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Monika B. Ich bin nicht mehr eure Tochter: Ein Mädchen wird von seiner Familie jahrelang misshandelt (German Edition)

Monika B. Ich bin nicht mehr eure Tochter: Ein Mädchen wird von seiner Familie jahrelang misshandelt (German Edition)

Titel: Monika B. Ich bin nicht mehr eure Tochter: Ein Mädchen wird von seiner Familie jahrelang misshandelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Jäckel
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wirklich nur geträumt – und alles, alles war gelogen? Ja, ich musste gelogen haben, so lieb, wie mein Papa war. Oh, wie furchtbar! Ich war so schlecht, so böse! So einen lieben Papa hatte ich gar nicht verdient.
    Als wollte er meine Selbstzweifel bestätigen, beehrte mein Vater mich in den folgenden drei Tagen kein einziges Mal. In den Nächten hörten wir Kinder, wie er mit Mama Liebe machte. Wenn die typischen Geräusche einmal ausblieben, war uns die Stille so laut, dass wir kaum einschlafen konnten.
    Vor allem ich schlief schlecht in diesen Nächten. Albträume verfolgten mich. Oft saß ich voller Entsetzen im Bett und spürte von überall her aus der Dunkelheit Hände nach mir greifen. Sie wollten mich hinabreißen, in die Hölle, wo alle bösen Kinder hingehörten.
    In der vierten Nacht nach dem schrecklichen Vorfall bei Tante Inge vernahm ich im Halbschlaf ein seltsames Rufen: »Mo-ni-ka! Mo-ni-ka!« Die Töne waren lang gezogen, hohl und dumpf.
    Angstvoll richtete ich mich auf, um die Nachtlampe neben dem Bett anzuknipsen. Aber nichts. »Klick-klick, Klick-klick«, machte der Schalter – doch kein Licht.
    Wieder diese Furcht erregende Stimme: »Mo-ni-ka! Mo-ni-ka!« Dann ein Knirschen vom Balkon her. Obwohl ich nicht wollte, musste ich hinschauen. Da stand es vor dem Kinderzimmerfenster und wollte herein zu mir, unheimlich weiß, mit glühenden Augen.
    »Monika!«, rief es dumpf und scharrte mit den Flatterhänden an der Scheibe. »Wer ein Geheimnis verrät, muss sterben. Monika, ich hole dich!«
    Ich konnte nicht schreien. Ich konnte mich nicht bewegen. Etwas rieselte warm an meinen Schenkeln hinunter. Ich wusste nicht, was es war.
    »Kein Wort!«, rief die Stimme, und mit dem wehenden Vorhang drang Grabesluft herein.
    Kein Wort kam über meine Lippen. Ich fiel aus dem Bett auf den nackten Fußboden. Dort lag ich, bis ich hochgerissen wurde und der Schmerz mir sagte, dass ich noch lebte. Jemand schlug mich. Es klatschte auf meinen nackten Po. »Dich werd ich lehren, ins Bett zu pinkeln! Das ist pfui, pfui, pfui!«
    Jedes »Pfui« war ein Schlag. Ich fühlte den Schmerz, den mir Papas Hand zufügte, wie durch Watte.
    Mein Vater hatte das Gespenst vertrieben. Er hatte mich gerettet. Er hatte nicht zugelassen, dass es mich mitnahm. Er hatte mich lieb.
    Röchelnd erbrach ich mich meinem Vater vor die Füße. Es störte ihn nicht. Er schlug weiter. »Pfui!«, dröhnte es in meinem Kopf. »Pfui!«, brannte es auf meiner Haut. Doch in meinem Kopf dachte es: »Lieber Papi!«
    Als mein Vater mich losließ, fiel ich auf die Knie. Ich umklammerte seine Beine. Er wollte mich abschütteln, doch ich klammerte mich nur noch fester an ihn. »Bitte, Papi, bitte, bitte, nimm mich mit! Lass mich in dein Bett! Bitte, ich will bei dir schlafen! Bitte, Papa! Darf ich, ja?«
    Mein Vater stieß mich weg. »Pissfletsche! Miststück!«
    »Bitte, Papa, bitte, bitte, nimm mich doch mit!«, flehte ich.
    »Aber nur ohne Schlafanzug und frisch gewaschen! Soll ich dir helfen?«
    Ich wollte nein sagen. Ich kannte das Waschen schon, es war nicht schön. Aber ich sagte: »Ja, Papa!« Ich wollte nicht sterben. Das Gespenst sollte mich nicht holen. Nur bei meinem Vater war ich vor ihm sicher.
    Was machte es schon, dass er mir während des Einseifens die Finger in die Scheide drückte? Was machte es schon, dass ich später in seinem Bett an seinem Pimmel lutschen musste? Was machte es, dass das weiße Zeug mein Gesicht und meine Brust bekleckerte? All das zählte nicht. Wichtig war nur, dass ich bei meinem Vater sein durfte, dass er mich streichelte und in den Armen hielt und mir irgendwann ins Ohr stöhnte: »Ich liebe dich! Keine andere Frau kann ich so lieben wie dich!«
    Meine Begegnung mit dem Gespenst verfehlte seine Wirkung nicht. Ich schöpfte ja nicht den geringsten Verdacht. Auf den Gedanken, dass mein Vater die schreckliche Szene inszeniert hatte, dass er, der gelernte Elektriker, die entsprechenden Sicherungen herausgedreht hatte, um als Gespenst einen optimalen Bettlakenauftritt zu haben, kam ich nicht. In meinen Augen hatte eine höhere Gewalt mich für meinen Verrat bestrafen wollen. Ein von überirdischen Mächten geschickter Geist war gekommen, um mich in die Hölle zu befördern. Mein Vater hatte den Geist verjagt. Er hatte mich in letzter Sekunde aus höchster Gefahr gerettet. Er war mein Held.
    Die Angst davor, eines Tages in der Hölle zu landen, spielte für mich in jener Zeit ohnedies eine große Rolle. Der

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