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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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von der Station weg beschleunigte, kam er an Hal Jenkins’ Bus vorbei, der mit weiteren sechzehn Flüchtlingen im Anflug war; diese Bezeichnung gab Tony allmählich den Leuten, die zur Heimatwelt zurückflohen. Der Bus blinkte mit den Lampen. Tony erwiderte den Gruß, aber dabei nahm schon Tomiko seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Der Komet schwebte direkt über den Kabinenlichtern des anderen Fahrzeugs. Er war inzwischen aus dem grellen Licht der Sonne heraus und hatte sich zu einem verschwommenen Stern entwickelt.
    Er ist schnell und wird immer noch schneller.
    Er wirkte ziemlich harmlos. »Wo ist der Schweif?« wollte Saber wissen.
    »Ich habe gehört, wie im Fernsehen jemand erklärte, man könnte keinen Schweif sehen, weil er weitgehend in unsere Richtung weist. Sie denken auch, daß er einfach zu schnell ist und die Sonne keine Gelegenheit erhält, ihn aufzuheizen.«
    Er schaltete die Bildaufnahme ein und drehte sie auf volle Vergrößerung. Der Komet schien zu pulsieren, im Rhythmus von Tonys Herzschlag aufzuleuchten und wieder matter zu werden.
    Nach diesem Wochenende wird man keine große Verwendung mehr für Mondpiloten haben.
    Saber mußte seine Gedanken gelesen haben. »Gehst du in Ruhestand, Tony?«
    »Yeah«, sagte er. »Gut möglich. Ich denke nicht, daß ich wieder irdische Flüge durchführen möchte. Nicht nach dem hier.«
    Ihre Wimpern wirkten feucht.
    »Alles okay mit dir, Saber?«
    »Du hast Glück«, meinte sie.
    Saber weckte Tonys väterliche Instinkte. Es war furchtbar, wenn man es so weit gebracht hatte und einem dann jemand den großen Traum einfach wegschnappte. Er hatte einmal eine Geschichte über einen Papst des Mittelalters gehört, der wütend auf einen Kometen wurde und ihn exkommunizierte. Er wußte nicht, ob die Geschichte stimmte, aber er verstand die Gesten von Menschen, deren Leben von einem Besucher umgewälzt wurde, an den sie nicht herankamen, den sie nicht abwehren konnten. Er starrte auf das Bild im Deckendisplay, leuchtend und friedlich und sogar schön, und er wünschte sich, er hätte hinausgreifen, einen Bann darauf legen, den Kometen zerschmettern können.
    »Ich frage mich, ob sie ihn zurückverfolgen konnten«, sagte Saber.
    »Wohin?«
    »Dorthin, wo er herkommt.«
    »Ich bezweifle, daß das möglich ist. Das Ding ist wahrscheinlich eine Milliarde Jahre alt.«
    »Schon seltsam«, meinte Saber. »Eine Milliarde Jahre, und die ganze Zeit hat er schon messerscharf Kurs auf den Mond.« Sie starrte auf das Bild, und Tony sah, wie Gefühle durch ihre Augen spielten.
    Er löste seine Gurte und stand auf. »Wie wäre es mit einem Happen zu essen?«
    »Sicher«, sagte sie.
    Er öffnete die Luke zur Fahrgastkabine und glitt hindurch. Die Kombüse war achtern in einem eigenen Abteil untergebracht. Er ging auf Greifschuhen nach hinten, öffnete den Kühlschrank, holte ein paar Käsesandwiches hervor und stellte sie in die Mikrowelle. Er schnitt einige Tomaten und Zwiebeln, mischte einen Salat, nahm das Ranchdressing zur Hand, füllte die Thermokannen mit Kaffee und brachte alles aufs Flugdeck hinauf. »Danke«, sagte Saber und griff zu. »Ich wußte gar nicht, daß ich Hunger hatte.«
    »Ich vermisse Shen«, grinste Tony. »Bin es nicht gewöhnt, unsere Sachen selbst zu holen.« Sie hatten den Flugbegleiter auf L1 zurückgelassen. Einer weniger, der zu befördern war.
    Saber bediente sich erneut mit Salat. »Ich frage mich, ob er allein kommt«, sagte sie.
    »Wie meinst du das?«
    »Manchmal fliegen diese Dinger in Gruppen. Es könnten noch mehr da draußen sein und auf uns zukommen.«
    »Ein aufmunternder Gedanke.«
    »Nicht wahr?«
    Als sie fertig waren, bot Saber an aufzuräumen. Tony suchte jedoch eine Ausrede, um sich zu bewegen. Er brachte die Essensreste in die Kombüse, packte den Salat in einen Plastikbeutel und stapelte das Geschirr auf.
     
     
L1, Flugdeck der Percival Lowell, 4 Uhr 18
     
    »Was mich frustriert«, sagte Lee Cochran, »ist die Tatsache, daß der Marsflug immer noch möglich wäre.«
    »Ist das nicht ein bißchen egoistisch gedacht?« fragte Rachel.
    »Nein, so habe ich das nicht gemeint«, antwortete der Geologe. »Wir könnten unsere Leute von der Mondbasis abholen, sie am Ziel absetzen, auf Skyport unsere Besatzung einsammeln und uns auf den Weg machen. Es gibt eigentlich keinen Grund, warum das nicht möglich sein sollte.« Seine Augen, deren Ausdruck normalerweise ganz schön sexy war, wirkten jetzt nur noch leer. »Wir haben noch keine Direktive

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