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Mondtaenzerin

Mondtaenzerin

Titel: Mondtaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica de Cesco
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ich mich ein wenig.
    »Ich hätte es dir nicht sagen sollen. Jungen sagt man das nicht…«
    »Nein?«
    Giovanni wirkte leicht verunsichert.
    »Aber wenn du und ich … solche Dinge machen – kannst du ein Kind kriegen? Meine Brüder sagten, dass Mädchen davon Kinder kriegen.«
    »Glaubst du, dass ich ein Kind davon kriege?«
    Er dachte nach, seufzte und lächelte dabei.
    »Ich weiß es nicht.«
    Der Gedanke streifte uns nur kurz, er war zu entfernt für unsere Gegenwart. Wir sprachen zueinander, Mund gegen Mund, unsere Stimmen waren sanft, unsere Worte nachdenklich und beunruhigt.
    »Eigentlich will ich kein Priester werden«, gestand Giovanni. »Ich will lernen, das ist alles.«
    »Hast du mit deinem Onkel darüber geredet?«
    »Nein. Ich will nicht, dass er mich wieder zu meinem Vater schickt.«
    »Glaubst du, dass er das tun würde?«
    »Nein.«
    »Dann sag es ihm doch!«
    »Ich traue mich einfach nicht, mit ihm darüber zu reden.«
    In der ersten Zeit hatte Giovanni freudig und arglos zugehört, wenn sein Onkel über die Geschichte Maltas oder irgendwelche Heiligen sprach.
    »Solche Dinge lernst du nicht in der Schule. Sei froh, dass ich sie dir beibringen kann.«

    Die Geschichten waren spannend, aber voller Sünden, Blut und Marterinstrumente. Weil Giovanni viel Fantasie hatte, sah er die heilige Agatha, der man mit Zangen die Brüste ausriss, den heiligen Sebastian, der von Pfeilen durchbohrt wurde, die heilige Agnes mit den ausgerissenen Augen und den mit dem Kopf nach unten gekreuzigten Petrus. Don Antonino erzählte von der Inquisition, von den Hexenverbrennungen, den Magiern und Ketzern, die an Rädern festgebunden und vor den Augen der Bevölkerung ausgeweidet wurden. Kinder lieben blutrünstige Geschichten, Giovanni hatte von Haus aus ein dickes Fell, aber allmählich wurde es ihm zu viel; er vermeinte bei den Beschreibungen der vielen Leiden und Hinrichtungen die Symptome am eigenen Körper zu spüren. Zwar sagte Don Antonino immer wieder, diese Geschichten seien so grausam gewesen, weil sie aus einer falschen Welt kamen, und Gottes Gnade hatte sie verwandelt, sodass sie gerecht und heilig und wunderbar wurden und eigentlich jedes Kind sie hören konnte. Giovanni sah das irgendwie ein. Es beunruhigte ihn aber, dass ein Mensch, von dem er bisher nur Gutes erfahren hatte, so oft von der Sünde sprach und von den furchtbaren Strafen, die der Herrgott im Himmel für die Sünder bereithielt. Aber gleichzeitig erzählte Don Antonino ganz andere Geschichten, beeindruckend und großartig, die Giovannis empfindsames Herz höher schlagen ließen. Er hatte natürlich dafür gesorgt, dass Giovanni die Erstkommunion erhielt, und ihn sanft dafür getadelt, dass er in seiner Familie so wenig über Religion erfahren hatte. Don Antonino sprach von Gott und seinen Heiligen wie von einer Macht, die den richtigen Weg wies und nicht duldete, dass man von ihm abkam. Er zeigte ihm ein Bild, das Gott als großes Auge darstellte, das alles sah. Giovanni gewann allmählich den Eindruck, dass Don Antonino ihn in eine Sache hineinmanövrierte, von der er nicht wusste, was sie denn eigentlich war. Misstrauen hatte er zunächst nie gehabt, bis Don Antonino eines Tages zu ihm
sagte, dass Gott ganz bestimmt wusste, dass er noch ein kleiner Heide sei. Dabei starrte er Giovanni auf eine ganz besondere Art an, sodass er sich ein paar Atemzüge lang schuldig fühlte. Das war nur ein winziges Alarmzeichen, an sich unbedeutend. Die Angst kam später, so nach und nach. Es waren immer nur kurze Anfälle von Angst, die ihm unsinnig und grundlos vorkamen, ihn aber mit solcher Gewalt packten, dass er nicht einschlafen konnte, die halbe Nacht wach lag und am nächsten Tag im Unterricht döste. Ihm fiel auch auf, dass Don Antonino oft in langes, düsteres Schweigen versank. Es kam vor, dass er mehrere Tage lang nicht zu den Mahlzeiten erschien. Giovanni saß ganz allein an dem weiß gedeckten Tisch, von Clarissa, der alten Haushälterin, bedient. Clarissa sah immer aus, als ob sie ihr schwarzes Kleid zum Schlafen nicht auszog. Es war ganz verknittert und klebte an ihrem Rücken. Ihr schütteres graues Haar war im Nacken zu einem dünnen Knoten festgesteckt. Sie roch nach Schweiß und Bratenfett, nach Knoblauch und Minze und irgendwie nach alt. Sie redete kaum; ihre mattblauen Augen und ihr blasser Mund waren durch Fältchen verbunden wie bei einer Stoffpuppe. Sie redete kaum, während sie still und geschickt die Speisen auf den Tisch brachte

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