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Mondtaenzerin

Mondtaenzerin

Titel: Mondtaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica de Cesco
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heilige Paulus Jahrtausende später nach Malta
kam und den Glauben verkündete, war es nicht so, dass er der Himmelsmutter die Ehre verwehrte. Der Apostel wusste, dass Maria, die Mutter Jesu, die Kraft des Vaters mit der Kraft des Sohnes verbindet, dass sie Empfängerin und Gebende ist und Himmel und Erde sich in ihr vereinen. Es ist wahrlich kein Zufall, dass die heilige Muttergottes fast immer mit den Sinnbildern des unendlichen Himmels dargestellt wird, mit der Mondsichel oder der Sternenkrone …«
    Er deutete auf die Steinfigur an der Brunnenwand. Die Muttergottes stand in einer Vertiefung; Feuchtigkeit und Alter umhüllten sie mit einem Mantel aus samtigen Moosen, doch unter ihren kleinen Füßen war die Mondsichel deutlich erkennbar.
    Wir blickten sie an; es war, als sähen wir sie mit neuen Augen. Dann wandten wir uns wieder zu Fra Beato herum. Er lächelte, aber sein Gesicht trug den Ausdruck einer tiefen Melancholie.
    »Nun, Kinder, all das war ein wenig zu schwer für euch. Aber wenn ihr einmal älter seid und es verstehen könnt, werdet ihr euch an manches erinnern.«
    Wir sagten kein Wort, wir nickten nicht einmal, rührten auch die Limonade nicht an. So saßen wir eine Weile, und nur der Wind spielte in den Oleanderbüschen, und die Fahne des Malteser Ordens ließ ein sirrendes Knattern hören. Wir kamen uns wie auf einem Schiff vor, das in transparenter Luft durch Raum und Zeit segelte.
    Schließlich brach Fra Beato das Schweigen, doch seine nächsten Worte galten Giovanni.
    »Die Erde, von Gottes Atem beseelt, ist das Gedächtnis der Schöpfung. Dein Geschenk ist für Malta sehr wertvoll. Und ich kann dir versichern, dass die Schlafende im Nationalmuseum für Archäologie einen Ehrenplatz einnehmen wird.«
    Giovanni, der den Blick auf die Tonfigur hielt, hob plötzlich die Augen, während ein kleines erleichtertes Lächeln seine verschlossenen Züge verklärte.

    »Das wird ihr sicher Freude machen.«
    »Du bist klug, mein Sohn, sehr klug«, sagte Fra Beato. »Was willst du werden, wenn du groß bist?«
    Giovannis Augen behielten ihren ruhigen, friedlichen Glanz.
    »Mein Onkel, Pater Antonino, will, dass ich das Priesterseminar besuche.«
    »Schön, dass er dich unterstützt«, antwortete Fra Beato, wobei seinen Worten nicht zu entnehmen war, ob man ihn über Giovannis Herkunft unterrichtet hatte. Er trank sein Glas aus, stand ein wenig steif von seinem Stuhl auf und reckte sich.
    »Kinder, es wird Zeit, andere Aufgaben warten auf mich. Doch ich möchte euch noch etwas zeigen.«
    Er führte uns über die Terrasse; das alte Portal der Normannenkapelle stand offen. Drinnen war die Luft transparent und kühl. Wir beugten das Knie, befeuchteten unsere Finger in der kleinen Schale voller Weihwasser und schlugen das Zeichen des Kreuzes. Dann gingen wir lautlos und eingeschüchtert über die Steinplatten; es war nur eine kleine, schlichte Kirche, aber sie trug in sich eine fühlbare Größe, eine Erhabenheit und Entrücktheit, die uns in ihren Bann schlug. So schmucklos war das scharf geschnittene, noble Gewölbe, dass es dem Geist allen Raum bot, sich zu öffnen, sich emporzuschwingen. In gewisser Weise existierte hier eine unerforschliche Dimension, eine spürbare Verbindung zu der Vergangenheit, die in einem großen Bogen zur Ewigkeit führte. Wir Kinder, die noch so nahe am Paradies lebten, spürten deutlich diese Kraft, die aus dem Nichts geboren wurde. Und wenn wir auch nicht wussten, wie sie entstand und woher sie kam, berührte sie doch unser Herz. Aber es war erforderlich, dass Fra Beatos Blick den unseren begegnete, damit er bestätigte, was wir empfanden.
    »Die Kirche ist Marias Mutter, der heiligen Anna, gewidmet. Es gibt keinen Prunk, das Auge wird nicht abgelenkt. Die
Erbauer von damals wussten, dass ein Gotteshaus nichts anderes zu sein hat als ein Gehäuse für den Geist. Hier hat Gott nichts – weil er alles hat.«
    Er ging langsam weiter, geleitete uns zu einer im Boden eingelassenen Grabplatte. In den Stein waren ein Name, ein Geburts- und ein Todesjahr eingraviert. Fra Beato gab Giovanni ein Zeichen, damit er den Namen las. Er sprach ihn halblaut aus, bevor er seine erstaunten Augen wieder auf Fra Beato richtete.
    »Jean Parisot de la Valette.«
    Peter fuhr leicht zusammen.
    »Der Großmeister, der die Türken zurückschlug?«
    »Ebender«, sagte Fra Beato, den Blick unverwandt auf die marmorne Grabplatte gerichtet.
    »Hier wollte er bestattet werden. Er hatte genaue Anweisungen

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