Monk - 03
die Haut«, erklärte Madam Frost. »Sie konnte letzte Nacht eine Entscheidung treffen, und es war eindeutig die falsche. Unser Wille ist frei, und wenn wir ihn überlegt einsetzen, dann ist das stärker als jede Macht im Himmel.«
»Die Sterne und die Planeten bewegen sich präzise auf ihren Bahnen, so wie es die Gesetze der Physik bestimmen«, sagte Monk. »Habe ich recht?«
»Ja«, bestätigte sie.
»Meinen Sie, als Astrologin sollten Sie dann Ihre Habseligkeiten nicht auch präzise so anordnen, wie es die Gesetze der Physik bestimmen?«
»Da Sie offenbar so viel für die Positionen der Sterne übrig haben, werden Sie mir vielleicht erlauben, Ihre Tafel zu erstellen«, schlug die Frau vor. »Ich kann Ihnen zeigen, welche Hindernisse Sie bei Ihren Ermittlungen und in Ihrem Leben überwinden müssen.«
»Ich glaube nicht an Astrologie«, sagte Monk.
»Woran glauben Sie dann?«
Einen Moment lang musste er nachdenken. »An Ordnung«, antwortete er schließlich und lief weg.
Madam Frost sah mich an. »Und was ist mit Ihnen, meine Liebe? Woran glauben Sie?«
»An mich selbst«, erwiderte ich.
»Und? Hilft es Ihnen?«
»An manchen Tagen mehr als an anderen.« Ich verabschiedete mich von Madam Frost, bedankte mich, dass sie sich die Zeit genommen hatte, und ging zu Monk, der mitten auf der Straße stand.
»Wohin jetzt?«
»Zurück zum Hauptquartier«, sagte er. »Ich frage mich nur gerade, wie wir dort hingelangen sollen.«
Ich drehte mich zu meinem Wagen um – oder besser gesagt zu der Stelle, an der ich meinen Wagen vermutete. Nur war er nicht da. Ich sah mich um, aber ich konnte ihn nirgends entdecken. Ich ging zu dem Officer, dem ich meinen Wagenschlüssel gegeben hatte, einem Typen mit kantigem Kiefer, ebenso kantiger Frisur und geröteten Wangen. Genau genommen sah sein Kopf aus wie ein Ziegelstein. Auf dem Namensschild stand der Name Krupp , und der Mann sah uns unverhohlen amüsiert an.
»Wo ist mein Wagen?«, wollte ich wissen.
»Das müssen Sie die Abschleppfirma fragen«, gab Officer Krupp zurück.
Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. »Sie haben meinen Wagen abschleppen lassen?«
»Sie hatten ihn verbotswidrig abgestellt, und er hat den Verkehr behindert«, sagte er. »Hier ist Ihr Strafzettel.«
Krupp reichte mir einen gelben Zettel, den ich sofort zerknüllte und ihm gegen die Brust warf. Er tat, als würde er davon nichts mitbekommen, und nahm seinen Blick keine Sekunde von mir.
Ich zeigte auf Monk. »Wissen Sie, wer das ist?«
»Ja, das weiß ich«, gab Krupp zurück. »Das ist der Spinner, der mich um meine Pension bringen wird.«
»Das ist der Spinner, der Sie auf der Stelle feuern kann«, sagte ich.
»Und das, wo ein Mangel an Cops auf den Straßen herrscht?« Er grinste herablassend. »Das glaube ich kaum.«
»Okay«, meinte ich. »Dann her mit den Schlüsseln.«
Er gab mir meinen Schlüsselbund, aber ich hielt die Hand weiter ausgestreckt. »Ich will die Schlüssel für Ihren Wagen.«
»Das ist ein Dienstfahrzeug«, gab Krupp zurück. »Und Sie sind eine Zivilperson.«
»Er ist der Captain«, sagte ich und deutete erneut auf Monk. »Aber vielleicht wollen Sie sich darüber ja lieber mit dem Bürgermeister unterhalten. Ich habe Smitrovich auf Kurzwahl gespeichert.«
Kaum begann ich in meiner Handtasche zu wühlen, wusste der Officer, dass er verloren hatte. Er gab mir die Schlüssel für seinen Wagen.
»Danke.« Ich sah zu Monk, der etwas erschrocken dreinblickte. »Kommen Sie, Captain.«
Wir gingen zum Streifenwagen.
»Ist das Ihr Ernst?«, fragte er mich.
»Wollen Sie lieber in einem Taxi fahren, in dem schon Tausende von Leuten gesessen sind?« Ich sah Monk an, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief. »Dachte ich mir's doch.«
Wir stiegen in den Polizeiwagen ein, der mit Laptop, einem Gewehr und einem vor der Mittelkonsole montierten Funkgerät ausgerüstet war, sich ansonsten aber von einem normalen Pkw nicht unterschied. Ich startete den Motor, der mit einer Wildheit aufheulte, gegen die mein Jeep Cherokee sich wie ein Golfwagen anhörte. Mir kam es fast so vor, als müssten Flammen aus dem Auspuff schlagen, sobald ich Gas gab.
Das würde lustig werden.
Mein Handy klingelte, ich holte es aus der Tasche und meldete mich. Es war Officer Curtis aus dem Hauptquartier. Sie rief an, um uns wissen zu lassen, dass ein weiterer Bürger der Stadt San Francisco getötet worden war. Ich sagte ihr, in welchem Streifenwagen wir unterwegs waren, damit sie uns über
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