Moni träumt vom großen Glück
machen zu können. Menschenskind, mir ist es doch genauso wichtig wie dir, daß du recht schnell dein Staatsexamen kriegst, damit wir auch…“
„… recht bald heiraten können“, ergänzte Marc. „Ja, Mutti, was sagst du zu dem Vorschlag deiner leichtsinnigen Tochter?“
„Ich verstehe meine leichtsinnige Tochter sehr gut“, sagte Mutti, „und ich bin ganz einverstanden. Ich finde, das ist eine außerordentlich gute Geldanlage, und du solltest dieses Angebot ohne Zögern annehmen, Marc. Dieses Mal hilft Moni dir, ein andermal – du wirst gewiß sehr oft Gelegenheit dazu haben – hilfst du Moni. Das nennt sich Kameradschaft!“
Marc überlegte einen Moment.
„Wollen wir es so abmachen, Moni: Solange es geht, werde ich dein Angebot nicht in Anspruch nehmen, aber wenn es nötig sein sollte, gebe ich dir Bescheid. Einverstanden?“
„Ja, einverstanden, falls du mir dein Ehrenwort gibst, wirklich Bescheid zu geben.“
„Mein Ehrenwort, Moni!“
„Gut, also abgemacht! Und ich werde weiter Teller waschen und babysitten.“
Selbstverständlich blieb unsere Verlobung vorerst ein Familiengeheimnis. Ich war ja noch ein Schulmädchen, und ein offizielle Verlobung kam erst in Frage, wenn ich mein Abitur und Marc sein Staatsexamen hatte. Soviel stand fest. Aber wie schön war es, in jedem freien Augenblick mit Marc Zukunftspläne schmieden zu können.
„Ein bißchen Aussteuer haben wir auch“, sagte Marc stolz eines Tages. „Allerdings sind die Sachen, die ich von Opa habe, vielleicht sehr altmodisch und nicht besonders fein, aber ich meine, so anfangs…“
„O Marc“, sagte ich. „Du weißt ja gar nicht, wie ich mich darauf freue, gerade die alten Sachen von deinem Opa in unserem Heim aufstellen zu können – den kleinen braunen Schrank, die Kommode und den Tisch unddie beiden Sessel. Die Sachen, die bei euch in der Wohnung standen und an denen ich hänge, die sollen doch immer bei uns bleiben, Marc.“
„Familienbilder habe ich auch“, sagte Marc stolz. „Habe ich dir eigentlich das Bild von meinem Vater als Kind gezeigt? Ach, das suche ich mal heraus, es liegt irgendwo eingepackt unten in eurem Keller.“
Wir gingen also eines Nachmittags hinunter in den Keller und kramten. Dabei zeigte Marc mir dieses und jenes, Sachen, die ich noch nicht kannte, weil nach Opas Tod alles so schnell gehen mußte.
„Es tut mir eigentlich leid, daß Opa dies nicht miterleben durfte, er hätte sich so gefreut“, sagte Marc. Ich blieb sitzen und dachte nach.
„Weißt du, Marc, ich glaube, Opa hat geahnt, daß es einmal so kommen würde.“
Dann erzählte ich Marc von meinem Gespräch mit seinem Großvater an jenem Abend, als Marc zur Apotheke ging, und daß ich versprochen hatte, für Marc ein fester Punkt zu sein. Marc lächelte.
„Ja, dieses Versprechen hast du gehalten, Moni. Das kann man wohl sagen, du mein kleines festes Pünktchen.“
Die Tage liefen viel, viel zu schnell. Wir feierten meinen achtzehnten Geburtstag, und es war ein wundervoller Tag. Ruth und Inge staunten nicht schlecht, als ich ihnen mitteilte, ich könnte sie in diesem Jahre nicht zum Geburtstag einladen. Ich hatte zum Glück einen wahren Grund. Ich erzählte, ich müßte arbeiten. Das stimmte auch. Ich arbeitete ein paar Stunden in Elmenfrieden, aber ich durfte früh am Nachmittag wieder fort. Marc hatte seinen freien Tag umtauschen können, so daß er nachmittags mit mir in die Stadt fuhr. Und dann feierten wir – Marc, Mutti und ich – ganz allein für uns, und es war wunderschön.
Als ich ein kleines Päckchen von Marc aufmachte, blieb mir die Luft weg. Auf weißem Samt lag ein goldener Ring, mit einem Topas in einer schönen altmodischen Fassung.
„Marc, du bist vollkommen verrückt. So was darfst du doch nicht!“
„Alles mit der Ruhe, Moni. Paß mal auf: Der Ring hat eine Geschichte. Ich habe ihn aus Opas Trauring machen lassen. Und der Topas – ja, das war ein Ohrring, der von meiner Großmutter liegengeblieben war. Den anderen hatte sie einmal verloren. Du kannst den Ring mit gutem Gewissen tragen, Moni.“
„O Marc, dann ist er mir auch ganz, ganz besonders lieb. Tausend, tausend Dank, Marc!“
In diesem Augenblick fiel es meiner immer diskreten Mutti ein, daß sie dringend etwas in der Küche zu erledigen hatte.
Ich bekam übrigens von Mutti sechs herrliche Frotteehandtücher. Sie waren der Grundstock meiner Aussteuer, und mir war ganz feierlich zumute. Dann fielen meine Augen genau wie vor einem Jahr auf
Weitere Kostenlose Bücher