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Monika B. Ich bin nicht mehr eure Tochter: Ein Mädchen wird von seiner Familie jahrelang misshandelt (German Edition)

Monika B. Ich bin nicht mehr eure Tochter: Ein Mädchen wird von seiner Familie jahrelang misshandelt (German Edition)

Titel: Monika B. Ich bin nicht mehr eure Tochter: Ein Mädchen wird von seiner Familie jahrelang misshandelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Jäckel
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pisst weißes Gold. Is ’n echt geiles Feeling. Komm her, fass ihn mal an. Los, komm schon, ich zeig’s dir!«
    Georg schüttelte stumm den Kopf.
    Stefans Grinsen wurde breiter. »Komm schon, Kleiner, komm schon!«, flüsterte er und streichelte demonstrativ sein Glied noch intensiver.
    Georg hatte keine Chance. Wenn Stefan so bösartig grinste, war eine Tracht Prügel nicht weit. Ich schloss die Augen, als Georg aufstand. Ich wollte das nicht mit ansehen. Meine Ohren jedoch konnte ich nicht verschließen. Georg weinte. Es war kaum zu hören. Aber es reichte, meine Angst um mich selbst zu übertönen.
    »Nein!«, schrie ich, während ich aufsprang und mich vor Georg stellte. »Hör damit auf, du Idiot! Lass ihn in Ruhe! Er ist doch dein Bruder.«
    »Ach nee, guck mal einer an, unser Schwesterchen!«, sagte Stefan. »Vögelt mit ihrem eigenen Vater und predigt mir Moral.« Mit einem Griff packte er mich an den Haaren und zerrte mich zu sich. »Los, zeig mal, was du kannst!«
    Ich konnte mich nicht wehren. Wie gelähmt ließ ich es mir gefallen, dass Stefan meine Hand an sein Glied führte und nicht wieder losließ, bis er gehabt hatte, was er wollte.
    »Gar nicht übel, sprach der Dübel und verschwand in der Wand«, sagte er und wischte sich das Sperma mit dem Bettlaken vom Bauch. »Als Nutte hast du echt Talent, Schwesterherz. Machst bestimmt mal Karriere.«
    Ich wusste nicht, was eine Nutte ist. Es war mir auch gleich. Ich kauerte vor Stefans Bett, die Beine gehorchten mir nicht. Bilder zogen an mir vorbei. Erst Opa, dann Papa, dann Stefan: Was war falsch mit mir, dass sie diese Sachen mit mir machten? Was war an mir, das sie dazu brachte? Mein Blick fiel auf meine Hand. Sie war feucht und klebrig. Würde sie je wieder sauber sein? Doch war es überhaupt meine Hand? Wenn sie mir gehörte – warum gab sie sich dann zu etwas her, das ich nicht wollte? Warum gehorchte sie allen anderen, nur mir nicht?
    Georg zog mich am Arm hoch. Ich hatte das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen. Stefans Gelächter verfolgte mich bis ins Bad.
    »Ich will nicht, dass er das mit dir macht!«, sagte Georg, der in der Badezimmertür stand. »Es ist gemein. Ich hau ihm eine rein, ehrlich! Er soll das nicht!«
    Mein Magen schmerzte, als hätte ich etwas zu Scharfes gegessen. »Er macht’s ja nicht wieder«, sagte ich und schluckte gegen den Brechreiz an. »Mach dir keine Sorgen.«
    »Bestimmt?«, fragte Georg.
    Wie gern hätte er mir geglaubt! Ich sah es ihm an.
    »Klar!«, antwortete ich. Und hoffte sogar ein bisschen, ich würde Recht behalten.
    Von diesem trüben Herbsttag an war ich Stefans rechte Hand – wie er es selbst spöttisch ausdrückte. Nie verlangte er mehr von mir als meine Hand. Nicht einmal einen Kuss. Er fügte mir auch keine körperlichen Schmerzen zu. Diese Bescheidenheit rechnete ich ihm zeitweilig so hoch an, dass ich es ihm nicht einmal übel nahm, dass er mich erpresste.
    Stefan, ohne Zweifel das intelligenteste der B.-Kinder, hatte schon früh andere Mittel als Schläge parat, uns Jüngere zur Räson zu bringen. Eines dieser Mittel war Erpressung. Zum Beispiel konnte er damit drohen, er würde verraten, dass ich die Unterschrift meines Vaters unter einer schlechten Klassenarbeit gefälscht hatte. Auch hatte er mich bei so manchem verbotenen Griff in Mamas Haushaltskasse ertappt. Und er kannte noch etliche weitere Verfehlungen von mir – vom kleinen Kaufhausdiebstahl bis zu Prügeleien, bei denen ich irgendeinen Schaden angerichtet hatte.
    Meine Angst vor meinem Vater war kein Geheimnis. Stefan hatte also leichtes Spiel. »Entweder du tust, was ich will«, sagte er, »oder ich petze. Such’s dir aus, Schwesterherz; du hast die freie Auswahl.«
    Natürlich hatte ich sie nicht, die freie Auswahl. Nein zu sagen war unmöglich. Also hielt ich still, überließ Stefan meine Hand und dachte an den Vogel über den Wolken, bis es vorüber war.
    Entsprechend der Doppelmoral, die unsere Eltern uns vorlebten – und die nach außen hin so wenig erkennbar war, dass fremde Frauen sich in unserem Elternhaus Ratschläge holten für die Kindererziehung –, sorgte Stefan dafür, dass ihn fortan beim Gebrauch meiner Hand niemand beobachtete. Entweder behielt er mich unter irgendeinem Vorwand in der Wohnung zurück, während unsere Brüder draußen herumtobten, oder er kam nachts zu mir, wenn sie schliefen.
    Vielleicht schämte er sich auch, die Kleinen zugucken zu lassen. Vor allem für Georg, an dem er sehr hing,

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