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Mondtaenzerin

Mondtaenzerin

Titel: Mondtaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica de Cesco
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recht kluge. ›Unser junger Premierminister‹ nannten sie scherzhaft die Brüder. Aber andere Gespräche gaben Anlass zur Sorge. Miranda mochte diese Gespräche überhaupt nicht, sie hatte immer abscheuliche Träume danach. Die politische Entwicklung in Rhodesien beschäftigte die Familie sehr. Zum Beispiel verlangte die Regierung, dass die Weißen die Ländereien, die sie bewirtschafteten, unter den Eingeborenen aufteilten. Willbur und Lavinia waren beunruhigt, sehr heimatlich hatten sie diese Gegenden nie gefunden. Die Ländereien hatten sie geerbt, jetzt wären sie sie gerne losgeworden. Aber die Söhne meinten, dass vieles, was man sagte, übertrieben war. Die Eingeborenen, mit denen die Siedler seit Generationen zusammen wohnten, zeigten sich harmlos, zutraulich. Eine erstaunliche Unbekümmertheit und Fröhlichkeit hatten sie, die das Leben angenehm machte. Zwar trugen sie in sich eine unberechenbare, bisweilen halb wahnwitzige Energie, zeigten jedoch selten wirkliche Feindseligkeit. Überfälle hätte es bisher nur vereinzelt gegeben, und man hatte die Täter aufs Schärfste bestraft. Irwin und Robert dachten nicht daran, Rhodesien zu verlassen. Sie hatten sich mit großem Einsatz ihrer Kakaoplantagen angenommen, die jetzt Gewinn abwarfen. Sie beschäftigten viele Arbeiter, zahlten ihnen gute Löhne, ließen sie auch nicht im Stich, wenn sie krank wurden oder einen Unfall hatten. Die Liebe zu Afrika, dieses mysteriöse, unbeschreibliche Gefühl, war wie ein Fieber, das ins Blut ging. Ständig brachte das große, offene Land neue Herausforderungen. Jedes Hindernis hatte etwas Aufreizendes an sich, bewirkte eine permanent nervöse Anspannung. Den Zwillingen,
die Draufgänger waren, entsprach das. Eine gute Portion Stress und Nervenkitzel, meinten sie, konnte dem Leben nicht schaden.
    Miranda war vierzehn, als die Tragödie über sie hereinbrach. Die Familie erholte sich nie von dem Schock. Die beiden Söhne, die Schwiegertöchter und ihre Kinder, ja selbst die Nanny, alle weg, ermordet! Man hatte von ihnen nur Reste gefunden, es gab nicht einmal ein Grab.
    Am härtesten traf es Miranda, deren Wesen sich von Grund auf veränderte. Sie war immer rasch und feinfühlig gewesen, immer leicht am Rande der Hysterie. Nun wurde sie launisch, abweisend, unberechenbar. Weil sie der grauenhaften Wirklichkeit nicht gewachsen war, flüchtete sie in die Nichtwirklichkeit, verbiss sich in Gefühlskälte. Und Lavinia, hilflos gegen diesen Schmerz, den sie ja am eigenen Leib empfand, beugte sich Mirandas Launen, gefügig, fast demütig, las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Es war wie ein Kampf, den beide austrugen. Miranda probierte aus, wie weit sie gehen konnte, und Lavinia gab nach, gab immer wieder nach. Sie hätte es nicht tun dürfen, aber sie konnte nicht anders. Ihre verzweifelte Liebe sollte endlich ein Wunder bewirken, ihre Tochter wieder das unbeschwerte Mädchen von einst werden. Als Ersatz für die beiden Söhne, die sie verloren hatte. Dass es dieses Mädchen nicht mehr gab, wollte Lavinia nicht einsehen.
    Sie sah immer eine Spur zu entspannt aus, Lavinia. Ihr perfekt zurechtgemachtes Gesicht zeigte eine künstliche, ein wenig maskenhafte Heiterkeit. Mit der leichthin ausgesprochenen Formel ›Life must go on‹ täuschte sie ihre Freunde, die ihre Selbstbeherrschung bewunderten oder auch befremdend und ein wenig abstoßend fanden. Nur wenige sahen in ihren Augen den leeren, verlorenen Ausdruck, in dem keine Hoffnung mehr war.
    Und Willbur, der sich wie ein Besessener in seine Arbeit stürzte, merkte von alldem nur wenig.

    An diesem Morgen also, nach einer Tasse Tee, hatte Miranda wieder Farbe im Gesicht. Sie zündete sich eine Zigarette an, und Lavinia sagte, dass sie in einer Stunde fahren würden. Sie machte noch einen Rundgang durchs Haus, gab die letzten Anweisungen. In Mirandas Zimmer fiel ihr ein seltsamer Geruch auf, den sie kaum beachtete oder nicht beachten wollte. Sie bat lediglich die Gouvernante, gut zu lüften. Von dieser Gouvernante eben, die alles genau beobachtet hatte, erfuhr Grandpa später viele Einzelheiten. Dass Miranda ihre Reisetasche noch nicht gepackt hatte, dass Lavinia sie zur Eile mahnte. Miranda, die etwas überdreht schien, stopfte ihre Sachen wahllos hinein. Das Spätsommerwetter war warm, Lavinia ließ ihren Plymouth vorfahren. Miranda kam mit ihrer Reisetasche und fragte, ob sie fahren durfte.
    Miranda war inzwischen sechzehn und fuhr schon recht gut, obwohl sie noch keinen

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