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Monika B - Ich bin nicht mehr eure Tochter

Monika B - Ich bin nicht mehr eure Tochter

Titel: Monika B - Ich bin nicht mehr eure Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Jaeckel
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Vater war nichts umsonst. Aber ich brauchte sein Lächeln so sehr, diese Wärme in seinem Blick, den Frieden in seinem Arm.
    Nachts tat er mir jetzt nicht mehr so weh. Er rieb nicht mehr so oft zwischen meinen Beinen herum und steckte mir auch seinen Finger nicht mehr so grob in die Scheide. Vielleicht hatte er Angst, meiner Vorschullehrerin könne es auffallen, wenn mein Schambereich so wund gescheuert wie früher manchmal wäre. Immerhin hatte sie meiner Mutter gegenüber schon einmal bemerkt, dass ich wohl häufig eine Blasenentzündung habe; sie könne es sich nur mit offensichtlichen Schmerzen beim Wasserlassen erklären, dass ich so ungern und oft zu spät zur Toilette ginge ...
    Mein Vater streichelte mich jetzt meistens mit der Zunge. »Das ist noch viel schöner«, sagte er. »Du hast da unten einen richtig süßen kleinen Mund. Der ist nur für Papa. Denkst du auch immer schön an unser Geheimnis?«
    Ja, ich dachte daran – immerzu!
    Doch zugleich machte ich mir immer öfter Gedanken darüber, ob andere Mädchen von ihrem Papa wohl genauso geliebt würden wie ich von meinem. Wenn Herr Mertens mit seinen beiden Töchtern schmuste oder spielte, fiel mir auf, dass etwas anders war als zwischen meinem Vater und mir.
    »Pulst du der Lisa nicht im Mund herum?«, fragte ich einmal, die Hände auf dem Rücken verschränkt, und starrte Herrn Mertens an.
    »Ich? In Lisas Mund herumpulen! Wieso sollte ich?« Lachend strich er seiner Tochter über den Kopf. »Bin ich etwa der Zahnarzt?«
    Ich fragte nicht weiter. Wären Mertens stutzig geworden, wenn ich mich deutlicher ausgedrückt hätte? Hätten sie nachgefragt? Wäre ihnen die Ungeheuerlichkeit dieser Aussage, die hinter meiner kindlich ungeschickten Frage steckte, aufgefallen?
    Ich wünschte es mir. Aber, ehrlich gesagt, glaube ich es nicht. Für die meisten Menschen liegt sexueller Kindesmissbrauch so weit außerhalb des Vorstellbaren, dass sie selbst bei deutlichen Zeichen nicht misstrauisch werden. Diejenigen aber, die einen entsprechenden Verdacht hegen, handeln allzu oft nach der Devise: »Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.« Das gilt heute noch genauso wie damals, als ich sechs Jahre alt war. Über Kindesmissbrauch tuschelt man in unserer Gesellschaft höchstens hinter vorgehaltener Hand.
    Erst recht aber schweigen die Opfer. Dabei ist es für ein Kind so schwer zu schweigen. Was in einem Kinderkopf herumgeht, will ausgesprochen sein. Das gilt besonders für bestimmte Entwicklungsphasen. Ein Kind, das in einer solchen Phase zum Schweigen verdammt ist, lernt nicht richtig denken und nicht richtig sprechen.
    Dass ich trotz des Schweigegebots immer wieder über das zu reden versuchte, was man mir antat, war wohl ein Befehl aus meinem Unterbewusstsein, ein Zeichen meines Selbsterhaltungstriebs vielleicht.
    So entsinne ich mich an eine Szene mit Conny, meiner Nachbarin auf der Vorschulbank. Wir bastelten an irgendeinem Geschenk für die Eltern.
    »Zu Hause habe ich noch ein richtiges Geschenk«, erzählte Conny. »Ein gekauftes. Aber das ist ein Geheimnis.«
    »Darfst du es keinem verraten?«, fragte ich.
    Conny schüttelte den Kopf.
    »Haut dein Papa dich sonst?«, bohrte ich weiter.
    »Du spinnst wohl!«, sagte Conny und tippte sich an die Stirn. »Mein Papa haut mich nie!«
    Einen Papa, der nie haut, so einen Papa gab es doch gar nicht! »Du lügst!«, schrie ich empört. »Lügnerin! Doofe Sau!«
    »Monika!«, rief die Vorschullehrerin. »Wenn du wieder ungezogen bist, musst du in die Eselsbank!«
    Ich zog freiwillig dorthin um. Neben einer, die so log wie Conny, wollte ich nicht sitzen.

XII
    Schon immer hatte es Stunden gegeben, in denen wir Kinder unser Zimmer nicht verlassen, vor allem aber nicht das Wohn- oder das Schlafzimmer betreten durften. Das Verbot genügte. Da wir wussten, wie hart Ungehorsam bestraft wurde, war es für meine Eltern nicht nötig, die Türen abzuschließen. Trotzdem kam es, als wir noch klein waren, ein paar Mal vor, dass wir im Eifer des Spiels vergaßen, was uns befohlen worden war. So schneite ich einmal unverhofft ins Wohnzimmer, als meine Eltern eng umschlungen auf dem Sofa saßen. Sie fuhren erschrocken auseinander, und während meine Mutter ihre Kleider ordnete, trug mein Vater mir auf, irgendetwas unbedingt sofort zu erledigen. Wer in solch einer Situation nicht auf dem Absatz umkehrte, wurde von meinem Vater angeschrien und hatte eine empfindliche Strafe zu erwarten. »Raus! Und wehe, du spickst zum

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