Money, Honey
»Zufrieden ist nicht ganz das richtige Wort dafür.«
Sie verdrehte die Augen, wich aber nicht zurück, während er den Schal um ihre Schultern berührte. Er strich den dünnen Stoff glatt und genoss es, die Wärme ihrer Haut darunter zu spüren. Liz zückte zusammen, doch er nahm die Hände nicht weg.
Stattdessen kam er noch näher, bis nur noch ein Blatt Papier zwischen ihre Körper gepasst hätte. Darin glitt er mit der Hand unter ihr Haar und befreite es aus dem Pferdeschwanz.
»Wunderbar«, befand er und stellte zufrieden fest, dass Liz rot geworden war.
»Ich muss dir noch etwas sagen«, platzte es aus ihr heraus. Patrick zog eine Augenbraue hoch. »Ja?«
»Ich habe eine Waffe in der Handtasche.« Sie schaute ihn fest aus ihren blauen Augen an. »Komm also nicht auf dumme Ideen! Ich habe keine Skrupel, davon Gebrauch zu machen.«
»Ah, ja. Gut zu wissen.«
Er schob sie zur Tür.
Liz schaute sich um, während Patrick nach ihrer Hand griff und sie durch die Menschenmassen führte. Wieder wurde ihr heiß von seiner Berührung, aber sie gewöhnte sich langsam daran, dass er sie anfasste. Das hatte er den ganzen Abend über hundert Mal getan, und wenn sie nicht schnell gelernt hätte damit umzugehen, wäre sie inzwischen schon mit einem Infarkt im Krankenhaus gelandet.
Gerade hatten die beiden den vierten Klub betreten. »Das Beste zum Schluss«, hatte er gesagt, als sie hereingekommen waren. Er ging mit ihr zu einem roten Samtsofa. Von denen waren mehrere im ganzen Raum auf kleinen Podesten verteilt, die jeweils von einem Spotlight angestrahlt wurden. Patrick strich Liz übers Haar, und weil ihr bewusst war, dass sie hier wie auf einer Bühne saß, kuschelte sie sich in seinen Arm. Sein Date zu spielen, war ihr nicht schwergefallen, was sie in gewisser Weise beunruhigte. Andererseits war sie dadurch wahrscheinlich wenigstens überzeugend.
»Ich hole uns was zu trinken«, meinte er und streichelte ihren Rücken. Am liebsten hätte sie ihm die Hand abgebissen, doch da war er glücklicherweise schon aufgestanden. Na gut, das mit dem Handabbeißen stimmte nicht ganz. Obwohl sie sich so hätte fühlen müssen. Eigentlich. Patrick lächelte ihr noch einmal zu, dann verschwand er in der Masse.
Aus halb geschlossenen Lidern sah Liz sich um. Der Klub hieß Cargo und lag in einem Industriegebiet. Von außen hatte das Gebäude so grau und nüchtern ausgesehen, dass der ganze rote Samt und schwarze Lack im Inneren Liz wirklich überrascht hatten. Die Inneneinrichtung entsprach dem Art-deco-Stil, zusätzlich gab es viele Engel, Schnörkel, Silberakzente und indirekte Beleuchtung.
Das Publikum war gemischt. Viele Jugendliche, aber auch eine Menge Ältere. Liz war nicht die Einzige in einem Designerkleid. Insofern hatte Patrick recht gehabt. Auf der Tanzfläche wirbelte gerade ein blaues Kleid herum, das Liz richtig neidisch machte. Ein echtes Halston, wenn sie sich nicht irrte. Sie hatte dafür zwar nicht die Figur, aber das bedeutete ja nicht, dass sie es nicht wenigsten aus der Ferne bewundern konnte.
Die Musik war dankenswerterweise nicht so verdammt laut wie in den drei anderen Klubs, in die Patrick sie geschleppt hatte. Die riesigen Lautsprecher waren hinter glänzenden schwarzen Holzverkleidungen verborgen, gespielt wurde eine seltsame Mischung aus Techno und Big Band und auf dem Boden des Klubs blieb man immerhin nicht mit den Schuhen kleben.
Sie beobachtete, wie Patrick sich einen Weg zur Bar in der Mitte des überfüllten Raumes bahnte. Die Menschen teilten sich vor ihm wie das Rote Meer vor Moses. Patricks Reichtum, sein Einfluss, der Anzug und sein bewusst arroganter Gesichtsausdruck hatten diese Wirkung auf Menschen. Liz schüttelte den Kopf. Genau die gleiche Szene hatte sich in jedem Klub abgespielt, trotzdem konnte sie es noch immer nicht so richtig begreifen. Überraschend fand sie es allerdings inzwischen nicht mehr.
War sie denn wirklich der einzige Mensch, der Patrick O’Connor die Meinung geigte? Bei dem Gedanken umspielte ein zufriedenes Lächeln ihre Lippen. Die ersten zehn Jahre ihres Lebens war sie arm gewesen, doch die folgenden zehn hatte sie in efeubewachsenen Villen verbracht und war mit den künftigen Erbinnen immenser Vermögen zusammen erzogen worden. Seitdem war sie gegen die Superreichen und ihre Aura immun. Sie hätte Patrick O’Connor jedenfalls nicht einfach Platz gemacht.
Okay, das zwar nicht, scharf war sie aber dennoch auf ihn. Mit gerunzelter Stirn verfolgte sie, wie
Weitere Kostenlose Bücher