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Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Titel: Mondstahl - Die Schlucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Kaiser
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Zerschlagen, zermatscht, zerrissen, zerfetzt. Kein schöner Anblick. Der durstige Boden trank sie, nachdem sie sich auflösten. Galenis Herz raste, denn er fühlte eine finstre Anwesenheit, stärker als die Spinnen. Er lehnte sich weiter aus seiner Deckung hervor. Da sah er eine große Gestalt, die ganz und gar in einen dunklen Mantel gehüllt war. Auf ihrer Stirn prangte ein großer, silberner Talisman, der die Form einer aufgerissenen Pranke hatte. Die Brust war über und über mit goldenen Schriftzeichen versehen, die offensichtlich in den Stoff eingestickt waren. In der Faust, die in einem metallenen Handschuh steckte, hielt der Vermummte eine Art Zepter. Ein wabernder Schleier umgab es.
     
    Galenis wandte seinen Blick ab und sah zurück zu Parus. Sein Hemd war zerrissen und mehrere Striemen und Kratzer zogen sich über seinen mit Schmutz verschmierten Oberkörper. Sein Atem ging stoßhaft in den dichten Nebel und wirbelte ihn auseinander. Sein Körper sah ausgebrannt aus. Verloren.
     
    Galenis trat aus seinem Versteck hervor und schritt entschlossen auf die Lichtung. Die dunkle Gestalt drehte ihren Kopf in die Richtung des Magiers. Ein widerliches Geräusch erklang, wie zwei Mühlsteine, die gegeneinander gerieben werden. Galenis stieß seinen Atem durch die Nase und hob seinen schweren Stab. Kein Wind war mehr zu fühlen. Die Geräusche der Tiere und das Rascheln des Laubes waren verstummt. Ein trügerischer Friede erfüllte den Wald.
     
    Parus kippte nach vorne in den Dreck und blieb ohnmächtig liegen. Galenis sah ihn nachdenklich an. Er hoffte, dass der Zauber des Angreifers ihn nicht getötet hatte. Doch es blieb ihm keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn die Gestalt setzte sich in Bewegung. Galenis schlug ein seltsamer, scharfer Geruch entgegen, der seine Nasenschleimhäute reizte. Unter der Kapuze des Fremden durchdrang eine kratzige Stimme die Stille:
     
    „Verschwinde und misch dich nicht in Angelegenheiten ein, die dich nichts angehen, alter Mann. Ich werde meinen Auftrag erfüllen.“
     
    Galenis verengte die Augen zu Schlitzen und antwortete:
     
    „Du wirst nichts dergleichen tun.“
     
    Die Gestalt stieß ein grausiges Lachen hervor.
     
    „Du hast dein Todesurteil bereits unterschrieben, als du diesen Wald betreten hast, alter Mann. Mein Meister weiß, wer du bist.“
     
    Galenis ging einen Schritt auf das Wesen zu.
     
    „Und wer ist dieser Meister? Wer hat befohlen, diese friedliche Familie zu zerstören? Ist dein Herr ein Feigling, dass er sich an wehrlosen Bauern vergreift?“
     
    Es lag eine solche Kraft in Galenis Stimme, dass sogar der Vermummte ein Stück zurückwich.
     
    „Lass das Pathos, alter Narr. Du weißt so gut wie ich, dass dies nicht einfach nur eine normale Bauernfamilie ist. Das gleiche Schicksal führt uns hierher. Und dem Willen meines Meisters zu gehorchen kostet mich kaum mehr Überwindung als das Zerquetschen einer Fliege.“
     
    „Vielleicht führte uns das gleiche Schicksal hierher, aber mit unterschiedlichen Zielen.“
     
    Wieder lachte der Vermummte. Er wirbelte sein Zepter herum, das wabernde Licht hinterließ Spuren in der Luft.
     
    „Da du in Kürze sterben wirst, sollst du wissen, wer dein unnötig langes Leben beendet hat. Ich bin Galvan vom Orden der Eisernen Klaue. Betrachte es als Ehre.“
     
    Galenis nickte mit ernsten Augen.
     
    „Ich sah es an deiner Stirn. Aber wie ich sehe bist du nur der Laufbursche, ein Lakai. Warum sollte es mich mit Stolz erfüllen, von einem Schoßhund ermordet zu werden?“
     
    Galvan, der Vermummte, blieb ruhig stehen. Doch Galenis konnte seinen Zorn fühlen.
     
    „Du elender, alter Bastard. Nun wirst du den Stahl eines wahren Magiers fühlen. Die Würmer, die deinen Leib verzehren werden, kümmern sich nicht darum, wer dich tötete.“
     
    Als Galvans heisere Stimme erstarb, zog er ein Schwert mit gezackter, schwarzer Schneide aus seinem Gürtel. An ihrer Spitze funkelte ebenfalls das Klauensymbol. Galenis hob seinen Stab. Nach einem kurzen Moment des Zögerns brach der Sturm los.
     
    Galvan holte aus und ließ seine Klinge blitzschnell zu Boden sausen. Die Schneide verfehlte ihr Ziel und schnitt tief in das Moos. Galenis war geschickt ausgewichen und schlug Galvan seinen Stab gegen den Schädel. Dieser wäre beinahe gestürzt, konnte sich jedoch gerade noch auf den Beinen halten. Er holte aus und stach abermals ins Leere. Galenis bewegte sich schneller, als sein Alter es vermuten ließ.

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