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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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landete mit einem fernen Wamp! irgendwo draußen im Osten. Weitere Flammen schossen zum Himmel hinauf.
    »Mein Gott.« Esterhazy kam ins Freie, ließ die Tür hinter sich zufallen und trat an den Rand der Veranda. »Sehen Sie nur, was aus dem Anwesen geworden ist.«
    Archie hörte den dritten Feuerball gar nicht mehr kommen.
     
     
Point Judith, Rhode Island, 23 Uhr 30
     
    Luke wußte keine Erklärung für das plötzliche Unbehagen, das sich im ganzen Haus ausgebreitet hatte. Vielleicht lag es daran, daß er allein in der Stadt war oder nahezu allein. Vielleicht war auch das akkumulierte Drama der Ereignisse dieses Abends der Grund, seine Sorge um die Menschen an Bord der Mondschiffe. Vielleicht lag es an einer gesteigerten Wahrnehmung des Meeres, das nur wenig über siebzig Meter vor seiner Haustür kauerte.
    Der Fernseher murmelte leise im Wohnzimmer vor sich hin. Luke hatte ihn wieder eingeschaltet und suchte gerade nach einem weiteren Imbiß, denn er hatte vor, lange aufzubleiben und sich die aktuellen Reportagen anzusehen; schließlich wußte er, daß er ohnehin nicht schlafen konnte. Er hatte gerade eine frische Kanne Kaffee aufgesetzt, als ihm ein neues Geräusch bewußt wurde.
    Er lauschte, konnte es nicht einordnen, und ging wieder hinaus auf die Veranda. Das Meer war zurückgewichen, was ihn seltsam anmutete, weil eigentlich Flut sein müßte. Es war so weit draußen, daß die Wasserlinie in Dunkelheit lag.
    Mein Gott!
    Er lief ins Haus, schnappte sich die Schlüssel vom Bücherschrank, überlegte, was er sonst noch retten sollte, entschied, daß keine Zeit mehr war (obwohl er sich im Haus irgendwie etwas sicherer fühlte), und sprintete zum Wagen. Der Motor sprang beim ersten Versuch an, heulte richtig auf. Luke legte ein U-Kehre hin und bog nach Norden auf die 108 ein, am Strand entlang.
    Er drückte das Gas bis zum Anschlag durch und fragte sich, wie er nur so selbstzufrieden, so dumm hatte sein können. Im Rückspiegel sah er weder Sterne noch Himmel. Es war schwarz da hinten, und die Dunkelheit bewegte sich.
    Der Tacho stieg über hundertfünfunddreißig, was Luke dem Wagen gar nicht zugetraut hätte, als sie ihn einholte.

 
3.
     
     
Küstenwachkutter Diligent, 23 Uhr 32
     
    Die Dilly war auf dem offenen Meer, etwa vierzehn nautische Meilen südöstlich des Rockaway Inlet, und fuhr weiter nach draußen. Achtern und am Bug war auf jeder Schiffsseite je ein Ausguck postiert. Man hatte Captain Bolling geraten, mindestens vierzig Meter Wasser unter den Kiel zu bringen. Sie waren gerade bei dreißig.
    Die Mitglieder seiner Besatzung konnten sich nicht vom Anblick der leuchtenden Wolke losreißen, die an die Stelle des Mondes getreten war. Auf dem Kutter herrschte eine ungewöhnliche Stimmung. Bolling hatte seine Coasties schon in schwierigen Situationen erlebt, bei dem Versuch, die Überlebenden einer von hohen Wogen überschwemmten Yacht zu retten, hatte gesehen, wie sie nächtliche Drogenkuriere durch entschlossenes Auftreten einschüchterten. Heute sah es anders aus; sie waren still, nachdenklich, fast eingeschüchtert. Die üblichen Sprüche vor dem Aufbruch in riskante Situationen waren verstummt. Heute besetzten die Leute einfach ihre Posten und behielten den Himmel scharf im Auge, achteten auf Anzeichen von Veränderungen.
    Der Schiffsbote der Dilly tauchte neben Bolling auf und reichte ihm die Niederschrift einer Meldung. Bolling nahm sie entgegen, las sie und gab sie kommentarlos an Packard weiter.
     
    POTIM-06 UNGEFÄHR 41 GRAD NÖRDLICHER BREITE; 73 GRAD WESTLICHER LÄNGE – GESCHÄTZTER AUFPRALL 140440Z.
     
    »Genau in unseren Schornstein«, sagte der erste Offizier. Er wechselte einen Blick mit Bolling. »Zusätzliche Leute auf Ausguck?« schlug er vor.
    »Ich denke, es wird Zeit.« Der Captain sah seinen Radarmann an. »Bleib am Bildschirm, Ramsey. Wenn was Ungewöhnliches zu sehen ist, irgendwas, behalte es nicht für dich.«
    Packard rief den Crew Chief herbei und gab den Befehl weiter. Eine Minute später erschienen weitere Coasties mit Ferngläsern an Deck. »Er dürfte nicht schwer zu finden sein«, sagte der Eins O, während er selbst den Himmel absuchte.
    Das Meer roch sauber und frisch. Bolling war gern hier draußen, weg von den schmierigen Gerüchen des East Rivers und des Long Island Sounds. Wäre er reich genug gewesen, um unabhängig zu sein, hätte er sich eine Yacht gekauft und sein Leben auf See verbracht. Es war sein Kindheitstraum, und die Küstenwache war die

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