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Monica Cantieni

Monica Cantieni

Titel: Monica Cantieni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grünschnabel
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gefressen.
    Ich hielt Schneewittchen die zerfressenen Seiten hin.
    – Wo ist der Rest? Ohne den Rest kann man es nicht lesen. Wozu bringe ich dir all das Grünzeug ? – Und Toni will mit mir reden. Ich will nicht mit ihm reden. Die Schweiz soll vorwärts machen wegen Milena . – Und mein Vater sagt, dass wir uns die Adoption in die Haare schmieren können, wenn sie Eli bei uns erwischen. Dann würden sie meinem Vater eine Illegalität anhängen. Ruth und Walter würden das noch weniger gern sehen als Staub und verschimmelte Orangen. Mein Vater sagt, dass das Amt sagen wird, dass solche Eltern ein schlechtes Beispiel sind und sie vom Gefängnis aus auch nicht für ein Kind sorgen können.
    Ich trat gegen den Gartenzaun, bis Oskar an ihm hochsprang. Er fletschte die Zähne.
    – Wenn erst das mit Mili herauskommt, geht die Adoption doppelt in die Binsen. Meine Eltern werden wie Naturkatastrophes Vater von Onkel Eugen abgeholt, ich muss zur Chefin zurück und habe wegen der Sache bestimmt einen Aktenberg, und Milena muss zu einer von Tonis Schwestern, bis die Schweiz mit Italien geregelt hat, wann Toni nach Italien zurückmuss, weil er auch eine Illegalität am Hals hat. Und Tat muss ins Irrenhaus, er kann nämlich die Tatta sehen. Meine Mutter sagt, dass das fast so gut ist wie weiße Mäuse. Sie sagt, dass sie nicht will, dass die Adoption flöten geht wegen meinem Vater, der schon mit Tat vorbelastet ist, und nun noch Ausländer auf der Pelle sitzen hat, und mein Vater hat wieder Krach mit ihr wegen der Ausländer, vor allem wegen Eli, er schläft freiwillig auf dem Sofa.
    – Ob Tat auch weiße Mäuse sehen kann?
    – Sepp ist tot.
    Ein alter Hund schon, aber am Alter war er nicht gestorben.
    – Voller Schrot, schluchzte Tat ins Telefon. Er ist voller Schrot.
    Er bat uns zu kommen. Gleich. Sofort. Die Nachbarin war bei ihrer Tochter in den Ferien und konnte Sepp nicht begraben, Tat konnte Sepp auch nicht begraben, nicht mit seinen Beinen, der Jäger hatte Sepp einfach vor die Tür gelegt mit einem Zettel, auf dem stand: zwei Rehe!
    Ich versuchte Tat damit zu trösten, dass Sepp nun bei der Tatta ist, und Tat sagte:
    – Gib mir meinen Sohn.
    Auch Tat stand manchmal mit dem Lexikon der guten Gründe auf Kriegsfuß.
    Meine Mutter weigerte sich, bloß wegen Sepp zu Tat zu fahren, mitten unter der Woche. Aus meinem Kopf sollte etwas werden, ich musste zur Schule.
    – Sag ihm, wir kommen ja in drei Tagen. Und wann machst du den Wasserhahn?
    Mein Vater drehte die Telefonschnur in den Händen und fragte Tat, ob es draußen auch tagsüber jetzt hart fror und bat ihn dann, Sepp bis Sonntag in einer Schachtel hinters Haus zu legen. Hinter Tats Haus war es ruhig, besonders im Winter, wenn der Schnee ums Haus wuchs, vom Dach rutschte, von den Bäumen rauschte, die nachts schnarchten und murrten wie Oskar im Schlaf. Man hörte die Schneeflocken sogar fallen, sie konnten sich noch so bemühen, leise zu sein. Die Sonne schien dort nie, und der Schnee hielt sich dort am längsten. Tat hatte erzählt, dass er direkt aufs Dach hatte steigen können, um nach dem Kamin zu sehen, damals, als er noch beide Beine hatte, alle Zähne und große Augen für Frauen. Mein Vater seufzte und machte sich ein Bier auf.
    – Der Wasserhahn tropft.
    – Nur wenig.
    – Aber er tropft.
    – Ich weiß.
    Tropfende Wasserhähne waren meiner Mutter ein Dorn im Auge. Sie machten Kalkflecken, und obwohl Sepp grade gestorben war, machten sie welche.
    – Er wird nicht von allein aufhören zu tropfen.
    – Weiß ich.
    – Ich habe Tat immer gesagt, er soll Sepp an die Kette legen. Er hatte mehr Flöhe als Haare, er war auch schon alt . – Wie alt eigentlich?
    – Zwölf Jahre.
    – Und wie geht’s Tat?
    – Er weint.
    – Aber er wird sich fangen.
    – Er hat sich noch immer gefangen.
    – Stell Schneewittchen viel Futter hin am Freitag.
    Mein Vater ging vor mir auf und ab, und meine Mutter nahm eine Pille gegen das Himmelelend.
    – Und Wasser. Schneewittchen braucht genügend Wasser.
    – Wo soll ich es einfüllen?
    – Hilf ihr dabei. Ich gehe jetzt einkaufen.
    Durch den Türspalt rief sie:
    – Und reparier den Wasserhahn.
    Zweiundvierzig Tropfen lang schwiegen wir. Dann holte mein Vater den Werkzeugkasten.
    – Ab jetzt müssen wir Sepp mit dem Kopf besuchen, sagte ich in der Klasse, die beeindruckt war, dass Graubünden ihn tieffrieren würde, bis wir kommen konnten.
    Mein Vater knetete während der ganzen Fahrt zu Tat das Lenkrad.
    – Sepp ist

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