell. Man mußte sich einfach zurücklehnen und zusehen, wie die Ereignisse ihren Lauf nahmen.
    Der Alarm heulte wieder.
    »POTIM-3«, sagte Windy.
     
     
Point Judith, Rhode Island, 23 Uhr 26
     
    Luke Peterson hatte sich die Berichte angesehen, die von den Mondschiffen und von rings um den Globus kamen. Er spürte, wie Bedauern über ihn hinwegspülte, als die Verbindung zur Gruppe des Vizepräsidenten abbrach, und später erneut, als eine der Raumfähren verschwand. Bruce Kendrick von Transglobal erklärte beide Male, die MVB und die NASA wären optimistisch und glaubten, die Probleme resultierten aus den Kommunikationsstörungen, die unter diesen Bedingungen zu erwarten waren. Luke verfolgte die Meldungen noch eine halbe Stunde länger, aber niemand sagte mehr etwas über Haskell oder die vermißte Raumfähre. Als sie wieder einen Astronomen über Kometen befragten, schaltete er den Fernseher aus, machte sich Rum mit Coke und spazierte hinaus auf die Frontveranda.
    Der Mond oder das, was einmal der Mond gewesen war, stand über den Bäumen westlich des Hauses. Er sah aus wie eine kränkliche, rotgesprenkelte Wolke und warf rotes Licht über Garage und Einfahrt. Lukes graues Coupé, das vor dem Haus parkte, leuchtete in einem blutigen Schimmer, bei dem es ihm kalt den Rücken hinunterlief.
    Hinter den Dünen breitete sich der Atlantik still aus; es war Flut. Lichter bewegten sich auf dem Kanal. Womöglich ein Zerstörer. Das Hauptquartier der Atlantik-Zerstörerflotte lag in Newport, und das schon so lange, wie Luke zurückdenken konnte. Die Schiffe machten häufig Ausbildungsfahrten hinaus nach Block Island.
    Eine Boje heulte.
    Er und Ann hatten in den ersten Jahren ihrer Ehe zahllose Abende hier draußen verbracht. Es fiel ihm leicht, sich immer noch vorzustellen, wie ihr Geist über der Veranda schwebte und mit der anrollenden Flut zu ihm flüsterte. Ann

Weitere Kostenlose Bücher