Monika B. Ich bin nicht mehr eure Tochter: Ein Mädchen wird von seiner Familie jahrelang misshandelt (German Edition)
tödlich.
Noch in der Nacht, in der der Geist erschienen war, als ich in Papas Bett Schutz suchte und nichts als seinen ekligen Pimmel fand, kündigte der Anfall sich an. Ich spürte, wie der Husten sich in meiner Brust zusammenklumpte. Ich stellte ihn mir vor als ein Heer Tausender klitzekleiner Kobolde, die nun von überall her aus meinen Adern zusammenströmten und nur darauf warteten, dass ich ihnen das Zeichen zum Einsatz gab. In dieser Nacht gelang es mir noch, die Männchen zurückzudrängen, ehe sie Ernst machen konnten. Wahrscheinlich waren meine Angst vor einem weiteren Gespensterauftritt und meine Dankbarkeit Papa gegenüber so groß, dass ich alles dafür tat, die Kobolde im Zaum zu halten.
Doch als an einem der darauf folgenden Tage wieder Herrenbesuch bei meiner Mutter angesagt war, setzte die Erinnerung an den ersten Penetrationsversuch meines Vaters so massiv ein, dass ich das Erlebte nicht mehr in meine Traumwelt verdrängen konnte. Der Anblick meiner Mutter mit ihren frisch lackierten Fingernägeln, die inzwischen wohl bekannte Geschäftigkeit, mit der sie uns Kinder antrieb, das Wohnzimmer aufzuräumen, ließen mich den Klumpen in der Brust wieder spüren.
Als mich dann noch mein Vater so verschwörerisch anlächelte, schnürte es mir den Atem ab. Vergeblich versuchte ich das Husten zu unterdrücken.
Mein Vater grinste mich an. »Gib dir keine Mühe. Ich weiß, dass du nicht krank bist.«
Vielleicht war ich in diesem Moment wirklich nicht krank. Aber ich wurde es, als meine Mutter stöhnend ihren Liebhaber empfing und mein Vater mich in sein Bett holte. Wie grausam er ächzte, während sein grässlicher Pimmel in meinem Mund steifer und steifer wurde und seine Finger mich zwischen den Beinen quälten, dass ich mich vor Schmerzen krümmte.
»Schrei nicht! Wehe, du schreist!«
Wie einen Dolch sah ich das aufrecht stehende Ding an Papas Bauch auf mich niederstoßen. Ich bekam keine Luft. Etwas schlug mir ins Gesicht. Mein Kopf schien zu zerspringen. Etwas drückte mir die Kehle zu, legte sich um den Hals, auf die Lungen und die Brust. Egal, ob Papa mich bestrafte – ich musste sitzen. Etwas rasselte und schnarrte fürchterlich. War ich das?
»Mund auf! Atmen! Atmen!«
Wer schrie mich an?
Arme trugen mich weg. Ein Auto. Lichter rasten vorbei.
»Atme! Atme!«
Türen knallten. Leute in Weiß. Etwas senkte sich auf mein Gesicht. Den Geruch erkannte ich wieder. Langsam ließ der Druck in mir nach, verschwanden die Ängste.
Drei wunderbare Wochen lang lernte ich im Krankenhaus wieder atmen und wieder leben zu wollen. Drei Wochen lang war ich in Sicherheit.
Mein Vater besuchte mich jeden Tag. Er beugte sich über mich, um mir Stirn und Wangen zu küssen, und verlangte nichts dafür. Hier an diesem Ort konnte er nichts verlangen, denn fremde Augen sahen uns zu. Niemand durfte auf die Idee kommen, dass dieser liebevoll besorgte Vater ein Tag- und ein Nachtgesicht hatte. Das Geheimnis, das mich außerhalb des Krankenhauses bedrohte, wurde hier zu meinem Schutz. Es waren fantastische drei Wochen.
Auch meine Mutter verbrachte Stunden an meinem Krankenhausbett. Angeblich um möglichst viel Zeit für mich zu haben, hatte sie meine Brüder verteilt: Boris wohnte bei Oma Grete, Georg bei Tante Inge. Nur Stefan war zu Hause geblieben. Schließlich musste wenigstens einer für Mama da sein und sie entlasten, also einkaufen, putzen, kochen.
Vor dem Klinikpersonal und den anderen Eltern, die ihre Kinder besuchten, spielte meine Mutter die Besorgte. Wie liebevoll sie mich beim Abschied zudeckte! Wie herzlich ihr »Werd schnell gesund! Du fehlst uns!« klang. Doch ich wusste, dass sie log. In Wahrheit war sie froh, mich los zu sein. Vielleicht machte sich ihr Mann jetzt an den Abenden wieder mehr aus ihr ...
Mir zuliebe hätte meine Mutter nicht zu lügen brauchen. Ich wollte gar nicht gesund werden. Im Krankenhaus war es viel schöner als zu Hause.
»Liebe Frau B.«, sagte die Ärztin, während sie meiner Mutter und mir zum Abschied die Hände drückte, »Ihre Tochter ist völlig wiederhergestellt. Aber vergessen Sie nicht, Monika braucht noch viel Ruhe. Mit einem Krupphusten ist nicht zu spaßen.«
»Natürlich«, antwortete meine Mutter. »In meiner Zeit als Erzieherin in einem Kinderheim habe ich häufig mit derartigen Geschichten zu tun gehabt. Im Ernstfall weiß ich genau, was zu tun ist.«
»Auf Wiedersehen, Monika«, sagte die Ärztin. »Bleib gesund, hörst du!«
Ich nickte. Die Ärztin war
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