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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Welt?«
    »Alle überschlagen sich. Es findet sogar Kooperation da draußen statt, ob du es glaubst oder nicht. Um Gottes willen, Nordkorea hat Hilfe angeboten! Aber die Mechanismen sind einfach nicht vorhanden. Die führenden Bündnisse sind vielleicht fähig, gegenseitigen Beistand zu koordinieren; andernorts ist es reine Glückssache.«
    »Na ja«, sagte Charlie, »falls wir Glück haben, falls wir knapp vorbeischrammen, gerade so, daß jeder einen ordentlichen Schrecken bekommt – vielleicht entwickelt sich sogar etwas Gutes daraus.«
    »Ich hoffe es.« Der Präsident schwieg kurz. »Wie geht es euch da oben?«
    Charlie zögerte. »Im Grunde nicht so gut.«
    Am anderen Ende der Verbindung wurde Henry kühl. »Raus damit, Charlie.«
    Der Vizepräsident sagte ihm alles, was er wußte. »Sie haben es noch nicht öffentlich bekanntgegeben.«
    »Da hast du dich aber hineingeritten.«
    »Ich weiß.«
    Charlie lauschte dem Rauschen in der Verbindung. »Okay«, sagte Henry. »Wir haben eine Notlage in, äh, den Everglades. Wir brauchen dort den Spitzenmann der Regierung in Umweltfragen. Sieh zu, daß du ruckzuck von da oben verschwindest. Ich stelle eine schriftliche Bestätigung aus und unterrichte die Medien, damit alle erfahren, daß ich es dir befohlen habe.«
    »Niemand wird an die Everglades-Story glauben.«
    »Dann denken wir uns was anderes aus. Wenn du die Direktive erhältst, könntest du sogar öffentlich protestieren. Verlange, auf der Mondbasis bleiben zu dürfen. Das wäre eine hübsche Note.«

 
2.
     
     
Seattle, 7 Uhr 27 Pazifische Sommerzeit (10 Uhr 27 Ostküsten-Sommerzeit)
     
    Matt Randall hatte nicht die Absicht, sich von einer Flutwelle erwischen zu lassen, die an die Küste gedonnert kam. Er lebte auf Vachon Island im Puget Sound. Für gewöhnlich stand er morgens um sechs auf und lief eine Stunde lang, ehe er die Fähre aufs Festland nahm, um seine Arbeit bei der Küsten- und Seeversicherungs-Gesellschaft anzutreten, wo er die allgemeine Schadensabteilung leitete. Die Abteilung war dafür zuständig, eine Risikogruppe zu versichern: Teenager mit Führerschein und schlechter Akte, die man nach dem Programm für besondere Risiken der Firma zugeteilt hatte. Matt hatte nach den Frühnachrichten das Gefühl, ein weiteres Sonderrisiko erwischt zu haben, ein sehr schlimmes. Der grauhaarige Mann aus Harvard war ruhig, fast objektiv gewesen und deshalb sehr glaubwürdig.
    Matt faßte einen Entschluß, verzichtete auf den Lauf und scheuchte seine Frau aus dem Bett. Sie sah sich die Interviews ein paar Minuten lang an und stimmte ihm zu. Sie sammelten die Kinder ein, Zwillingsmädchen von drei Jahren, beluden den Kombi und sicherten sich noch einen Platz auf der Fähre. Trotz der frühen Morgenstunde war eine kleine Horde ihrer Nachbarn auch schon dabei, zu packen und sich davonzumachen. Auf dem Festland angekommen, schlängelte Matt sich durch die Innenstadt von Seattle auf die I-90 und nahm Kurs nach Osten. Um acht Uhr dreißig rief er im Büro an und hörte eine fremde Stimme. Seine Sekretärin hatte sich krank gemeldet.
    Der Verkehr war ungewöhnlich dicht. Es ging im Kriechtempo voran, wobei die meisten nach Osten wollten, wie die Randalls. Der Himmel war bewölkt und düster, und es kam gelegentlich zu Schauern. Die achtzig Kilometer lange Strecke zum Lake Easton State Park nahm fast drei Stunden in Anspruch. Dort verkündeten die Zwillinge, kaum daß sie an einem Rastplatz vorbeigekommen waren, sie müßten auf die Toilette. Matt nahm die nächste Ausfahrt und fuhr bei McDonald’s vor. Er bestellte eine Runde Burger und Fritten. Es war mittlerer Vormittag, und trotzdem war der Laden gut gefüllt.
    Die Rückkehr auf die Schnellstraße erforderte eine schwierige Abbiegung nach links, um zwei nach Süden führende Spuren zu überqueren, gefolgt von einem raschen Schwenk auf die rechte Spur. Matt wartete etliche Minuten, hielt Ausschau nach einer Lücke im Verkehr, entdeckte eine und überquerte den Highway. Er fädelte sich auf der linken Fahrspur ein und sah nichts von dem Voyager, der gleichzeitig die Spur wechselte, um zu überholen und ein Stück weiter voraus nach links in eine Aufladestation abzubiegen. Der andere Wagen erwischte Matt am rechten hinteren Kotflügel und stieß ihn in den entgegenkommenden Verkehr. Die Mädchen kreischten, und seine Frau riß die Hände hoch, um sich am Armaturenbrett abzustützen. Nur kurz flackerte nacktes Entsetzen auf, und dann zerbröckelte der Himmel und

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