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Monika B. Ich bin nicht mehr eure Tochter: Ein Mädchen wird von seiner Familie jahrelang misshandelt (German Edition)

Monika B. Ich bin nicht mehr eure Tochter: Ein Mädchen wird von seiner Familie jahrelang misshandelt (German Edition)

Titel: Monika B. Ich bin nicht mehr eure Tochter: Ein Mädchen wird von seiner Familie jahrelang misshandelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Jäckel
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kein anderer!«, sagte er. »Du gehörst mir, mir, mir ...«
    Jedes »mir« war ein Schnitt. Ich weiß nicht, wie oft die Klinge über meine Schamlippen fuhr. Vor Grauen verspürte ich nicht einmal Schmerz. Erst später – beim Gehen, beim Sitzen, immer – war er da, so beißend, als fresse er mich von innen her auf.
    Damals kam ich nicht auf den Gedanken, mir einen Handspiegel zwischen die Beine zu halten, um mir selbst Gewissheit über meine Verletzungen zu verschaffen. Erst recht kam ich nicht auf die Idee, die Wunden irgendwie zu behandeln. Ich verabscheute und hasste nichts stärker als diesen Teil meines Körpers. Es geschah ihm recht, dass er litt! Er hatte es nicht besser verdient. Wenn er doch nur abfallen würde von mir! Dann könnte niemals wieder geschehen, was bereits geschehen war.
    Heute komme ich um den Spiegel nicht mehr umhin. Denn die Wunden, die ich mir selbst beibringe, sind noch tiefer als jene ersten, die mir mein Vater schnitt. Sie müssen versorgt werden, weil sie eitern und kaum heilen wollen.
    Ich drücke Zigaretten auf meinen Schamlippen aus, malträtiere meine Scham mit allem, was scharf ist, bohre Nadeln in mein Fleisch, bis nur mehr die Köpfe zu sehen sind, bohre bereits vernarbte Wunden wieder auf. Die Narben meiner ersten Verletzungen sind kaum noch zu entdecken. Doch in der Seele sind sie noch längst nicht verheilt.
    Die Frage, warum ich mich selbst verletze, ist nicht in ein, zwei Sätzen beantwortet. Mir selbst ist nicht voll und ganz bewusst, was dabei in mir abläuft. Drei wichtige Gründe aber glaube ich erkannt zu haben. Ich kann sie in diesem Moment relativ sachlich analysieren; dennoch habe ich in gewissen Situationen keine Gewalt über das, was sich in mir abspielt.
    Der erste Grund für mein »autoaggressives Verhalten«, wie Fachleute es nennen, ist der Wunsch, mich selbst zu schützen. Ich füge mir selbst Verletzungen zu, weil ich nicht mehr missbraucht werden will. Da die sexuelle Lust eines jeden Menschen, der meine zerschnittenen Schamlippen sieht, abgetötet wird, bedeuten meine Wunden Schutz. Dies lehrte mich mein Vater mit dem Messer in der Hand. Wenn die Erinnerungen und Albträume über mich herfallen und die Angst vor einer Wiederholung der Vergangenheit mich um den Verstand zu bringen droht, gibt mir das Messer Erlösung und Ruhe. Solange mein Körper, und vor allem meine Scham, nicht begehrenswert ist, bin ich außer Gefahr.
    Ich verletze mich aber auch aus Wut auf meinen Vater. Ich habe nicht gelernt, Zorn gegen andere zu richten, weil ich nicht gelernt habe, andere für ihr Fehlverhalten verantwortlich zu machen. Von klein auf erfuhr ich, dass ich selbst schuld an allem sei, was mir widerfuhr. Bis heute sitze ich über mich selbst zu Gericht, obwohl ich längst weiß und durch Psychologen und Richter darin bestätigt wurde, wer der wahre Schuldige ist. Doch alles Wissen nützt nichts. Dieser Mann ist mein Vater. Ich habe geglaubt, dass er mich liebt. Ich habe ihn geliebt, ich liebe ihn noch heute und will ihn nicht hassen müssen. Dies aber müsste ich, wenn ich erkenne, dass er mich nur benutzt und nie wirklich geliebt hat. Eine solche Erkenntnis wäre das Schmerzhafteste, das ich mir vorstellen kann. Denn wenn nicht einmal mein Vater mich je geliebt hat, wer könnte mich dann jemals lieben? Bin ich dann nicht ein widerwärtiges, abstoßendes Nichts? Diese Gedanken, die mich verzweifeln lassen, führen mich dazu, mich selbst zu verbrennen. Ich verletze mich, um mich selbst von der Schuld meines Vaters abzulenken.
    Nicht zuletzt aber verletze ich mich, um meinen Körper wieder fühlen zu können. Meine Haut, die verletzlich aussieht wie jedermanns Haut, ist in Wahrheit wie ein Panzer. Ich habe mir diesen Panzer im Laufe der Jahre zugelegt. Meine Empfindungen habe ich mit ganzen Schichten schützender Hüllen umgeben und immer tiefer in mich verdrängt. Sie sind noch da – aber tief vergraben, auch für mich selbst oft unauffindbar.
    In Therapiestunden oder auch während der bitteren Arbeit an diesem Buch schlage ich Breschen in meinen eigenen Panzer. Oft habe ich Angst, unter den schützenden, stützenden Hüllen nichts mehr vorzufinden. Wer bin ich, wenn der Panzer vollends abgelegt sein wird? Kann ich es überhaupt ertragen, anderen Menschen ohne diesen Schutz gegenüberzutreten? Werde ich dann wieder zum Opfer – endgültig diesmal?
    Obwohl ich Angst habe vor meinem eigenen Mut, wünsche ich mir in letzter Zeit häufig, die Schutzhüllen möglichst

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