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Moni träumt vom großen Glück

Moni träumt vom großen Glück

Titel: Moni träumt vom großen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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geworden bist.“
    „Gib’s mir schriftlich“, sagte Walter. „Ich werde es vielleicht gelegentlich brauchen. Jetzt ist es aber drei Minuten vor neun. Nichts wie los! Du kommst sowieso zu spät. Ich kann dir keine Entschuldigung schreiben. Du mußt alles auf die Hunde schieben.“
    „Mache ich auch.“
    Dann ratterten und hopsten wir los auf dem blauen Moped. Zum ersten Mal segnete ich das merkwürdige Fahrzeug. Oh, wie hatte ich es früher gehaßt, und wie glücklich war ich jetzt, daß ich darauf fahren konnte!
    Als Walter vor der Schule hielt und ich abstieg, sagte er:
    „Hast du was zu tun heute abend, Moni?“
    „Ja, eigentlich habe ich das, Walter. Wieso?“
    „Ach, ich dachte… jetzt, da Melitta nicht da ist, da du keinen Wagen zur Verfügung hast sozusagen…. daß du vielleicht mit meinem Moped vorlieb nehmen möchtest,und… na ja, wir könnten ja einen kleinen Ausflug machen.“
    Ich biß einen Moment auf die Lippe.
    „Walter, ich hätte es gern gemacht, aber… aber ich habe was zu tun heute. Ich muß nämlich einen Brief schreiben.“
    „So, schreibst du Briefe? Ist das so wichtig?“
    „Ja, er ist wichtig; denn weißt du… ach Walter, du kannst doch ein Geheimnis für dich behalten, nicht?“
    „Ich glaube wohl, Moni! Ist es schon so weit mit uns gekommen, daß du mir deine Geheimnisse anvertraust?“
    „Ja, in diesem Falle tue ich es. Ich werde nämlich einen Brief an meinen Verlobten schreiben.“
    Walter guckte mich an. Dann zuckte er die Achseln. Und plötzlich war etwas von dem alten Walter in seinem Ausdruck, seinen Bewegungen, als er das Moped startete. Er drehte den Kopf, warf mir noch einen Blick zu.
    „Verflixt und zugenäht!“ sagte Walter. Dann brauste er davon.
    Ich saß Mutti gegenüber am Abendbrottisch. Ich fühlte selbst, daß ich schweigsam war.
    Mutti guckte mich an und lächelte ein bißchen.
    „Moni, kriege ich fünf Pfennig, falls ich raten kann, an was du denkst?“
    „Du kriegst zehn Mark. Aber falls du verkehrt rätst, kriege ich dann zehn Mark von dir?“
    „Kommt nicht in Frage. Du denkst also nicht an Marc?“
    „Nein! Augenblicklich nicht. Allerdings denke ich an einen jungen Mann, aber nicht an Marc. Ich denke an Walter.“
    „An Walter? Nanu, seit wann denkst du an Walter? Was hat der Bursche schon wieder ausgefressen?“
    „Gar nichts. Er ist furchtbar nett und hilfsbereit gewesen.“ Ich erzählte Mutti die Geschichte von den Hunden und von Walters Verletzung und von unserer Mopedfahrt, und ich erzählte ihr, was er mir gesagt hatte.
    „Aber, Mutti, kannst du das begreifen? Er sagt, er hat mich immer gemocht, und dann hat er sich so scheußlich benommen und hat mir verletzende und grausame und herzlose Dinge gesagt. Wie ist das bloß möglich?“
    „Das ist nicht leicht zu erklären, Moni. Vielleicht habe ich eine kleine Ahnung. Du weißt, Walter und Jutta haben es immer schwer gehabt – ich meine finanziell schwer – , und irgendwie versuchen wohl Jugendliche sich zu behaupten, um sich herauszuarbeiten aus solchen Schwierigkeiten. Sie versuchen, sich geltend zu machen. Du hast mir selbst ein paarmal von Jutta erzählt, daß sie gar nicht einfach im Umgang war. Und bei Walter ist es viel weiter gegangen. Ich weiß es nicht sicher, Moni, aber ich kann mir denken, daß es so ähnlich gewesen sein muß. Er konnte vielleicht nie ein Mädchen in ein Kino oder zu einem Eis einladen. In positiver Art konnte er sich nicht geltend machen. Da hat er es eben in negativer versucht. Ich weiß nicht, ob du mich verstehst?“
    „O doch, ich verstehe es schon“, sagte ich. „Aber Mutti, jetzt denke ich an Marc. Hat jemand es schwerer gehabt als er? Und bei ihm hat sich doch alles positiv ausgewirkt.“
    „Ja, Gott sei Dank!“ sagte Mutti. „Aber ich habe dir schon früher gesagt, Marc hat einen ganz anderen Charakter.“
    Wir hatten Tee getrunken. Mutti machte das Fernsehen an, und ich zog mich zurück, um einen langen, liebevollen Brief zu schreiben an den Mann, der einen ganz anderen Charakter hatte.

Wir haben es geschaßt!
     
     
    Die Wochen und Monate flogen dahin. „Pfeif auf das Sparen!“ schrieb mir Marc. „Jetzt mußt du lernen, mein Mädchen. Denk an dein Abitur!“
    „Marsch ins Bett, Moni!“ sagte Mutti abends, wenn die Uhr zehn geschlagen hatte. „Ich will dich nicht morgen früh müde und halb ausgeschlafen sehen. Du bist in der Oberprima, Kind, du sollst arbeiten und vernünftig leben!“
    Gegenüber diesen beiden Respektspersonen

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