Money, Honey
feststellen, dass sie sich wie eine Kletterpflanze um Patrick geschlungen hatte. Sie hatte noch niemals einen Mann so sehr begehrt. Die Intensität ihres Verlangens erschreckte sie, und sie ließ schnell die Arme sinken.
Patrick hielt sie nicht fest. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und trat einen Schritt zurück. Sein Hemd war jetzt ganz zerknittert, weil sie sich heftig an ihn gepresst hatte. Sie schüttelte den Kopf. Im Moment brachte sie kein Wort heraus, und durch die laute Musik hätte er wahrscheinlich sowieso nichts verstanden. Patrick zuckte mit den Schultern. Diesmal war er nicht ans Ziel gekommen, sollte das wohl heißen, aber er macht Fortschritte. Liz drehte sich abrupt um und kämpfte sich durchs Gewühl auf der Tanzfläche.
Patrick lief hinter ihr her und griff nach ihrer Hand. Tapfer versuchte Liz sie ihm zu entreißen. Tränen brannten ihr in den Augen, aber sie würde jetzt auf keinen Fall auch noch in Tränen ausbrechen. Und zu Hause alleine zu heulen, kam auch nicht infrage. Das machte es nicht besser.
Doch Patrick ließ sie nicht los. Er hielt ihre Hand fest und zog Liz hinter sich her, bevor sie noch einmal einen Fluchtversuch starten konnte. Wieder machten die Leute ihm Platz, und er führte Liz vorbei an ihren Drinks und dem roten Zweisitzer nach draußen.
Die Stahltür des Klubs schloss sich, und plötzlich standen die beiden auf dem stillen Parkplatz. Liz fühlte sich auf einmal seltsam leer. Patrick drückte ihre Hand.
»Ich bringe dich nach Hause.«
»Arrangier das Treffen«, befahl Villanueva in den Hörer, als der junge Mann endlich ranging. Eigentlich hätte er ihn schon vor ein paar Stunden anrufen wollen, allerdings war die Rothaarige wirklich unersättlich und ausgesprochen einfallsreich gewesen. Amerikanische Frauen in den Vierzigern strengten sich richtig an - eine Annehmlichkeit, die er in den Jahren seiner Abwesenheit fast vergessen hatte.
»Okay.« Der Junge gähnte laut. »Aber mal ehrlich ... ich meine, du standst doch heute schon direkt neben den beiden! Ich hab dich beobachtet. Warum hast du da nicht zugeschlagen?«
»Improvisieren ist was für Amateure.«
»Gib es doch zu, Mann, du hast dich von der Rothaarigen ablenken lassen.«
Villanueva wurde ungeduldig. Der Junge hatte eine Menge Talente, und die kamen ihm gerade wirklich gelegen, doch einfach mal die Klappe zu halten, gehörte eindeutig nicht dazu. »Kann ich darauf zählen, dass du deine Aufgabe wie abgesprochen ausführst?«
Es folgte ein leicht beleidigtes Schweigen. »Ja, ja klar«, sagte er Junge schließlich.
»Ausgezeichnet, dann warte ich auf Meldung von dir.«
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9. KAPITEL
L iz trat einen Schritt zurück und betrachtete kritisch, was sie eben alles an die weiße Tafel geschrieben hatte. Es war eine knappe Zusammenfassung der Ereignisse der vergangenen Nacht. Eine objektive Analyse. Kurz und knackig. Sehr gut. Also hatte der Hormonanfall gestern ihr Gehirn doch nicht dauerhaft außer Gefecht gesetzt.
Sie nahm sich einen frischen Becher Kaffee. Der vierte, seit sie noch vor Sonnenaufgang im Büro erschienen war. Nach einem großen Schluck von der brutal heißen Brühe presste sie die kalten Finger gegen ihre geschwollenen Augen. In wenigen Minuten würde ihr Team hier auftauchen, und man musste ihr ja nicht gleich ansehen, dass sie eine schlaflose Nacht hinter sich hatte.
Als Goose hereinmarschiert kam, stand Liz noch immer stirnrunzelnd vor der Tafel. Ihre Kollegin trug einen veilchenfarbenen Anzug, dessen Hosen perfekt geschnitten waren und ihre ellenlangen Beine toll zur Geltung brachten. Das glänzend schwarze Haar war an ihrem Hinterkopf zu einem kunstvollen Knoten zusammengebunden, die großen silbernen Ohrringe glitzerten im Licht der Halogenlampen. Liz unterdrückte eine Neidattacke. Musste diese Frau bei der Arbeit eigentlich nie den Müll durchwühlen oder sich hinter einem Gebüsch in eine Pfütze werfen? Liz zog sich gern elegant an, aber sie liebte den Inhalt ihres Kleiderschranks zu sehr, um ihn bei der Arbeit zu ruinieren. Wie di Guzman es schaffte, Arbeit und Designerklamotten zu vereinen, ohne dass eines von beidem Schaden nahm, war ihr rätselhaft.
»Guten Morgen«, begrüßte Goose sie lächelnd. »Ich rieche Kaffee.«
Liz schaute in ihren Becher. »Gewisse Ähnlichkeiten sind vorhanden, dennoch würde ich das Zeug nicht unbedingt so nennen wollen. Macht aber trotzdem wach.«
»Ah.« Goose sah sich in dem kleinen Konferenzzimmer um, das Liz für die
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